Wer hätte das gedacht, zwei Tage gewandert und eigentlich wollte ich schon in Prag sein, das immer noch 56 km Radweg von mir entfernt ist. An den beiden Tagen habe ich eigentlich alles versucht, was bei der Gestaltung der Wanderroute möglich ist. Gestern bin ich auf Nebenstraßen und Rad- und Wanderwegen,
die zum Teil nicht ausgeschildert waren, bis nach Budyne nad Ohre (wer weiß, wie das letzte Wort richtig ausgesprochen wird, darf sich einen Keks nehmen) gewandert. Dort hat Seume damals übernachtet, bevor er die verbleibende Strecke bis Prag schnurstracks an einem Stück abgerissen hat. Diese Art der Weggestaltung hat mich 2 Stunden gekostet. Leider hat das Wirtshaus die Zeiten nicht überdauert, die letzte Pension schloss vor etwa 20 Jahren, dem Zustand der Bilder im Fenster nach zu urteilen. In den nachfolgenden Orten gab es keine Unterkünfte. Als ich die angestrebte Pension endlich telefonisch erreiche, ist dort Rekonstruktion angesagt. "Wie kann man nur ohne ein sicheres Quartier loslaufen!" Danke. Weiß ich eigentlich selbst. Aber: wo bleibt dabei die Spontanität und die vielgerühmte Gastfreundschaft der Tschechen? "Die stecken sogar noch die Großmutter in den Stall und bieten Ihnen das Bett an." O-Ton Vermieterin kurz vor der tschechischen Grenze. Schon das Bild ist schön, ich im Bett der Oma, das Wasserglas noch auf dem Nachttisch. Jedenfalls wurde dann, als klar war, das kein Ort mit Pension oder Hotel im Hellen erreicht werden würde, eine Rettungsaktion via Internet und Handy mit Ludwigsfelde eingeleitet, bei der ich immer über die Dorfstraße springen musste, weil der Empfang wegbrach. Schließlich brachte mich ein Taxi nach Libochovice, wo ich nie hinwollte, in ein Hotel, in dem die Zeit stehen geblieben ist. Der Name war witzigerweise Goldener Hase, wer weiß, wie das auf tschechisch heißt, darf sich noch einen Keks nehmen. Das Hotel kostete mit Frühstück nur die Hälfte der Taxifahrt, das nur am Rande).
Hotel "Goldener Hase"
Am heutigen Morgen brachte mich der Hotelvater (Chef trifft es eher nicht) mit dem Wagen nach Roudnice, von wo aus ich nun doch dem Elberadweg weiter folgen werde. Die ersten drei Stunden sind toll: eine Stunde am Fluss entlang, über dem noch der Morgendunst hängt, dann zwei Stunden auf kaum befahrenden Landstraßen, vorbei an überreifen Maisfeldern und durch Wälder, in denen die Eichen mit ihren Früchten werfen.
Am heutigen Morgen brachte mich der Hotelvater (Chef trifft es eher nicht) mit dem Wagen nach Roudnice, von wo aus ich nun doch dem Elberadweg weiter folgen werde. Die ersten drei Stunden sind toll: eine Stunde am Fluss entlang, über dem noch der Morgendunst hängt, dann zwei Stunden auf kaum befahrenden Landstraßen, vorbei an überreifen Maisfeldern und durch Wälder, in denen die Eichen mit ihren Früchten werfen.
Dann folge ich wieder dem offiziellem Radweg Nummer 2 nach Melnik. Dieser verläuft die nächsten drei Stunden an bzw. auf einer viel befahrenen Landstraße, Lastwagenverkehr von den vielen Werken und dem Kraftwerk inklusive. Die Strecke Roudnice - Melnik ist eigentlich 20 km lang, der Radweg 32 km. Drei Stunden Autoverkehr auf einem ausgewiesenen Radweg. Gut, gestern war eindeutig meine Schuld, schlecht geplant, nicht verifiziert, nicht gebucht - selber Schuld. Aber heute hatte ich eigentlich alles richtig gemacht. Nun gut, auch das wird in Prag überdacht werden. Morgen geht es nach Kralupy an der Moldau, Hotel ist gebucht, dann für drei Nächte nach Prag, Hotel direkt am Wenzel(schöne Grüße nach Weimar)splatz ist gebucht und das für 49€ pro Nacht.
In Melnik fließen Elbe und Moldau zusammen, Blick vom Schloss.
Schlaft schön, ich werde schon ankommen. Thomas
2 Kommentare:
Hallo Thomas,Deine Anfangsschwierigkeiten (Blasen an den Füßen und anstrengende Quartiersuche) gehören wohl dazu. Umso schöner zu lesen, dass Du nicht den Mut verlierst (passt ja auch gar nicht zu Dir, denn schließlich willst Du es durchziehen, wenn Du Dir etwas in den Kopf gesetzt hast). Bitte schreibe immer die Uhrzeit dazu, wenn Du einen Bericht verfasst, denn hier wird die Zeit um etliche Stunden verschoben angezeigt (der vom 15.9. mit 7:35 Uhr??)Viele liebe Grüße aus der Heimat - Jakat
Vielen Dank für die Grüße! Allerdings habe ich sie in Berlin und nicht in Weimar entgegen genommen, da ich von da nach 4 äußerst regnerischen, internet- und fernsehlosen Tagen zurückgekommen bin.
Grüße aus Berlin und viel Spaß weiterhin!
Kommentar veröffentlichen