San Quirico d'Orcia

Den Ort gibt es wirklich! Wieder ein toller Ort, von dem ich noch nie etwas gehört hatte und der einfach günstig auf dem Weg lag.


Gestern ging ich noch vor dem Start durch die Altstadt Sempronianos. Wenn man "Altstsadt" ausgesprochen hat, ist man auch schon durch. Am höchsten Punkt kann man die kleine Kirche besichtigen, wenn man sich bei der Frau am Fuße der Treppe die Schlüssel besorgen konnte. Außerdem gibt es noch die Überreste einer Festung und einen wunderbaren Blick auf die Hügel der Umgebung.

Im Hotel gab es einiges an Broschüren für Wander- und Mountainbike-Routen und ein fantastisches Abendessen. Der Chef des Hauses kocht nur für Hausgäste ein Menue und man kann sich dann überraschen lassen.

Es gab eine Auswahl toskanischer Antipasti, Ravioli mit Ricotta-Kräuterfüllung und geschmortes Kaninchen mit Artischocken und Kartoffeln.

Um 10 ging ich dann endlich los, auf kleinen Serpentinenstraßen stieg ich bis auf knapp 900m hoch.
Noch einmal ein Blick auf Semproniano, dann fällt der Rest der Wanderung der Zensur zum Opfer. Keine Bilder mit weißem Zeugs hatte ich versprochen. Es war eine entspannte (Verkehr) aber anstrengende (Höhe) Tour.

Eines aber dann doch noch: Was ist denn nun? Atomtests? Endlager? Uranabbau? Ich habe es mir mit verschiedenen italienischen Internetseiten erklärt: Die Gemeinde von Santa Fiora versorgt sich ohne Atomstrom. Das ist die Aussage!

Dabei fällt mir noch eine Ergänzung zu der Anti-Mafia-Weinflasche auf Sizilien ein: Ganz genau betrachtet ist es nämlich eine Kooperative, die Landwirtschaft auf Grund und Boden betreibt, der der Mafia enteignet wurde.

Heute bin ich 5 km vor Arcidosso gestartet und gleich von Anfang an war heute der Wurm drin. Eigentlich schon gestern, als wir mit vereinten Bemühungen mit meinem PC nicht ins Internet konnten. Man ließ mich dann an den Rechner der Rezeption um wenigstens den nächsten Tag zu planen, aber mir blieb nicht genug Zeit und ich fand nur ein Hotel in 35km Entfernung. Das Abendessen hatte hier vier Gänge: 1. eine Viertel Zucchini, roh in dünne Scheiben geschnitten, mit Öl und Zitronensaft beträufelt. Schmeckte nach nicht viel, war auch nicht viel. 2. Karotte, mit zu wenig Salz gekocht und dann pürriert. Fad, schmeckte aber durchaus ein wenig nach Karotte. 3. Eine Schweineroulade gefüllt mit Kochschinken, sieht gleich aus, schmeckt auch gleich. Dazu einen Teller mit weichen lauwarmen Bratkartoffeln. Vier Gänge, die zusammen eine normale Mahlzeit ergeben hätten, mit etwas Salz, versteht sich. Warum steht in Italien nie Salz auf dem Tisch? Da werden vier Gänge aufgetragen, auf riesigen weißen Tellern und dann kommt das dabei heraus.
Egal, der (4.)Nusskuchen war ganz ordentlich nach Packungsvorschrift gebacken.

Jedenfalls hatte ich heute keine rechte Lust und jedes Auto, das mir entgegenkam, war eines zu viel. Nach 6km hatte sich das soweit entwickelt, dass ich mir im nächsten Ort ein Busticket kaufte und mich auf die Bank in die Sonne setzte und Seume gelesen habe.

Als der Bus dann die Strecke fuhr, war sie natürlich eine der schönsten bisher, einfach atemberaubend schön und es gab auch so gut wie keinen Verkehr mehr. Keine Ahnung wie das immer funktioniert. Ich bin mir sicher; wäre ich ausgestiegen und gelaufen, hätte ich hinter der nächsten Kurve die ersten Lastwagen im Konnvoi genießen können.

Egal, das Hotel hier ist sehr schön, der Garten ist idyllisch.

Internet funktioniert, die nächsten beiden Etappen sind jetzt geplant. Ich wandere auf der via francigena bis nach Siena. In zwei Tagen melde ich mich von dort.

Die Altstadt ist vollständig in gutem Zustand, Teile der Stadtmauer gibt es auch noch.

Der Post heute ist ein wenig kurz, aber ich habe ja schon geschrieben, dass heute nicht mein Tag war.

Freut Euch, der Frühling kommt!

Thomas