Tja ihr Lieben, so schnell kann es gehen. Da schaut man mal einen Tag nicht hin und schon ist der Kerl in Italien.
Ich habe beim Nachlesen festgestellt, dass ich meine Lieblingscousine und ihren Mann gar nicht in der Leserschar begrüßt habe, was ich hiermit mit einer großen Entschuldigung nachholen möchte. Sie, Bine, und Markus verbergen sich nämlich hinter dem kryptischen theUSA, nur anders geschrieben und mit anderer Bedeutung. Nagelneu in der Runde ist auch Emerson, von dem ich weiß, wer sie ist. Es freut mich sehr, dass du dabei bist. Willkommen!
Wenn es denn lustig wäre...
Am Donnerstag bin ich guter Hoffnung und voller Elan gestartet um nach nur 5 Kilometern das bekannte Ziehen im rechten Bein zu spüren. Nach weiteren 5 km ließ es sich auch nicht mehr ignorieren. Die Ärzte in der Nähe machen am Donnerstag gegen 11.30 Uhr Schluss und einige fangen am Nachmittag auch wieder gegen 15 Uhr an. Ich fuhr also (wieder einmal) mit dem Bus zum nächsten Ziel und hatte am Nachmittag und Abend etwas Zeit, über die Möglichkeiten nachzudenken, die sich mir jetzt bieten. Heraus kamen folgende Optionen:
1. Abbruch, nach Hause fahren.
2. In Wildon/ Graz eine weitere Woche (oder auch zwei) zu warten und dann weiter zu laufen.
3. Nach Hause fahren, dort auskurieren und dann wieder einsteigen.
4. Schmerzmittel einsacken und weiter schleichen.
5. Voraus fahren und dort auskurieren.
Die Entscheidung musste dann eigentlich nur zwischen Zweitens und Fünftens gefällt werden. Alle anderen Möglichkeiten fielen sehr schnell aus dem Rennen. Graz ist wirklich eine schöne Stadt und ich habe mir eine Menge angesehen. Jetzt dort noch eine oder gar zwei Wochen vertrödeln und dann Anfang November durch Slowenie wandern, erschien mir nicht machbar. Ich wurde schon kribblig bei dem Gedanken, wieder nach Graz zurück zu fahren. Wildon oder Ehrenhausen wären keine wirkliche Alternative gewesen.
Ziemlich spontan habe ich dann in Trieste eine Wohnung für zwei Wochen gemietet und bin gestern mit Bahn und Bus hierher gefahren. Zur Wohnung gehören die beiden Fenster unten rechts, wie zu Hause im Erdgeschoss. Das Haus steht am Ende einer kleinen Sackgasse mit nur drei Häusern in absolut ruhiger Lage mitten in der Altstadt von Trieste.
Bereits auf der Fahrt habe ich die Entscheidung bereut. Was ist aus dem Vorsatz der Wanderung nach Syrakus geworden? Da wird mal eben ein ganzes Land ausgelassen (auf das ich mich sehr gefreut habe, mal nebenbei bemerkt)! Damit ist doch die ganze Idee, die dahinter steckt verraten und verkauft. Ich hätte wirklich dort bleiben sollen und abwarten müssen.
Nun ja, jetzt habe ich erst einmal das Heimatquartier eines Triester Opernsängers bezogen, der offensichtlich so viel unterwegs ist, dass er die Wohnung vermietet. Ein Wohnzimmer mit Partituren und Büchern über Musik und Komponisten, einem sehr schönen, glänzend schwarzen Klavier (darüber eine Goldmedaille für den lyrischen Tenor, auf Capri 2004 ersungen) und außerdem die größte Sammlung von Woody-Allen-Filmen (einige auch mit deutscher Synchronisation), die ich kenne; ein kleines Schlafzimmer, eine gemütliche Essküche (heute wurde endlich mal wieder selbst gekocht) und ein kleines Duschbad sind bis zum 7. November mein Quartier. Ich hoffe, dass ich bis dahin wieder auf dem Damm bin. Was ich mache, wenn dem nicht so ist, wage ich noch gar nicht zu denken.
