Mittwoch, 30. September 2009

Hollabrunn


Chardonnay, Burgund, Portugieser und zum Schluss der Rivaner. So hießen heute meine Wanderwege auf dem Weg von Retz nach Hollabrunn. Aber der Reihe nach.

Gestern ging ich von Znojmo nach Retz. Auch hier war es wieder ein schöner Höhenwanderweg. Der Wind ging heftig. Bereits kurz hinter Znojmo begannen die Weinberge. Gegen Mittag war ich in Retz. Ein spontaner Entschluss: das wars für heute. Jacqueline hat mir mehr Biergarten-Pausen gewünscht. Wenn es schon keine Biergärten gibt, dann halt Heurigen oder Buschenschanken. Ich hatte sowieso vor, mich hier mit neuem Kartenmaterial zu versorgen und gleichzeitig meinen Rucksack zu erleichtern. Die nette Frau in der Touristeninformation verschafft mir Kartenmaterial, ein Zimmer und Informationen über mögliche Aktivitäten am Nachmittag. So lande ich in einem Zimmer bei der Familie Wiklicky, die in ihrer Konditorei an die Dreharbeiten zur ORF-Serie "Julia - eine ungewöhnliche Frau" erinnern. Ich schicke alles, was bisher nicht benutzt wurde oder sich nicht bewährt hat, nach Hause. Dabei landen auch die Schuhe, die ich in Prag gekauft habe, im Paket. Zwei Kilogramm weniger!

Ich nehme um 16 Uhr an einer Führung durch die Weinkeller unter Retz teil. Tolle Geschichte: unter der Stadt befinden sich 25 km Weinkeller auf drei Etagen, komplett in feinsten Quarzsand gegraben. Die Ausstellung beginnt mit der Geschichte des Weines und führt über den Weinanbau hier im Weinviertel bis zu einer Weinverkostung. Das Ganze ist perfekt inszeniert, hervorragend aufbereitet und die Führung ist kurzweilig. Ich bin schwer beeindruckt.

Heute geht es auf den oben genannten Wegen durch die Weinberge, vorbei an Feldern mit erntereifen Sonnenblumen und Kürbissen.
Der Himmel droht den ganzen Tag über und versucht es einige Male mit leichtem Tröpfeln. Das Weinviertel ist auf dem Weg sich von einer vergessenen Grenzregion zu einer Tourismusregion zu entwickeln. Grenzüberschreitende Rad- und Wanderwege, Feste und Ausbau der Werbung helfen dabei. Am vergangenen Wochenende war Weinfest in Retz. Die beiden Brunnen auf dem Hauptplatz gaben an diesem Wochenende Wein, der eine roten, der andere weißen. Da war ich zwei Tage zu spät.



Da mir das letzte Quiz zwei neue Leser einbrachte, werde ich ein neues Ratespiel vorbereiten. Es gilt Asphaltbilder zu erraten. Eure Aufgabe wird es sein, die Vertreter der heimischen Fauna zu benennen, die fröhlich über die Straße sprangen, bevor sie Michelin, Dunlop oder Goodyear aufs Pflaster bannten.
Es hat lange gedauert, ein Café zu finden, in dem ich ins Internet gehen kann. Die nächste Meldung gibt es aus Wien.
Ich begrüße als neue Leser Marlis und Heinz, Holm und den roten Pinguin, wer auch immer du bist. Schön, dass ihr jetzt dabei seid.
Es ist nach 22 Uhr - schlaft gut! Thomas

Montag, 28. September 2009

Znojmo



Moravske Budejovice am frühen Morgen

Er kommt spät, aber er kommt. Ich hatte bis eben kein Internet und habe jetzt einen ungesicherten WiFi- Zugang gefunden.


Nun also, zum Beginn der vierten Wanderwoche, verlasse ich Tschechien. Znojmo liegt etwa 12 km vor der Grenze, wie weit ich morgen gehe, weiß ich noch nicht. Ich muss mir in Retz erst einmal neues Kartenmaterial besorgen.

Die Wanderung heute war wieder sehr schön und abwechslungsreich.


Radwege, die auf frisch asphaltierten Pisten durch die Wälder führen, eine Talwanderung, die an einen Wanderung durch das Bodetal erinnert und die letzten 5 km direkt bis nach Znojmo führt, tolles Wetter...


