Sonntag, 27. Dezember 2009

Rom - Kirchen, Villen und Paläste

Achtung Kunst!



Was sollte von mir aus Rom auch schon anderes kommen.
Am zweiten Feiertag waren hier auch wieder die Museen geöffnet und ich bin in die Capitolinischen Museen gegangen. Der Platz vor dem Haus des Senats, in der Mitte im Bild, verdankt sein heutiges Aussehen Michelangelo. Er entwarf die Treppe, die zu dem Platz hinaufführt, die vor dem Gebäude und den Sockel des Hadriandenkmals in der Mitte des Platzes. Die Museen befinden sich in dem Palazzo dei Conservatori, rechts vom Bild und dem Palazzo Nuovo, links. Beide sind durch eine unterirdische Passage verbunden, die noch einen Seitenarm unter dem Senatspalast hat.Dieses Museum ist das älteste der Welt, Papst Sixtus IV. präsentierte 1471 den Römern eine Reihe von Skulpturen. In späterer Zeit kam dann eine Sammlung von Gemälden dazu. Im ersten Saal gibt es monumentale Fresken zur Geschichte Roms. Natürlich darf auch hier der Gründungsmythos von Romulus und Remus und der Wölfin nicht fehlen. Direkt hinter der Tiara des Papstes Urban VIII., geschaffen von Bernini, sieht man, wie die Wölfin mit den Zwillingen entdeckt wird. Der Maler hatte zwar noch nie einen Wolf gesehen, aber was soll's. Natürlich befindet sich auch in einem der ersten Säle die Skulptur, die als Kopie an jeder Straßenecke verkauft wird, aber auch in Acqiulea auf dem Domplatz steht. Interessant daran ist, dass der Wolf selbst eine etruskische Plastik aus dem 5. Jahrhundert ist, die Jungs dann in der Renaissance hinzugefügt wurden. Seit gut 10 Jahren gibt es eine neue Halle, die das Haus mit dem Garten verbindet und dabei die Fundamente des Jupitertempels mit einschließt. In der Halle steht das Original des Hadrian vom Vorplatz und ein Bronze-Herkules aus dem 2. Jahrhundert vor Christus mit Restvergoldung.
Im Palazzo Nuovo wird eine große Anzahl von Skulpturen ausgestellt, hier die Galerie der ersten Etage. In den Sälen sind die Skulpturen thematisch sortiert, so findet man in einem die Büsten der Imperatoren, im nächsten die der Philosophen. Auf dem Weg in den zweiten Palast unterquert man im Tabularium den Platz und kann die Fundamente eines weiteren Tempels sehen. Der Seitenarm ist eigentlich ein Gebäude aus der Römerzeit, auf dem der Palazzo Senatorio errichtet wurde. Am Ende eröffnet sich ein Balkon, von dem aus man einen fantastischen Blick über das Forum Romanum hat.

Die Kirche Santa Maria in Aracoeli, die sich zwischen dem Palazzo Nuovo und dem Il Vittoriano befindet, ist ein äußerlich schmuckloser Bau mit romanischer Fassade. Im Innern zeigt sich eine prachtvolle Kassettendecke und Michelangelo hat ein Grabmal für den Sohn eines Freundes geschaffen. Da im Museum gerade eine Ausstellung zu Michelangelo und seine Bauwerke in Rom zu sehen war, konnte ich die Kapelle ganz leicht finden. Mein geschenkter Reisefüher (Assisi) weiß davon nichts zu berichten.
Da wir gerade bei Michelangelo sind: Er erhielt vom Papst den Auftrag, in die Thermen des Diokletian eine Kirche zu bauen. Die Thermen sind ein gigantischer Ruinenkomplex gleich am Hauptbahnhof.



Das Portal der Kirche sieht auch noch ruinös aus, aber dahinter verbirgt sich eine der größten Kirchen Roms, die sich perfekt in die vorhandenen massiven Reste der Thermen einfügt.


Die Kirche weist noch eine Besonderheit auf. Auf Wunsch von Papst Clemens XI. wurde von Francesco Bianchini 1702 ein 45m langer, bronzener Meridian eingebaut.

Dieser Streifen wird zu einer ganz bestimmten Uhrzeit, die in einer Tabelle eingetragen ist duch ein kleines Loch in der Wand von der Sonne beschienen. Je nach Jahreszeit fällt der Strahl steiler (kürzer) oder flacher (länger) in die Kirche. Entlang des Meridians sind die Tierkreiszeichen abgebildet und der Punkt der Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche ist damit exakt bestimmt, wichtig für die Festlegung des Osterfestes.

Oben rechts vom Bogen, in der Mitte des "braunen Flecks" ist das Loch gelassen worden.


Ein unverhofftes Highlight des heutigen Tages war der Besuch des Palazzo Massimo alle Terme. Angelockt durch das Plakat "Geheimnisse des Marmor" habe ich wieder eine fantastische Ausstellung römischer Plastik, Mosaike und Malerei gesehen. Dieses Museum beschränkt sich auf den Stadtbereich und stellt aus, was bei Bauarbeiten und Ausgrabungen gefunden wurde.
Einige Streiflichter:



Die Mosaiksteine im Inneren, am Halsausschnitt des Gewandes zum Beispiel, haben eine Länge von 2-5mm. Was für eine Puzzle- Aufgabe!

