Mazara del Vallo

Ich habe gestern Nacht die Tempel mal schnell für Euch zusammengebastelt. So kann man sich das doch besser vorstellen. Dadurch habe ich heute früh verschlafen (wollen) und konnte die mittlerweile 34 km nicht gehen. Der Weg durch den Archäologiepark und auf dem Strand als Alternative dazu, blieben mir verwehrt. Damit war das Schicksal der Wanderung besiegelt.
Ich sezte mich in die Sonne und wartete auf den Bus. Schon das Tempelportal entdeckt, das sich auf dem Foto präsentiert?

Mazara war heute, auch wenn es hier nicht so aussieht, eine Überraschung. Eigentlich hatte ich es nur ausgesucht, weil ein Hotel buchbar war. Dann ergab sich ein spannender und interessanter Nachmittag:

Die Stadt liegt am Fluss Mazaro, der hier ins Meer mündet. Dadurch existiert ein großer Flusshafen und die größte Fischfangflotte Italiens liegt hier vor Anker. Der Fluss wird nur von zwei kleinen Brücken ziemlich weit im Innland überspannt. Die Altstadt liegt auf der östlichen Seite, mein Hotel auf der westlichen.

Die Stadt hat wieder eine Menge wunderbarer Kirchen und Klöster. Einige davon sind profanisiert worden und dienen jetzt kommunalen Zwecken.

Das Portal gehört zu einem Palazzo, der jetzt als Centro Polivalente (Mehrzweckbau) hergerichtet wird. Auf der gegenüber liegenden Seite des Platzes steht eine Ex-Kirche, die heute das Museum des Satyrs beherbergt. Im Jahre 1997 hatten Fischer ein Bein einer Bronzefigur gefunden, fast genau ein Jahr später hatten sie den Körper des Satyrs im Netz. Der Satyr ist eine griechische Originalplastik und stellt einen tanzenden Satyr dar. In den darauffolgenden Jahren wurde er in Rom restauriert und kann nun in voller Pracht hier bestaunt werden. Dazu gibt es einige Fundstücke aus dem Canal di Sicilia, denn eigentlich soll das Museum nicht nur den Satyr präsentieren. Das hat sich aber schnell verselbstständigt. Der Kanal von Sizilien ist die schmalste Stelle des Mittelmeeres zwischen Tunesien und Sizilien. Er trennt das östliche vom westlichen Mittelmeer.

http://www.faz.net/s/RubEBED639C476B407798B1CE808F1F6632/Doc~EC3F1EC3B74384F8E935D879CEA51A62D~ATpl~Ecommon~Scontent.html
Der eingefügte Link zeigt wenigstens ein Bild des Satyrs und gibt gleichzeitig Auskunft über die Herkunft der Plastik. Der Elefantenfuß, von dem dort die Rede ist, sieht aus, als hätte man einen Abdruck eines echten Fußes genommen.

Ich hatte vorher nichts über Mazara gelesen und war schon deshalb hier sehr angenehm überrascht.

Gleich hinter dem Dom steht nur noch ein kümmerlicher Torbogen des einstigen Normannenkastells. Gleich dahinter endet auch schon die Altstadt, wie man sieht. Die Bäume gehören zu einer großen Promenade, die sich weiter nach Osten erstreckt.

Der Dom ist bereits von den Normannen im 11. Jahrhundert errichtet worden und wurde dann später im Innern barockisiert. Er bildet die östliche Seite eines sehr schönen Platzes, der Piazza della Repubblica.

In dem Gebäude rechts im Bild sind das Diozösanmseum und die Bibliothek untergebracht, links am Bildrand steht der Palazzo Vescovile. Ich stehe beim Fotografieren mit dem Rücken zu einem Bau aus den 70er Jahren und dafür könnt Ihr mir dankbar sein. Auf dem Platz zeigten Inlineskater ihr artistisches Können während ich leckere sizilianische Süßigkeiten zum Caffè genoss.

Auch die Kirche, die den Satyr beherbergt, hat eine Kuppel, die arabisch anmutet. Eigentlich ist die Stadt nach der Zerstörung (Karthager, vermute ich mal) von den Arabern neu gegründet worden. Die barocken Bauten ergänzen eine im Kern islamische Altstadt, die Kasbah.

Ich dachte mir, wenn die Eisenbahnbrücke gehalten hat, halten auch die Balken noch. Über die Straßen klingt arabische Musik (oder das, was ich dafür halte), ich sehe ein Büro einer Tunis-Gesellschaft, arabische Schriftzeichen an den Häusern - willkommen in Nordafrika!

Eigentlich bin ich schon auf dem Heimweg und will nur noch einen kurzen Blick in die Kirche des Heiligen Franziskus von Assisi werfen und dann das:

Auch wenn das Foto nicht ganz scharf geworden ist; einen größeren Kontrast zu Francesco kann man sich kaum ausmalen. An jeder freien Stelle im Kirchenschiff kleben Putten, Engel, Blumengirlanden und und und... Besonders auffällig ist der Gegensatz an der Decke, an der Stationen des Lebens des Heiligen in seiner einfachen braunen Kutte in barocke Prachtrahmen verpackt wurden.

Zum Schluss noch ein Bild der Kirche Sankt Michael und des angeschlossenen Konvents. In diesem Bild steckt auch die heutige Rätselfrage. Gesucht wird der Titel eines US-amerikanischen Films, der vor einigen Jahren sehr erfolgreich war. Mal sehen, wer darauf kommt.

Die Auflösung aus Agrigento gibt es am Montag, dann bin ich in Trapani und habe wieder Internet. Da ich ja heute quasi frei gemacht habe, wird morgen gewandert. Ich hoffe, Ihr hattet eine schöne Woche.

Thomas

P.S. Das Modell steht in der Lobby des Hotel Admeto in Marinella di Selinunte. Ich will mich ja nicht mit fremden Federn schmücken.