Mittwoch, 3. März 2010

Vesuvio

Heute morgen war wieder kein Stück blauen Himmels zu sehen. Also werden drei Ausstellungen geplant. Ich gehe los und bin platt: Der Vulkan ist bestens zu sehen, die Wolken sind deutlich höher. Also zurück ins Hotel und Wanderzeug angezogen.


Wenn man wie ich zu faul zum Wandern ist, kann man vom Hauptbahnhof mit der Circumvesuviana fahren. In Ercolano gibt es einen Shuttleservice mit Minibussen, der direkt zum Parkplatz am Kraterrand fährt.


Von hier aus geht es in knapp 20min zu Fuß bis zum Kraterrand. Seit knapp 10 Jahren werden Wanderwege im Vesuvio Nationalpark angelegt. Zwischen einer einfachen Ein-Stunden-Tour bis zum Tagesausflug ist alles dabei. Dafür fehlen mir heute Geduld und Zeit.



Der Parkplatz ist in 1000m Höhe und von hier reicht der Blick über den gesamten Golf von Neapel. Im Hintergrund die bergige Insel ist Ischia.


Der Blick zurück geht bis zu den Bergen im Innland, die Schneegipfel sind auf dem Foto allerdings nicht zu erkennen. Mit mir ist im Bus nur noch ein Pärchen unterwegs. Oben auf dem Parkplatz stehen allerdings vier Busse; Franzosen und Amerikaner kommen mir auf dem Weg entgegen. Die Fahrt nach oben kostet 16,50 €. Die 4,50 € Eintritt in den Park, die man seit 2005 bezahlen muss, sind da schon mit drin. Die Wand vor den Bergen ist der Kraterrand des Monte Somma, des ursprünglichen Vulkans, in dessen Caldera dann der Vesuv entstand.


Hier oben fegt ein kalter Wind. Zum Glück habe ich mich polarmäßig angezogen. Ich fand den Besuch des Etna spannender. Mit seinen ganzen Nebenkratern war die Gegend viel abwechslungsreicher. Ich hatte da aber auch einen kompetenten Führer, der uns eine Menge gzeigt und erzählt hat. Was ich heute hier mache, ist die klassische Touristenroute:" In einer Stunde sind alle wieder im Bus!" Allerdings sind die Ausblicke hier wunderbar.



Der Krater ist groß, zu groß für mein Objektiv. An der Kraterwand steigt an zwei Stellen leichter Dampf auf. Eigentlich gibt es ein Programm, die Kernzone zu "entvölkern". In dieser Zone der höchsten Gefährdung leben 600.000 Menschen, von denen 150.000 umgesiedelt werden sollen. Dafür sind Prämien in Höhe von 30.000€ ausgesetzt worden, ohne wirklichen Erfolg. Im Gegenteil: In den letzten 20 Jahren sind 50.000 Häuser illegal errichtet worden. Soll ich mich auch wieder über den Müll entlang der Straße aufregen? Seit vier Monaten bin ich in Italien und immer wieder kann ich mich darüber ereifern.


Der Vulkan wird ständig überwacht. Der Bus ist am Observatorium vorbeigefahren, in dem die gesamten Daten erfasst werden.



Im Jahre 1880 wurde auf den Vulkan eine Seilbahn, die Funicolare del Vesuvio, gebaut. Anläßlich ihrer Einweihung entstand das Lied "Funiculi, funiculà". Die Überreste der Seilbahn, die nach dem letzten Ausbruch des Vulkans 1944 nicht wieder in Betrieb ging, sind hier noch zu sehen.


Der Blick reicht bis Sorrento und Capri. Bei richtig klarer Sicht muss es einfach fantastisch sein.


Das ganze Gebiet im Tal ist dicht besiedelt. Bereits beim Wandern hatte ich ja schon keine Chance zu erkennen, wo der eine Ort aufhört und der nächste anfängt. Nach 90min fährt der Bus zurück.
Der Fahrschein von Ercolano gilt für zwei Stunden.
Ich kann also in der Stadt noch Metro fahren und mit der Standseilbahn. Da die Stadt sehr hügelig ist, gibt es drei verschiedene Seilbahnen.


Die Stationen liegen im gehobenen Quartier und sehen entsprechend edel aus.


In drei Etappen werden knapp zweihundert Höhenmeter überwunden. Hier oben sind zwei weitere Anlaufstellen der "Ritorno al Barocco" - Zurück zum Barock- Ausstellungen.


Die erste ist in der Villa Floridiana, einem schönen Park mit herrlichem Blick über die Stadt. Leider hat die Ausstellung nur am Vormittag geöffnet. Hier ist das Kunstgewerbemuseum untergebracht, hätte mich schon interessiert.


Der zweite Ort ist eines der vier oder fünf Kastelle, die die Stadt hat. Castello Sant'Elmo ist eine mächtige Trutzburg mit einer tollen Panoramaterrasse.


In den Räumen sind Kunstwerke ausgestellt, die in der letzten Zeit restauriert wurden. Die Farben der Bilder haben eine Leuchtkraft, die einfach überwältigend ist. Das hier ist eine "Maschine", die vierzig Stunden lief.(?) Ich habe keine Ahnung wie und warum. Aus der Beschreibung ging nur hervor, dass es etwas mit der Osterzeit zu tun hat. Es ist auch überhaupt keine Mechanik zu erkennen. Weder die italienische noch die englische Fassung des Textes helfen mir weiter.


Die Terrasse ist riesig. Das ganze Dach des Kastells ist eine einzige Aussichtsplattform.


Leider kann die Kamera den Eindruck nur sehr schwach wiedergeben. Ich würde jetzt gern noch einige Tage hier bleiben. Die Stadt hat kein Zentrum, sondern verschiedene Zentren, hatte ich das schon erwähnt? Langsam entdecke ich einige der Zentren und andere Facetten der Stadt. Leider ist Rom schon gebucht.