Schloss in Boskovstejn


Klingt wie an den Tagen zuvor, oder? Damit ihr frisch dabei bleibt, gab es gestern das Rätsel. Man muss ja der Leserschar etwas bieten. Und prompt können wir zwei neue Leser begrüßen, Nic, eine unserer Ehemaligen (freue mich sehr, dass du dabei bist!) und meine Ma. Sie ist aus dem Schatten von Wim.Wanderer herausgetreten und liest jetzt selbst. Ich habe übrigens ein Paar deiner gestrickten Socken bei. Wie Marianne richtig gesagt hat, ist der Massageeffekt nicht zu unterschätzen.
Ich habe heute einen Gewinner zu verkünden. Nicht nur, weil mein Schwesterherz der einzige Teilnehmer war, sondern weil die Antworten auch fast völlig korrekt waren. Herzlichen Glückwunsch, du darfst dir ein Ben&Jerry's deiner Wahl kaufen!

Die Auflösung:

Der Wanderweg verlief links an dem Gebüsch entlang über das frisch geeggte Feld. (Ist das die korrekte Bezeichnung, wenn man bei einem frisch gepflügten Feld die Oberfläche glättet?). Ich kam aus der anderen Richtung, für mich bot sich keine Alternative. Wäre ich aus dieser Richtung gekommen, hätte mich dieses Zeichen empfangen: Mit meinen Tschechischkenntnissen würde ich heute noch da stehen.

Hier erkennt man bei genauerem Hinsehen, dass oben auf der Schornsteinkante ein Arbeiter sitzt, der sich sozusagen die Steine unter dem Hintern wegstemmt.

Die dritte Antwort war auch richtig. Natürlich war das blaue Haus das Hotel. Die Perspektive macht's. Eigentlich steht dahinter noch ein solcher Bau, in dem die Gästezimmer untergebracht sind. Das Hotel Stern war völlig in Ordnung.

So, ein letzter Blick von der Terrasse des Hotels Katherina hier in Znojmo, dann ins Bett. Ich hoffe nur, die Internetversorgung ist in den österreichischen Pensionen genauso gut wie hier.

Es ist halb elf, viel zu spät für mich. Gute Nacht! Thomas

Sonntag, 27. September 2009

Moravske Budejovice




Thomas, du bist ein glücklicher Hund! Ich wandere seit zwei Tagen auf Rad- und Wanderwegen durch eine liebliche Landschaft, die Sonne scheint - so habe ich es mir gewünscht. Ich muss mir immer ein fettes Grinsen vom Gesicht wischen, wenn mir so ein angestrengter Strampler in seinem Werbeleibchen entgegenkommt. Ab dem frühen Nachmittag relativert sich das mit dem Grinsen allerdings etwas.



Der Weg von Jihlava nach Trebic setzte sich aus einem Wanderweg und einem Radweg zusammen. Es gibt bereits einen durchgehenden Wanderweg, aber 42 km waren mir dann doch zuviel. Auf der Strecke wird ein Radweg bis Anfang Dezember gebaut, der auf einigen Teilstrecken schon gut nutzbar ist und die Strecke so auf 36 km reduzierte. Heute folgte ich komplett einem 26 km langen Wanderweg, der die Städte Trebic und Moravske B. verbindet. Herrlich: Felder, Wälder, Wiesen, kleine Dörfer (leider immer noch ohne Pausenbier, Jacqueline) und sanfte Hügel (auch heute bis auf 550 m) sorgen für eine schöne Abwechslung.
Mir gehen inzwischen die Fotos aus, schöne Wege habe ich genug gezeigt. Deshalb gibt es heute Hausaufgaben, die bisher ja auch keiner gemacht hat und Ratebilder.
Im ersten Bild ist ein Wanderweg versteckt.
Im zweiten Bild ist ein Arbeiter versteckt.
Im dritten Bild ist (m)ein Hotel versteckt, hier in Moravske Budejovice.
Diese Raupen sehe ich jeden Tag zu Hunderten in erstaunlicher Geschwindigkeit über den Weg ziehen. Was wird da mal draus? So, schaut euch um, was ihr als Preis haben wollt und dann ran an die Aufgabe!


