Dienstag, 19. Januar 2010

EUREKA!




So soll ja Archimedes gerufen haben, als ihm eine Lösung für das Problem mit der Krone eingefallen ist. Eureka heißt auch diese Süßigkeit, weil dem Bäcker eine Lösung für das Problem mit den Resten der Weihnachtsbäckerei eingefallen ist. Mandeln, Nüsse, Zitronat - lecker!


Ich habe so viel, was ich Euch zeigen will, dass ich kein richtiges System hineinbringe. Ich werde mit Euch einfach über die Insel Ortigia wandern, von Süd nach Nord, über die Brücke bis zum Archäologischen Museum. Dort ist dann für heute Schluss. Wenn nichts an den Bildern steht, sind es einfach Impressionen aus der Altstadt.


Die Südspitze der Insel wird vom Castello Maniace eingenommen. In der ehemaligen Offiziersschule davor ist jetzt die Architektur-Fakultät eingezogen. Errichtet wurde sie von Friedrich II. zwischen 1232 und 1240, da ist er wieder. Vorher stand hier die Festung des Maniakes, eines byzantinischen Heerführers der um 1000 Syrakus rückeroberte. Ich werde Euch nicht die wechselvolle Herrschaftsgeschichte aufschreiben, wäre auch nur abgeschrieben.


Als ich diesen Innenraum zum ersten Mal auf einem Foto sah, dachte ich, die Säulen wären schwarzweiß gebändert. Die schwarzen Bänder sind Stahlringe, die die Säulen stabilisieren sollen.




Die Spanier haben Jahrhunderte später das obere Geschoss abtragen lassen. Aus der ursprünglichen Festung ist ein antiker Widder erhalten, der bei Maniake als Paar das Eingangstor flankierte. Der Widder ist aus dem Museum in Palermo an seinen ursprünglichen Platz zurückgekehrt.Die Aufmachung ist ein wenig schwülstig, es sieht eher nach einem Boudoir aus. Der Widder allerdings ist großartig. Er wird auf die Zeit 300 v. Chr. datiert.


Der zweite Widder hat die Unruhen von 1848 nicht überstanden.




Das Castell wurde 2008(9?) für einen G8-Gipfel als Tagungsort genutzt.




Links und rechts hat man immer wieder schöne Ausblicke aufs Meer. Oben ist es die Promenade auf der Seite des großen Hafens. Unten ein Blick auf das Ionische Meer.

Nicht weit vom Castello entfernt ist im Palazzo Bellomo die Galleria Regionale untergebracht. Die ausgestellten Werke werden fast noch vom Bau selbst in den Schatten gestellt. Der Innenhof des Palazzo Bellomo. Direkt davor parkte eine junge Frau ihr Gefährt und verschwand in dem Bau. Bei genauerer Inspektion stellte sich heraus:



Eine fahrende Saftpresse! Auch ein Geschäftsmodell!
An der Piazza Duomo befindet sich auch die Kirche Santa Lucia, für die Caravaggio nach seiner Flucht von Malta sein erstes Bild auf Sizilien malte. Das Martyrium der heiligen Luzie. " Minerva hat in ihrem Tempel der heiligen Lucilie Platz machen müssen. Man hat das Gebäude nach der gewöhnlichen Weise behandelt, und aus einem sehr schönen Tempel eine ziemlich schlechte Kirche gemacht. Das Ganze ist verbaut, so dass nur noch von innen und außen der griechische Säulengang sichtbar ist.", so Seume. Allerdings dürfte er damit den Dom gemeint haben.






Die Kirche der Santa Lucia ist innen komplett ausgestaltet und läßt auch außen keine Säulen erkennen.


Ich habe in diesen Tage nie jemanden mit einem solchen Fahrrad fahren sehen.
Syrakus ist von dem Erdbeben 1693 ebenfalls stark zerstört worden und in großen Teilen barock wieder errichtet worden. Seit etwa 20 Jahren wird verstärkt die Altstadt saniert. Offensichtlich hat man den optimalen Putz noch nicht gefunden. Schon an meinem Ankunftstag lagen nach dem Regen und Sturm des Vortags große Putzfladen auf dem Pflaster.


Kurze Eureka-Pause in meinem Hotel Gargallo.



Die kleine Kapelle gehört nicht zu den 19 Kirchen, die sich allein auf der Insel befinden.Kurz bevor man auf einer der drei Brücken die Insel verläßt, kommt man am Tempel des Apoll vorbei. Wesentliche Fundstücke sind im Museum ausgestellt, darunter auch Teile der ursprünglichen Dachkonstruktion. Der Tempel wurde im Maßstab 1:50 nachgebaut.



Blick in den kleinen Hafen auf der Ostseite der Insel.



Seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts ist Syrakus auch zum Wallfahrtsort geworden. Die Gipsmadonna einer schwerkranken Frau weinte eine Flüssigkeit, die im Labor als Tränenflüssigkeit analysiert wurde, bis die Frau gesundete. Mit dem Bau der Wallfahrtskirche musste man sich noch gedulden bis ein Platz gefunden und archäologisch untersucht worden war.

Die Kirche überragt alles in Syrakus und ist aus Spannbeton errichtet.



Der Innenraum ist gigantisch. In der weißen Altarwand in der Mitte des Bildes ist die Gipsmadonna eingebettet.



Blick in die Spitze der Kirche.




