Dienstag, 23. März 2010

Via Chiantigiana


Nun also durch das Chianti. Es ist natürlich eines der berühmtesten Weinanbaugebiete überhaupt. Ich wandere auf der sr222, die sich mit nicht enden wollenden Serpentinen durch die Wälder und Weinberge schlängelt.

Auf dem Weg aus Siena kam ich durch die Contrada dell'Istriche, das Stachelschwein, wie man unschwer erkennen kann. Seit ich in der Toskana schneefrei unterwegs bin, sehe ich täglich mindestens zwei Stellen an der Straße, wo ein Schwein zumindest einige Stacheln, wenn nicht mehr, lassen musste.


Kurz hinter Siena lässt der Verkehr nach und die Landschaft wird schnell wieder hügelig. Ich muss wieder mehr als 300m in die Höhe. Vom Wein ist lange noch nichts zu sehen, alles ist bewaldet oder Wiese. Da auch hier nach Aussage meiner Wirtin das Wetter im Winter ungewöhnlich viel Regen und Schnee gebracht hat (il tempo era brutto- das Wetter war häßlich), ist alles recht grau. Wahrscheinlich könnt Ihr mir bald Blumenbilder schicken, oder?

Kleine Lichtblicke gibt es dann aber doch noch.

Oliven haben sich neben dem Wein und der Viehzucht durch die großzügige Förderung der Medici in der Toskana seit der Renaissance verbreitet. Wie ich heute gelernt habe, stellten die Medici den Bauern hügliges Bergland kostenlos zur Verfügung, wenn sie darauf Oliven anbauten. Das Wissen um die Oliven wäre im Mittelalter fast verloren gegangen, wenn nicht in den Klöstern noch Olivenöl für den Eigenbedarf hergestellt worden wäre.

Castellina in Chianti war mein gestriges Quartier. Die Stadt hat eine hübsche Kirche, eine Festung, in der das Archäologiemuseum geschlossen ist, mindestens drei Geschäfte, in denen man Wein kaufen kann und drei Hotels, von denen meines das Billigste ist. Selbst B&B wollen zu dieser Zeit 120€ für ein Zimmer. Nicht meine Ecke, nicht meine Preisklasse, aber da muss ich jetzt durch.
Bei booking.com heißt es:"Ein kürzlich umgebautes Bauernhaus.... beherbergt das Hotel..." Aus Sicht eines Geologen kann man kürzlich gelten lassen. Die E-Anlage ist älter als ich, viel kann da also nicht umgebaut worden sein in letzter Zeit.

Mein Zimmer macht eher den Eindruck, als hätte man Oma und Opa gerade erst ins Heim gefahren. Dafür habe ich ein leckeres Frühstück und einen

schönen Blick aus dem Fenster.
Nachdem für die letzten Tage eigentlich dauerhafter Regen angesagt war, hatte ich Glück, dass es gestern nur die letzte Wanderstunde geregnet hat. Heute zogen zwar dunkle Wolken hinter mir her, holten mich aber nicht ein.

Wieder erst Wald und Bäume und Wald, dann wieder Bäume. Aber in dieser Höhe habe ich Ausblicke!

Die Entfernung heute beträgt 13km Luftlinie, zu laufen sind 20. Es herrscht kein nennenswerter Verkehr.

Heute macht die Straße ihrem Namen alle Ehre. Entlang des Weges gibt es Weinverkostungen und -verkäufe.

Der Weg ist wunderbar, die Landschaft ist es auch.