Die Ärztin in Wildon, meinem letzten österreichischen Quartier führte als mögliche Ursachen für die Entzündung das Laufen auf dem Asphalt bzw. die neuen Schuhe an. Kann das sein? Ich laufe mit den Schuhen bereits seit Kolin, das sind mehr als 600 km, da kann man nicht wirklich von neuen Schuhen reden?! Was sagt ihr dazu? Ob Mediziner oder nicht, Füße habt ihr alle.
Ich bin immer noch genervt und unzufrieden mit mir und der Situation und war heute auch nur kurz aus dem Haus um Essen einzukaufen, daher nur drei kleine Bildchen. Ich hoffe, meine Stimmung bessert sich mit dem Wetter, ab Montag sind hier sonnige 20 °C angesagt.
Ich habe beim Nachlesen festgestellt, dass ich meine Lieblingscousine und ihren Mann gar nicht in der Leserschar begrüßt habe, was ich hiermit mit einer großen Entschuldigung nachholen möchte. Sie, Bine, und Markus verbergen sich nämlich hinter dem kryptischen theUSA, nur anders geschrieben und mit anderer Bedeutung. Nagelneu in der Runde ist auch Emerson, von dem ich weiß, wer sie ist. Es freut mich sehr, dass du dabei bist. Willkommen!
Traurige Grüße aus Trieste (wie passend) Thomas (17.30 Uhr)
7 Kommentare:
Hallo Thomas, die Entscheidung ist richtig. Ruhe Dich in neuer interessanter Umgebung aus.
Die Quartierbeschreibung hört sich doch gut an. Unternimm nicht zu viel! Ruhe und pflege Dein Bein. Seume ist viele Strecken mit der Postkutsche oder dem Schiff gefahren, also mach Dir keine Vorwürfe. Die Strecken, die Du unbedingt laufen willst kannst Du doch noch irgendwann nachholen.
Vielleicht läßt Du mich als Wanderpartner durch Slowenien zu?
Guten Weg
Pa
Lieber Thomas,ich möchte auch, dass du weitermachst.Ich habe mich gerade an deine Berichte gewöhnt- und auch die Kommentare sind interessant.Aber eigentlich tut es mir leid, dass du so ein Pech hast, aber ich habe mir gleich gedacht, dass eine Woche zu wenig zum Auskurieren ist.Nun ist es in Trieste wenigstens schön warm und sicher sehr abwechslungsreich.Dein Vater hat recht, du musst ja nicht die ganze Strecke laufen, kannst dir auch einen Esel nehmen,dann treffen wir uns vielleicht doch noch in Syrakus!Ich hoffe, du wirst nicht mutlos und gibst auf.Wir finden dein Unternehmen auch so toll, wenn du nicht alles läufst. Also, lass den Kopf nicht hängen und lege das Bein hoch.
Liebe Grüsse Uta
Lieber Thomas,
herzlichen Dank für die verspätete Begrüßung, wir sind ja auch erst später "zugestiegen".
Nun ja, du scheinst in einem wirklichen Dilemma gesteckt zu haben, bevor du (d)eine Entscheidung getroffen hast!Aber was du auch entscheidest, tust du ja für dich und nicht, weil deine Leser dich um jeden Preis ans Ziel kommen sehen wollen. Und niemand ist wohl dabei, der sich die Hände reibt und sagt, das hab ich ja gewußt, dass er das nicht schafft!Oder doch? Schämt euch!
Hör auf deinen Bauch, oder in dem Fall auf deine Füße, Intuition ist nicht immer der schlechteste Ratgeber! In diesem Sinne verabschieden wir uns für vier Tage in den Westerwald zum Kurzurlaub bei Freunden. Viel Spaß beim Filme gucken!
Bine und Markus
Hallo Thomas,ich hoffe,daß Du inzwischen das Unerwartete annehmen und die neuen Eindrücke genießen kannst.Es macht mir große Freude, Deinem Weg zu folgen, ganz egal ob Du gehst oder fährst, fröhlich oder neidergeschlagen bist, mit Dir sprichst oder schweigst. Es ist in der Tat ungewöhnlich, daß sich erst nach 100 Kilometern Dein im Moment wichtigstes Werkzeug meldet und um Ruhe bittet.Ob nun Asphalt oder neue Schuhe oder Marathontagesstrecken - viel wichtiger ist doch die Frage, warum es geschieht und was Du nun damit machen sollst. Jeder Befragte wird Dir eine andere Lösung anbieten und sicherlich gibt es unzählige Rezepte dafür. Ich denke, daß Du merken wirst, wann es weitergehen kann.
