Donnerstag, 19. November 2009

Antonius und Lukas

Ein Tag volle Kanne Kultur. Außer dem riesigen Palazzo, den ich Euch schon gestern vorgestellt habe, gibt es in Padova zwei Heilige, deren sterblichen Überreste hier ausgestellt werden.
Eine gewaltige Basilka ist dem Sant' Antonio geweiht, dem Antonius von Padua. Seine Zunge und seinen Unterkiefer kann man in der Reliquienkammer sehen, schon ein etwas seltsamer Umgang der Katholiken mit ihren Heiligen. Die Kirche ist gigantisch, voll mit Kunstschätzen, gut besucht und auch während des Gottesdienstes zugänglich. Das hatte heute etwas von Zurschaustellung volkstümlicher Bräuche. Während und ganz besonders nach dem Gottesdienst ziehen die Massen am Sakopharg des Heiligen vorbei.
Nicht weit von ihm entfernt ruht Lukas, der Evangelist in der Kirche Santa Guistina. (Die Kirche steht an einem der größten Plätze, die ich je in einer Stadt gesehen habe.) Lukas liegt hier kopflos, die eine Hälfte seines Schädels liegt in Prag, die andere Hälfte im Panteleimon-Kloster auf dem Berg Athos in Griechenland. In dieser Kirche ist gar nichts los. Kein Mensch außer mir wollte den Heiligen sehen. Neueste Untersuchungen ergaben, dass tatsächlich die drei Teile des Leichnams zu einem Menschen gehörten und dieser etwa 1900 Jahre alt ist (also der Leichnam, nicht der Mensch). Nicht genug mit diesen zwei riesigen Kirchenbauten; es gibt noch eine Kathedrale.
Genau wie in Santa Guistina ist von der ursprünglichen Gestaltung des Kircheninneren kaum etwas erhalten geblieben, Ergebnis der Bombenangriffe von 1944(?), ich habe da nicht nachgeforscht.
Als vierte und kleinste gibt es noch die Kirche der Eremitenbrüder.
Neben der Kirche steht das Museum der Eremitage, in dem man seit heute eine Sonderausstellung über Caravaggio (nur ein Bild!)und seine Jünger sehen kann; außerdem eine archäologische Sammlung, eine Pinakothek und die sensationelle Kapelle des Scrovegni. Enrico Scrovegni ließ diese Kapell ab 1300 neben seinem (nicht erhaltenen) Palazzo bauen, um seinen Vater aus dem Fegefeuer zu erlösen, wohin er wegen Wuchers verbannt wurde. Die gesamte Kapelle ist von Giotto mit Fresken ausgestaltet worden, die fantastisch sind. Normalerweise kann man sich drei Tage im Voraus zur Besichtigung anmelden und muss dann im entsprechenden Zeitfenster erscheinen, da nur 20 Personen gleichzeitig eingelassen werden. Ich hatte Novemberglück und musste nur 20 min auf meinen Besuch warten.
Alles kann man natürlich sehr ausführlich bei Wikipedia nachlesen.
Hier noch etwas ganz anderes von meiner gestrigen Etappe: Man wundert sich in Deutschland ja schon immer über den Schilderwald an den Straßen. Hier nun die italienische Variante davon, auch wenn es auf dem Bils nicht ganz so deutlich wird. Diese Einengung der Straße, die die Geschwindigkeit regulieren soll, wird allen Ernstes auf der gesamten Länge von vielleicht acht bis 10 Metern als Radweg ausgewiesen. Solche Radwege gibt es dann auf beiden Seiten mehrere Male.
Seume in Grimma und unterwegs in Venedig. Da sag' noch mal einer, dass Wandern nicht jung erhält!

Ich gehe jetzt essen und plane dann meine morgige Tour.

1 Kommentar:

Uta hat gesagt…

Liber Thomas,jetzt will ich alle Rekorde brechen, wärend ich dir geschrieben habe, hast du Fleißiger doch tatsächlich schon wieder Neues in den Plog gestellt. Das muss ich auch einmal sagen, ich finde es toll und bewunderns wert, dass du nach deinen Märschen noch Lust hast, das alles aufzuarbeiten und mich auf jeden Fall so toll zu unterhalten.
Nochmals liebe Grüße Uta