Mittwoch, 2. Dezember 2009

Rimini


Wenn ich nun ein ordentlicher, systematischer Reisender wäre, so hätte ich von Rimini rechts hinauf in die Berge gehen sollen, um die selige Republik Sankt Marino zu besuchen; zumal, da ich eine kleine Liebschaft gegen die Republiken habe, wenn sie auch nur leidlich vernünftig sind. Johann Gottfried Seume

Nun, Herr Seume hatte es auch nicht ganz so bequem wie ich, der ich heute in den Bus nach San Marino stieg. Nach vier Wochen Italien wollte ich einfach mal raus aus dem Land und was anderes sehen.
„Alljährlich besuchen Millionen Menschen die steilen, von emsigem Leben erfüllten Gassen San Marinos und besetzen friedlich die historischen Bauten der alten Republik:…“ Soweit das Faltblatt „Die Museen von San Marino“. An anderen Tagen muss ja hier die Hölle los sein, heute waren nur gut ein Dutzend Touristen am Vormittag unterwegs.
Der Dom

Die Republik liegt auf dem Monte Titano, zumindest der historische Teil und damit alle Sehenswürdigkeiten.


Die Verteidigung übernahmen die drei Türme (Festungen), die man besichtigen kann. Es gibt außerdem eine Gemäldesammlung, zwei Waffenmuseen, eine Folterkammer und ein Museum der Kuriositäten. Auch eine Ferrarisammlung kann bestaunt werden. Daneben leistet sich die Republik eine kleine, aber geschmacklose Sammlung scheußlicher Plastiken, die fast ausschließlich leicht oder gar nicht bekleidete Frauen darstellen. (Das scheußlich bezieht sich ausschließlich auf die künstlerische Darstellung!) Nachdem ich an den beiden vergangenen Tagen fast spätsommerliche Temperaturen hatte, war heute davon nur noch die Hälfte übrig. Ich hatte um die Mittagszeit genug gesehen und gefroren und fuhr zurück. Das Ganze kommt einem auch irgendwie unwirklich vor. So wie Mont St. Michel oder Rothenburg ob der Tauber: es ist einfach zu ordentlich und sauber und es existiert kein einziges normales Geschäft, nur Nippes und Budenzauber.

Vor drei Tagen:
Der Weg von Ravenna führte erst einmal zum Bahnhof, um die Tagesstrecke auf verträgliche 25km zu verkürzen.

Ein warmer aber heftiger Wind aus südlicher Richtung, Temperaturen über 15°C.

Alsdann ging es am Meer entlang nach Cesenatico.

Das war dann doch kälter als erwartet!

In der Ganz-Da-Neben-Saison kann man schon mal die Puppen im Grandhotel tanzen lassen und sich gut betten.


Nein, im Ernst, mein Hotel stand um die Ecke und hatte drei Sterne, für jede Etage einen.
Der Ort hat neben vielen Übernachtungsmöglichkeiten noch einen kleinen Rest, der ahnen lässt, wie das Fischerdorf mal ausgesehen hat.


Leonardo soll den Flusshafen hier entworfen haben, ein Stückchen konservierter Hafenmauer existiert noch.


Auf dem Weg vorgestern überschritt ich den Rubikon ohne die Würfel fallen zu lassen. Interessant (DANK, Wikipedia, danke) ist, dass der historische Rubikon gar nicht so klar auszumachen ist. Das Flüsschen hier hat seinen Namen von Mussolini erhalten.

Rimini hat nach dem bedeutendsten Sohn der Stadt den Flughafen und einen Park benannt –Federico Fellini.


In der Stadt gibt es ein Café, gleich am Bahnhof, das den Namen seines vielleicht bekanntesten Filmes trägt „Otto e mezzo“, oder bei uns „ 8 ½“.


Auch hier in Rimini wieder die Überraschung: eigentlich hatte ich nur Hotels, Hotels und Hotels erwartet, wie den ganzen Tag schon entlang der Straße von Cesenatico hierher. Aber die Stadt hat einen sehr sehenswerten Stadtkern, der weihnachtlich geschmückt ist.

Der Dom hat eine vorgesetzte Renaissancefassade, die nie vollendet wurde,

es gibt eine Brücke aus der Zeit des Kaisers Tiberius,

die heute noch benutzt wird und einige eindrucksvolle Plätze.

Augustus-Tor

Ist es mir gestern in Rimini schon aufgefallen, so war es in San Marino noch deutlicher: diese Ecke Italiens ist die Heimat für viele Russen geworden. In der Stadt hat man das Gefühl, jeder Zweite spricht russisch. Ich habe heute im Café in San Marino im Gespräch mit der Barfrau mein Russisch hervorgekramt. Erstaunlich, was einem noch alles einfällt.


