Nein, im Ernst: Ich bin jetzt nach Kolin drei Tage jeweils knapp 40 km gewandert und musste erst einmal einen Ruhetag einlegen. Einerseits hatte ich jetzt abends keine Lust mehr, Tagebuch oder auch nur den Blog zu führen, da ist also einiges aufzuarbeiten. Bilder müssen beschriftet werden. Andererseits wollten die nächsten Etappen in aller Ruhe geplant werden und Unterkünfte gesucht werden. Es wird noch drei Wandertage in Tschechien geben, dann gehts nach Österreich. Da ihr jetzt so lange warten musstet, gibt es heute auch ein Foto von mir ohne Bart!
Aber der Reihe nach. Von Kolin ging es nach Golucov Jenikov. Ich habe leider die Karte im Hotel vergessen und verbürge mich nicht für die Schreibweise, deshalb jetzt GJ. Der Weg führt über Kutna Hora, Caslav geradewegs nach GJ. Wenn man die Schnellstraße fährt. Ich habe mich auf einem Zickzack-Kurs mal nördlich, mal südlich der Schnellstraße auf kleinen Landstraßen bewegt und war dadurch fast allein auf den Straßen unterwegs. Die Unterkunft in der Pension Lanete war bisher unschlagbar, was das Preis-Leistungs-Verhältnis betrifft. Am nächsten Morgen war ich erst gegen 9.15 Uhr unterwegs, der Tag zuvor forderte seinen Tribut. Vor der Pension stellte gerade ein etwa 60jähriger Mann sein Rad ab. Er ist von Oslo nach Ungarn unterwegs, wir kamen kurz ins Gespräch.
Der Weg von GJ nach Havlickuv Brod ist in der ersten Hälfte eine Kombination von zwei Wanderwegen, die abwechselnd durch Wälder und über Feldwege und kleine Dorfstraßen führen. Die Versorgung auf den Dörfern ist hier genauso wie bei uns, die Kneipen haben noch zu, der eine, noch existierende Lebensmittelladen öffnet nur vormittags und abends einige Stunden. Da ich tagsüber nichts esse und mein Wasser dabei habe, ist das auch nicht wirklich ein Problem für mich. Ich würde nur manchmal gern etwas anderes trinken. Seit GJ wird die Landschaft deutlich abwechslungsreicher, die ersten Ausläufer des Tschechisch-Mährischen Gebirges sind erreicht. Die Anzahl der Wanderwege nimmt zu, die Radrouten sind kaum noch überschaubar, führen aber immer auf normalen Straßen entlang.
Polna
Die gestrige Etappe sorgte fast dafür, dass ich die nächsten Tage nicht mit mir gesprochen hätte. Das ist das Problem, wenn man allen unterwegs ist; man kann niemand anderem die Schuld geben, wenn es nicht läuft. Zum Glück haben sich die Kartenhersteller als unfähig erwiesen, die Entfernungsangaben von einem Blatt auf das andere richtig zu übertragen. Ich kam dadurch unverhofft zu anderthalb weiteren Wanderstunden und dadurch zu dem heutigen Ruhetag. Jihlava hat übrigens auch eine schöne Internetseite, da muss ich nicht viel erzählen. http://www.jihlava.cz/ gibt es auch auf deutsch.
Noch zwei andere Dinge bevor es das versprochene Foto gibt:
1. Ich habe heute endlich Gummis gekauft. Meine Wanderstöcke möchte ich nicht mehr missen, aber das dauernde Klacken der Metallspitzen auf dem Asphalt ging mir doch schon gehörig auf die Nerven. (Jetzt ward ihr doch einen Augenblick überrascht, oder?) Die Stöcker erfüllen mehrere Funktionen. Etwas nach außen gestellt, halten sie die Autofahrer auf einen erträglichen Mindestabstand. Ab vier Uhr nachmittags sorgen sie dafür, dass ich nicht stehen bleibe; ab sechs dass ich aufrecht stehen bleibe.
2. Ich muss das mit der Vorstellung noch verschieben. Inzwischen sind Leser dabei, die ich herzlich begrüße, von denen ich aber nicht weiß, woher wir uns kenne und ob überhaupt. Ich würde mich über einen kleinen Hinweis freuen. Wem das bei den Kommentaren zu öffentlich ist, der kann ja auch eine Email schreiben an thmsgrf@googlemail.com.
Ich gehe jetzt in die Pension und halte einen gepflegten Mittagsschlaf. Wandern ist schön.
Bis die Tage! Thomas
3 Kommentare:
hallo thomas, bin schon eine weile dabei deinen reisebericht anonym zu verfolgen, da du aber so sehr auf outing stehst...hier nun also das ergebnis...hoffe du kannst dich noch an mich erinnern. alles liebe weiterhin und hoffentlich auch weiterhin so tolle, faszinierende und lust auf wandern machende berichte. lieben gruß dörte
Hallo Thomas, deine Fotos wecken Erinnerungen an den Jacobsweg in Spanien. Auch die Erfahrungen mit den kleinen fast verlassenen Dörfern ( Versorgung). Wird Dir in Italien sicher auch so gehen. Schöne Gegend zum Wandern. Macht Lust es Dir gleich zu tun. Guten Weg, Pa
Bin aus Polen zurück und mische jetzt wieder mit. Habe mit Freude festgestellt, dass sich dein Leserkreis stark erweitert hat. Deine letzten Berichte lassen vermuten, dass es sich nicht um eine von- Bierchen- zu- Bierchen- Wanderung handelt. Bist du sicher, dass du dir nicht mehr Zeit lassen könntest? So klingt es doch arg anstrengend. Einen Biergarten reicheren Weg wünscht Jacqueline
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