Eine Fattoria, la Fattoria Valle, am Wege. Diese hat aber noch keine Saison. Hier zweigt aber ein Weg ab, der mir einige Höhenmeter erspart und auch ein paar Kurven der Straße.
Blöderweise ist der Weg so ausgewaschen und steinig, dass er mir fast zum Verhängnis wird. Ich rutsche mit einigen Steinen weg und verstauche mir den linken Fuß. Glücklicherweise nicht allzu schwer, ich kann weiter laufen. Bis zu meinem heutigen Hotel sind es nur noch knapp 3km.
Ich bin heute in Greve in Chianti, ein kleiner Ort mit einer großen Tradition. Hier gibt es einen großen Marktplatz mit schönen Arkadengängen rundherum, auf dem früher der Viehmarkt stattfand. Hinter den Lieferwagen befindet sich die Antica Macelleria Falorni, die seit mehr als 100 Jahren in Familienbesitz ist. Den Brüdern Falorni gehört auch ein Weingut und die Mehrzahl der Ausstellungsstücke im Weinmuseum, dessen Ausstellung auf ihre Anregung entstand. http://www.falorni.it/ bietet unter Foto auch Ansichten des Ortes.

Ich sehe mir auf der anderen Straßenseite vom Hotel das Weinmuseum an und erfahre, dass bereits die Etrusker den Weinanbau kannten. Nebenan gibt es die Cantina mit dem größten Weinkeller Italiens. In der Bar, in der ich meinen Caffè trinke, kann man Wein kaufen, der billigste kostet 17€, der teuerste 200€.
Ich hoffe, dass sich mein Fuß soweit erholt, dass ich morgen laufen kann. Wenn nicht wird Bus gefahren. Dann sind erst einmal vier Tage Pause in Firenze.
Ich melde mich übermorgen aus der Stadt!
Bis dann Thomas

3 Kommentare:

Uta hat gesagt…

Hallo,lieber Thomas, auch wir können dir nur Blumenbilder aus dem Blumenladen schicken,einige Krokusse wagen sich an sonnigen Stellen allerdings schon hervor nach den letzten schönen Tagen,die es tatsächlich bei und gab.Tut mir leid,dass du die wunderbare Landschaft nicht voll genießen kannst und immer vor den Wolken weglaufen musst und dich dann auch noch verletzt.Hoffentlch kannst du dir morgen das Busgeld sparen, damit du dir wenigstens ein Gläschen Chianti-Wein leisten kannst.
Ich habe nach meinem Toscanaaufenthalt (vor 10 Jahren!)
auch kaum noch italienischen Wein getrunken,weil der damals schon so unverschämt teuer war und,wie ich fand, gar nich mal so lecker wie aus anderen Ländern ist.
Nun, das ist Geschmackssache!
Dafür ist die Landschft mit den wunderbaren Blumenwiesen!und den einzelnen Gehöften auf den Hügeln wunderschön, aber alles teuer, auch "Ambiente"-Zimmer oder Wohnungen.
Lieber Thomas,lass dir deine schöne Wanderung nicht vom Wetter und den Preisen "versauen",deine Bilder erfreuen uns nach wie vor und zeigen uns die schöne Welt und erlebst alles hautnah.
Besseres Wetter und liebe Grüße Uta

cdiet004 hat gesagt…

Lieber Thomas, vieleicht solltest du dir einen guten Wein über deinen knöchel gießen oder einen erfrischenden Wickel davon umlegen...bei dem Preis! Aber wahrscheinlich helfen schon unsere gute Wünsche!
Damit ich mir auch hier bald schöne Blumen ansehen kann, habe ich heute Blumensamen gesäät.Hoffentlich wird was daraus!
In diesem Sinne wünsche ich Sonne für uns alle, leibe Grüße Claudia

Unknown hat gesagt…

lieber Thomas,

also ich weiß echt nicht was du hast, jedesmal wenn ich mir deinen blog angucke erblasse ich fast vor neid, so viel grün!
was du als grau bezeichnest ist hier schon ein grund für freudentränen, leider kann man das klitzekleine bisschen grün immer nur für etwas 2h am tag bewundern, morgens und abends friert es wieder zu...heute hatte ich sogar wieder schnee!
poste weiter schöne grüne bilder, das belebt die hoffung das es auch hier bald ma frühling wird!
alles gute für deinen fuß,

liebe grüße lilja