Als ich hier ankam, hatte ich ein Problem. Ich hoffte, dass die Buchläden oder die Touristeninformation mir weiter helfen können, konnten sie aber nicht. Es ist verblüffend; 20km südlich fangen die Berge und damit eine neue Provinz an und in den Büros gibt es kein Kartenmaterial, keinen Wanderführer, nichts was die Provinzgrenzen überschreitet. Ich verlasse jetzt die Emilia Romagna und wandere durch die Marken. Ich habe mir also selbst beholfen und die Etappe über die Berge geplant. Für die Anstrengungen belohne ich mich mit weiteren ****Hotels, deren Preise alle deutlich unterhalb meiner Budgetgrenze liegen. Ich folge Seumes Spuren weiter nach Ancona, wobei er hier auf ein Gefährt umgestiegen ist, wenn ich das richtig gelesen habe. Ich nicht und übermorgen geht es in die Berge

Heute auf der Burg in San Marino. Wahrscheinlich sind eh wieder wir Lehrer daran Schuld.
Kommt gut hin, der nächste Post kommt spätestens zum 2. Advent. Thomas

7 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Frisch gart und blitzsauber grüßen wir dich, lieber Thomas, aus der "Sonnenvilla". Noch 12 Tage Freude, Glück und Erfolge mit unseren lieben Schülern. Wie werden wir sie in den Ferien vermissen. Wir bemitleiden dich, dass du so lange auf sie verzichten musst. Und du darfst auch nicht das Weihnachtskonzert organisieren. Das hast du nun davon!!! Wir wünschen dir blasenfreie Füße, viele Sterne in einer Etage, immer genug Geld auf dem Konto und wenn du den Weihnachtsmann treffen solltest, sag ihm, wir waren immer artig.Liebe Grüße dorrenson

Unknown hat gesagt…

Wir sind natürlich frisch gegart, und nicht gart!

Unknown hat gesagt…

... nein, Thommi, der Kalender ist i.O., es ist noch kein Sonnabend! Ich bin heute aber "früh dran" und habe dann schon mal rein geschaut! Mein Kommentar bezieht sich, trotz der anderen interessanten Infos, heute nur auf zwei Fotos:
Solange du die Füße noch ohne knirschende Geräusche ins Wasser bekommst, bist du besser "gewettert" als wir hier weiter nördlich! Die letzten "15 Grad" sind dir wohl gefolgt!
Außerdem möchte ich dich nicht so negativ wandern lassen (grins)! Lies das Spruchband auch als Lehrer bitte positiver:
Von den 5 Wörtern ist nur eines - und das auch nur teilweise - falsch geschrieben. Wenn wir jetzt noch davon ausgehen, dass es ein oder eine ZahnspangenträgerIn war, kann man das doppelte "s" auch noch tolerieren: "geschrieben wie gesprochen!". Also ich finde das eine bemerkenswerte Leistung - bei meiner Clientil wäre die Reihenfolge der Wörter schon ein Problem!!
Dabei kam mir wieder mal eine Frage in den Sinn, die du wohl auch nicht so leicht beantworten kannst (musst!):
Sind es eigentlich nur die Deutschen, die sich derart verewigen?
(jetzt mal die Graffiti-Kunst und die historischen Hinterlassenschaften am Reichstag ausgeblendet!)
Ich gebe zu, ich komme nicht sooo weit herum in DE oder EU, aber an solche Sprüche wie "Lieber Bert, war heute hier! Ernie!" in anderen Sprachen kann ich mich nicht erinnern!
Egal wo, Thommi, bleib positiv, lass dich langsam von der Weihnachststimmung einfangen (nicht bedrängen).
Imi

Unknown hat gesagt…

Mist, dann bin ich also doof.
Hier ist es entgegen aller Erwartungen doch noch kalt(4°C find ich schon kalt) geworden. und Weihnachten scheint auch immer näher zu rücken. Ich hasse es.
Aber wenigstens hab ich einen coolen Spitznamen! Knutschkugel fänd ich persönlich jetz nicht so prickeld :-D
Bis zum Weihnachtskonzert, Frau KleinB!

Frohes Stiefeln,

Nic.

Unknown hat gesagt…

Ja, ja, jaaaaa ... genau da waren wir auch, Ravenna, Rimini, San Marino und in Cesenatico stand unser Hotel (na ja, da gab es auch wirklich nichts anderes als Hotels). Schön, wenn man das aus deiner Sicht noch mal wiedersieht!
Ich hab jetzt für zwei Monate einen Praktikanten bei mir im Seki zu sitzen, der sich auf die Stelle von Frau Hanisch beworben hat, weil sie ja nur noch dieses Schuljahr da ist. Er war vorher Gärtner und ist ein ziemlicher Alleinunterhalter, das ist ein bisschen anstrengend, wenn ich mich konzentrieren muss, aber sonst ist er ganz nett. Mal sehen, wie er sich so macht.
Sonst jibt dit nüscht Neuet hier und ich freu mich, dass es bei dir so gut läuft ... also, dass du praktisch so gut läufst ^^
Weiter so!
Knuddelgruß aus Pankow

Uta hat gesagt…

Lieber Thomas, meine lieben "alten" Kolleginnen werden ja immer dreister, jetzt schreiben sie dir schon vor dem Abendbrot und das bestimmt auch kaum bekleidet!
Wird es dir nicht langsam einsam nach so vielen Wochen im Alleingang? Besonders am Abend,wenn es jetzt schon früher dunkel wird und in dem einen oder anderem Ort die Bürgersteige beizeiten hochgeklappt werden?
Allerdings entgehst du den ganzen vorweihnachtlichen Stress- auch gut.Da ich letzterem leider verfallen bin, wird mein Gruß heute nicht so lang
Ein Projekttag in der Grundschule von Carl hat mich heute völlig geschafft.
Keinen allzusteilen und wenig steinigen Weg in den Bergen, dafür lieber traumhafte Aussichten wünscht dir Uta

Jessie hat gesagt…

Hostels have more ways to accommodate large groups, like if you are traveling with your college friends on spring break.

Pousada Buzios