Von hier aus ist es ein Katzensprung zum Archäologischen Museum. Das ist in einem Neubau im Park der Villa Landolina untergebracht, nachdem die Sammlung auf Ortigia nicht mehr unterzubringen war. Saverio Landolina, geboren in Catania, war Naturwissenschaftler und Archäologe. Ihm ist die Begründung der archäologischen Sammlung zu verdanken, daher hätte man kaum einen geeigneteren Ort finden können (nur ein schöneres Gebäude, der Neubau ist nicht wirklich sehenswert). Die Sammlung ist gigantisch, 18.000 Stücke werden ausgestellt! Damit werden die Höhepunkte der Sammlung in der Fülle fast übersehen. Weniger wäre mehr.


Seume hat ihn mehrfach getroffen und schreibt über ihn: "Der Mann verdient ganz das enthusiastische Lob, das ihm mehrere Reisende geben; ich habe es an mir erfahren."




Hier im Park hat der Lions Club Siracusa eine Büste von Archimedes aufgestellt. Und hier im archäologischen Museum kommen wir auch zur Auflösung der Frage: Was fällt Euch an den Birken auf? Einige haben ja die fehlende Rinde bemerkt, darum ging es aber nicht. Die Antwort ist: Es sind Birken! Vielleicht hat der Schnee seinen Beitrag dazu geleistet, dass man denkt, man ist im heimischen Wald. Birken haben hier überhaupt nichts zu suchen. Es sind Bäume aus Nordeuropa, die hier eigenlich nicht vorkommen. Hierher gelangt sind sie durch die Eiszeit. Dann mussten sie zeigen, dass Darwin Recht hatte: Evolution! Die Birken sind wesentlich kleiner als bei uns, haben kleinere Blätter, um die Wasserverdunstung zu verringern und sind fast komplett weiß um die Wärmestrahlung besser zu reflektieren, schließlich stehen sie auf schwarzer Lava. Die beiden Elefantenskelette, die hier auf Sizilien gefunden wurden haben nur durch Anpassung in der Größe überlebt: kleine Insel, kleiner Elefant, die Beiden reichen mir gerade bis zum Bauchnabel.
Das heutige Rätsel: Was ist das? Wer gerade erst in Syrakus war, macht sich einen grünen Tee und lässt die anderen raten.


Bis zum Wochenende wandere ich bis Modica, dort ist wieder freier Sonntag und die weitere Planung wird gestartet.


Bis die Tage! Thomas

3 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

... etwas verspätet, jedoch nicht weniger herzlich gemeint:
Glückwunsch zur Wende in deiner Wanderung. Die letzten Posts lassen wieder deine Begeisterung an dieser Tour erkennen, die dir noch bis zum Mai erhalten bleiben möge - Mann, so lange willste noch !?!?!?!
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Die Sache mit den Birken war ja wieder hinterhältig: wenn man kein Vergleichsmuster hat...
Dabei schossen mir sofort prägnante Orte in der exDDR durch den Kopf, wo es auch sehr viele Birken gibt, die nun wahrlich nichts mit der Eiszeit, eher mit dem ("kalten") Krieg zu tun haben und den Leuten, die sich unter diesen Birken heimisch fühlen wollten ...
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Und noch eine Rückerinnerung: heute an dich gedacht, bei EDE..: spanische Clementinen ohne Blatt 1,xx EUR /kg
mit Blatt 2,xx EUR /kg
*ganz doll gegrinst*

Imi

Uta hat gesagt…

Hallo, lieber Thomas,heute war Schul- und Carltag,deshalb so"spät" erst mein Kommentar.Leider habe ich lange nicht soviel wie du in Syrakus gesehen und schon gar nicht von Innen.Deshalb freue ich mich über deine Bilder und deine "Geschichten".Außerdem werden Erinnerungen an schöne Tage wach.Im Moment ist hier das Wetter scheußlich und alle sind neidisch auf"deine" 20 Grad,sei froh.Ich hoffe für dich, dass das Wetter dir weiterhin hold gesonnen ist.
Die Stimmung in der Schule war auch nicht besonders und Roman stöhnt über den Vertretungsplan, mehrere Seiten!
Also genieße deine Reise, alles Liebe.Uta

Unknown hat gesagt…

ooooch ... was ist das, was ist das??? Ich bin so neugierig! Irgendetwas in dieser Wahnsinns-Spannbetonkirche? Sieht faszinierend aus und ich habe nicht den blassesten Schimmer. Nicht mal Uta kann petzen, wenn sie so viel von innen nicht gesehen hat in Syrakus.
Ach Mensch, ist das schön deinen Bericht zu sehen, wenn ich mir vorstelle, dass ich ja nun immer erst 3 - 4 Jahre sparen muss um mir einmal einen Urlaub zu leisten. Tja, der Mensch ist halt nie zufrieden. Sonst hab ich mich immer beklagt, wenn ich 3x im Jahr verreisen "musste" ;-)
In der Schule ist wirklich irgendwie sehr gedrückte Stimmung. Noch zwei Tage und wir haben den "Keine-Sonne-am-Stück- in-Berlin-Rekord" von 1933 geknackt, habe ich heute im Radio gehört. Der liegt bei 17 Tagen. Und jetzt kommen die dicken Minusgrade auch noch zurück ... Ach menno, ich mag nicht mehr und schau mir lieber noch mal deine schönen Bilder an.
LG Petra