Toll, das habe ich nun gerade gebraucht! Da will man einen Rat und nun so was!
Genieße die Zeit. Liebe Grüße Martin
Hallo Thomas,
erst in den Ferien hatte ich Muße und Lust und ein schnelles Internet um Dich zu suchen. Mit Freude und natürich Interesse habe ich deine (Tor)Tour verfolgt. Die Rätsel kann ich nicht lösen, aber du hast ja eine kluge Schwester und umosler.
Bisher habe ich dich immer nur beneidet, aber wenn man es so liest, kommen mir doch Bedenken. Auf alle Fälle verseumen wir Nichtspaziergänger ganz viel. Ich drücke sehr alle Daumen für eine schnelle anhaltende Genesung und stelle mir jetzt vor, wie du allein in der fremden Wohnung tröpfchenweise den Mut verlierst. Trotz Woody Allen.
Halt die Ohren steif - ich muss diese Woche noch eine Klausur kontrollieren; neidisch? Na also. Frank
P.S. Übrigens hätten wir uns beinah in Prag treffen können. Wir waren am 22. September auf Klassenfahrt mit der 10.11 dortselbst. Wahrlich eine WUNDERSCHÖNE Stadt!
Lieber Herr Graf,
immernoch krank?? Oh man, dass ist bestimmt schrecklich, wünsch dir viele viele gute Filme und schlechteres Wetter damit das drin sitzten wenigstens Sinn macht :)
Ich weiß nicht ob es ein Ratgeber gibt für Leute die mal ebend bei Syrakus spazieren wollen, glaub eher nicht, also hab ich mal in meinem Austauschschülerbuch gesucht uns gefunden:
Grade unerwartete und vielleicht auch erstmal ungewollte Erfahrungen sind die von denen man am Ende am meisten profitiert und am liebsten Erzählt.
Deswegen glaub ich das du die richtige Entscheidung getroffen hast, auf jeden Fall.
Wer weiß, vielleicht endeckst du ja auch in Trieste noch was total tolles wasdu nicht gesehen hättest wenn du einfach vorbeigegangen wärst oder so.
Ja, der Lehrertag hat mir auch gut gefallen ich fands ne süße Geste weil sowieso immer alle ständig Blumen geschenkt bekommen, warum dann nicht auch mal die Lehrer die in Lettland für fast kein Geld arbeiten und oft Nachmittags noch an anderen Schulen weils Gehalt nicht reicht...aber wenn wir Frau Kundel das Vorschlagen dann will ich auch das Iesvetibas, is doch mal ne lustigere art die 7. zu begrüßen als immer nur diese Führung durch die Häuser...
mal gucken was Frau Kundel dazu sagt :)
Hier ist das Wetter so lala, ziemlich kalt aber regnen tuts immerhin nur manchmal. Aber ich hätte dir auch bei besserem Wetter nicht empfohlen durch Lettland zu wandern, es seie denn die Hotels in denen du schläftst haben keine Duschen und du willst das Duschen am Straßenrand nachholen, gehwege gibts nämlich nicht, wurden ersetzt durch riesige braune Schlammpfützen am Straßenrand.
Aber vielleicht würde es deinem Bein besser gehen wenn du in dreckpfützen schwimmst statt zu laufen :)
Viel Spaß mit Woody Allen und labu atputu
lilja
Hallo Thomas,
hier schreibt Katrin (Liljas Mutter), ich lese ab und zu hier rein, wenn ich Zeit habe, und finde den Blogg toll! Ich denke auch, dass die Zwangspause vielleicht etwas Gutes haben könnte - wer weiß, was noch passiert?
Für den Fall, dass die Langeweile zu groß wird, schreib doch einen Roman. Genug erlebt und gesehen hast du sicher schon. Morgen geht der National Novel Writing Month los und du kannst zeitgleich mit hunderttausend anderen loslegen: www.nanowrimo.org.
Ich wünsche weiterhin einen guten Weg, zu dem auch die unerwarteten Pausen, Umwege und Transportmittel gehören!
Grüße aus dem heute wirklich goldenen Herbst in Berlin
Katrin
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