Der Berg im Hintergrund ist wieder Ischia.
Die Sonne geht unter, kein kitschiger Sonnenuntergang diesmal. Einige Tropfen fallen, Regen war eigentlich für den ganzen Tag angesagt. Von hier aus geht es mit einer anderen Seilbahn in die Stadt zurück. Ich habe von hier oben einen Kirchen-Kloster-Komplex entdeckt, den ich mir noch anschauen will.

Die Kirche gehört zum Klarissenkloster und ist ein schnörkelloser gotischer Bau. Die Toiletten und den Friedhof habe ich diesmal ausgelassen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht die Kirche Gesu Nuovo, Neue Jesuskirche, deren Fassade

schon recht ungewöhnlich ist. Mir fehlt gerade der Fachbegriff dafür. Im Innern ist sie wieder Barock pur.

Im Kunstgewerbemuseum hatte ich ja gehofft, noch etwas über die Neapolitanischen Krippen zu erfahren. Hier, in der Straße zum Bahnhof, finde ich eine Menge Geschäfte, in denen man Krippenfiguren kaufen kann. Es beginnt bei 5 bis 10cm großen Figuren und endet bei Figuren, die fast einen Meter groß sind. Die drei Weisen kosten in einer sehr aufwändigen Variante und in der Größe von 20cm 200€. Das finde ich bei dem Aufwand und dem Materialeinsatz nicht zu teuer. In einigen Läden kann man zusehen, wie an den Puppen gearbeitet wird.


Man kann sich vom Vesuv natürlich auch ein schönes Andenken mitbringen. Mein Favorit ist der Jesuskopf mit blauen Haaren und Bart und silberner Dornenkrone. Oder doch lieber der blaue Vulkan im Vordergrund? Alles so schön bunt hier, ich kann mich gar nicht entscheiden!

Morgen fahre ich nach Rom. Ich habe diesmal länger gesucht und ein tolles Quartier direkt in Zentrum gefunden. Den nächsten Post gibt es am Samstag. Gute Nacht! (23.15 Uhr) Thomas

5 Kommentare:

Uta hat gesagt…

Lieber Thomas, na , endlich der Vesuv- und gar nicht so toll, da hast du recht.
Was willst du denn schon wieder so lange in Rom, da warst du doch mal gerade erst. Ich finde , da "Unten" ist es viel schöner.Oder tastest du dich langsam an die Heimat heran?
Ich hoffe, du hast noch einige Fotos von den neapolitanischen Krippen im Gepäck, die musst du ja nicht allen zeigen.Die Maschine ist bestimmt eine "Ostereiermaschine",wenn sie etwas mit Ostern zu tun haben soll,du merkst meinen Umgang mit einem Sechsjährigen.Ich mach jetzt Schluss. Bis Rom liebe Grüße Uta

thmsgrf hat gesagt…

Hier in Rom, liebe Uta, habe ich noch drei Kirchen, den Friedensaltar des Augustus, die Galleria Doria Pamphili und das Forum Romanum nebst Palatin in der Planung. Vielleicht haben ja sogar mal die Diokletianthermen auf. Jedenfalls habe ich mich heute riesig gefreut, wieder hier zu sein. Außerdem sind gerade zwei neue Ausstellungen in der Stadt: Caravaggio (da war ich gleich heute) und Edward Hopper. Mal sehen, ob ich den noch unterbringen kann. Sonntag geht es definitiv weiter, zu Fuß weiter. Bis Samstag! Liebe Grüße Thomas

Uta hat gesagt…

Lieber Thomas,habe meine Verpflichtungen für heute beendet und noch einmal genauer nachgelesen.Ich hatte "länger gesucht" mit "länger gebucht " verwechselt.
Die Hopper-Ausstellung würde mich auch sehr interessieren, hoffentlich schaffst du das noch.Rom bietet dir wohl mehr Zivilisation und ist näher an Berlin?
Jedenfalls wünsche ich dir wunderscgöne Tage in Rom und einen guten Start für dein letztes Drittel Wanderschaft.
Liebe Grüße Uta

Uta hat gesagt…
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Unknown hat gesagt…

"Wenn man wie ich zu faul zum Wandern ist" ... was sind denn das für Töne von unserm Wandervogel Nr. 1? Na ja, in so vielen schönen Städtchen und Ortschaften und Museen kann aber auch mal ordentliche Plattfüße kriegen.
In Barcelona gibt es auch zwei Seilbahnen, aber ich hab mich in acht Jahren in keine rein getraut. Besonders gruselig finde ich die, die zum Hafen runtergeht. Da baumelste in so einer uralten Käseglocke in schwindelerregender Höhe. Bin schon einen Heldentod gestorben, als ich einmal in so einem Ding das letzte Stück auf den Montserrat rauf musste. Ich dachte die ganze Zeit, die Gondel knallt gegen den Felsen, so steil ging das rauf und auch ziemlich schnell.
Hier ist's schon wieder kalt und ich fange gerade an zuzunehmen! Ich komme an den verdammten saftigen Edelmarzipan-Ostereiern einfach nicht vorbei und Ferrero-Rondnoir muss ich einkaufen, weil das Saisonware ist und die dann erst wieder Weihnachten auf den Markt kommen (und du bist Schuld, weil du mir die zuerst geschenkt hattest, bis dahin mochte ich keine Zartbitterschokolade ;-)
Und gleich kommen meine Eltern und meine Tante zu Besuch - die bringen Kuchen mit, och mennoooooo. Ich find Selbstdisziplin ja so doof. Und nun muss ich Kaffee kochen und sage tschüss bis zum nächsten Mal!
Petra