Bei Ausgrabungen im 19. Jahrhundert wurde in der Villa Julia dieser Gartensaal gefunden, vollständig erhalten und komplett ausgemalt mit Bäumen und Gartenblumen, dazu Vögel aller Arten. Selbst ich als Laie konnte Pinie, Granatapfel, Iris, Mohn, und Dattelpalme erkennen. Dazu Hightech-Beleuchtung: Das biodynamische Licht simuliert vom Sonnenaufgang über Mittagslicht bis zum Sonnenuntergang die unterschiedlichen Lichtstimmungen, die in dem Raum geherrscht haben.

Diese Marmorskulptur ist Teil der kleinen Sonderausstellung gewesen, bei der besonders sehenswerte Marmorstücke ins rechte Licht gesetzt wurden.

Bei Ausgrabungen am Quirinalspalast zur Grundsteinlegung des Nationaltheaters, wurden zwei Bronzen gefunden, beide in Lebensgröße und ausgezeichnetem Zustand. Diese hier ist ein Boxer nach dem Kampf.
Beim Bau des Bahnhof Termini am Ende der 40er Jahre fand man auch diese Villa, von der die Räume in der Größe und Ausstattung zusammengestellt wurden, wie sie ursprünglich vorhanden waren.


Das Foto entstand in der Zeit der Ausgrabung.

So, liebe Uta, du fleißigste aller Schreiber(innen). Das nächste ist nur deinetwegen im Post gelandet. Ich bin heute Vormittag mit dem Bus an dieser Kirche vorbeigekommen und spontan ausgestiegen. Eigentlich wollte ich in die Kirche, aber ein Seiteneingang fesselte mein Interesse und ich stieg in den Keller hinab.

Der roch wie Keller, gekreuzt mit staubigem Dachboden, und war in zwei Räume aufgeteilt. Der erste enthielt 23 kleine Dioramen mit der Geschichte Jesus von der Verkündigung bis zu seiner Jugend und der zweite Raum die Leidensgeschichte bis hin zur Himmelfahrt. Alle waren so liebevoll gestaltet, mit kleinen Orten im Hintergrund und vielen schönen Details, dass ich mir gedacht habe, das wäre was für Dich. Obwoh´l dort Fotografierverbot herrschte, habe ich eines aus seiner Kindheit gemacht. Die Kästen sind nämlich schon 50 Jahre alt und die Postkarten dazu auch.


Damit für heute genug, morgen gibt es mal neue Architektur und fast neue.
Gute Nacht! Thomas

Die Hand gehörte übrigens zu einer Kolossalstatue des Constantin, der Rest war aus Holz und ist vermodert, nur die Hände, der Kopf und die Füße haben überstanden.

3 Kommentare:

Uta hat gesagt…

Danke. lieber Thomas, meine Enkelin lacht schon, wenn ich sage:" Ich muss noch mal nach Thomas gucken."Ja,ich liebe auch Puppenstuben, und diese Krippen sind ja eigentlich auch solche Geschichten, eigentlich faßt zum Anfassen.Heute hast du aber auch ein paar"tolle Männer" fotografiert.Interessant, der Boxer hat tatsächlich ein Boxergesicht, ziemlich ruinierte Nase.
Warst du eigentlich in Rom oft allein in den Museen oder gibt es viele Touristen in dieser Zeit?
Wurdest und wirst du über die Feiertage in deinem Hotel auch etwas verwöhnt? Wann wanderst du weiter, imn euen Jahr?
So lieber Thomas bis morgen oder übermorgen,weiter tolle Erlebnisse und natürlich auch Begegnungen,da hat Petra recht,die sind vielleicht noch wichtiger,obwohl Petra in allen etwas übertreibt. (Entschuldige meine Liebe, dass ist wohl deinem momentanen Gemütszustand geschuldet,es wird bald besser, wirst sehen!)
Liebe Grüße Uta

Unknown hat gesagt…

Hey, mein momentaner Gemütszustand ist bestens, liebe Uta! Und nur, WEIL ich übertreibe und die Dinge sozusagen zugespitzt und komprimiert durchlebe, erziele ich auch schnellere Fortschritte. Ich hab in drei Monaten allein geschafft, wofür andere zwei Jahre Therapie brauchen, ätsch! (Na gut, ich hatte vorübergehend eine schriftliche Kurztherapie bei Thomas per E-mail, wenn du das gelten lässt ;-)
Ob mein Ex-Therapeut die Fächer wechselt, wenn er wieder bei Schwitters ist - Erdkunde/Geschichte statt Mathe/Physik? Also wenn da nur ein Bruchteil von dem hängen bleibt, was er so gesehen und "erforscht" hat ... Ich bin jedenfalls hin und weg, lieber Thomas und praktisch ist das auch, weil ich dann nicht überall selbst hinfahren muss ;-)
Weiter so!
LG von Petra

cdiet004 hat gesagt…

Hallo Thomas,ich muß ja mal beweisen,daß ich auch jeden Abend dabei bin!Besonders interessant fand ich diesmal die Erklärung zu dem Meridian mit dem besonderen Lichteinfall! Insgesamt schaue ich immer etwas neidisch auf den blauen Himmel und die strahlenden Farben in deinen Fotos. Du kannst sicherlich mit vielen Museen und Kirchen aufwarten, wir Berliner können aber in diesem Jahr mit vielen vielen Weihnachtsmärkten in allen Kategorien prahlen. Gestern waren wir auf dem Gendarmenmarkt, leider fehlte der Mann vom letzten Jahr,der so schön gefaltet hat.Es war ganz schön mal zu schlendern, ohne noch "etwas besorgen" zu müssen.Jetzt steht uns noch Sylvester bevor, mit der Frage:"Was macht ihr denn so?",mal sehen wo das endet! Was machst du denn so, in welche Richtung sollen wir dir denn zuprosten? Mit diesen Fragen herzliche Grüße für heute von Claudia