So, die Antworten in die Kommentarbox, ich gehe jetzt ins Bett, die Wahl ist eh' vergeigt. Es ist ja schon nach 8 und um 7 gibt es Frühstück! Schlaft gut und grämt euch nicht, die nächste Nachricht gibt es wahrscheinlich schon morgen.
Thomas

Freitag, 25. September 2009

Jihlava

Ich habe vorgestern gegen Mittag eine Handvoll Kerne aus Bucheckern am Straßenrand geklaubt. Die Hälfte war hohl. Auf die anderen habe ich allergisch reagiert. Wandern ist schön.










Nein, im Ernst: Ich bin jetzt nach Kolin drei Tage jeweils knapp 40 km gewandert und musste erst einmal einen Ruhetag einlegen. Einerseits hatte ich jetzt abends keine Lust mehr, Tagebuch oder auch nur den Blog zu führen, da ist also einiges aufzuarbeiten. Bilder müssen beschriftet werden. Andererseits wollten die nächsten Etappen in aller Ruhe geplant werden und Unterkünfte gesucht werden. Es wird noch drei Wandertage in Tschechien geben, dann gehts nach Österreich. Da ihr jetzt so lange warten musstet, gibt es heute auch ein Foto von mir ohne Bart!


Aber der Reihe nach. Von Kolin ging es nach Golucov Jenikov. Ich habe leider die Karte im Hotel vergessen und verbürge mich nicht für die Schreibweise, deshalb jetzt GJ. Der Weg führt über Kutna Hora, Caslav geradewegs nach GJ. Wenn man die Schnellstraße fährt. Ich habe mich auf einem Zickzack-Kurs mal nördlich, mal südlich der Schnellstraße auf kleinen Landstraßen bewegt und war dadurch fast allein auf den Straßen unterwegs. Die Unterkunft in der Pension Lanete war bisher unschlagbar, was das Preis-Leistungs-Verhältnis betrifft. Am nächsten Morgen war ich erst gegen 9.15 Uhr unterwegs, der Tag zuvor forderte seinen Tribut. Vor der Pension stellte gerade ein etwa 60jähriger Mann sein Rad ab. Er ist von Oslo nach Ungarn unterwegs, wir kamen kurz ins Gespräch.




Der Weg von GJ nach Havlickuv Brod ist in der ersten Hälfte eine Kombination von zwei Wanderwegen, die abwechselnd durch Wälder und über Feldwege und kleine Dorfstraßen führen. Die Versorgung auf den Dörfern ist hier genauso wie bei uns, die Kneipen haben noch zu, der eine, noch existierende Lebensmittelladen öffnet nur vormittags und abends einige Stunden. Da ich tagsüber nichts esse und mein Wasser dabei habe, ist das auch nicht wirklich ein Problem für mich. Ich würde nur manchmal gern etwas anderes trinken. Seit GJ wird die Landschaft deutlich abwechslungsreicher, die ersten Ausläufer des Tschechisch-Mährischen Gebirges sind erreicht. Die Anzahl der Wanderwege nimmt zu, die Radrouten sind kaum noch überschaubar, führen aber immer auf normalen Straßen entlang.




Polna
Die gestrige Etappe sorgte fast dafür, dass ich die nächsten Tage nicht mit mir gesprochen hätte. Das ist das Problem, wenn man allen unterwegs ist; man kann niemand anderem die Schuld geben, wenn es nicht läuft. Zum Glück haben sich die Kartenhersteller als unfähig erwiesen, die Entfernungsangaben von einem Blatt auf das andere richtig zu übertragen. Ich kam dadurch unverhofft zu anderthalb weiteren Wanderstunden und dadurch zu dem heutigen Ruhetag. Jihlava hat übrigens auch eine schöne Internetseite, da muss ich nicht viel erzählen. http://www.jihlava.cz/ gibt es auch auf deutsch.




Noch zwei andere Dinge bevor es das versprochene Foto gibt:




1. Ich habe heute endlich Gummis gekauft. Meine Wanderstöcke möchte ich nicht mehr missen, aber das dauernde Klacken der Metallspitzen auf dem Asphalt ging mir doch schon gehörig auf die Nerven. (Jetzt ward ihr doch einen Augenblick überrascht, oder?) Die Stöcker erfüllen mehrere Funktionen. Etwas nach außen gestellt, halten sie die Autofahrer auf einen erträglichen Mindestabstand. Ab vier Uhr nachmittags sorgen sie dafür, dass ich nicht stehen bleibe; ab sechs dass ich aufrecht stehen bleibe.




2. Ich muss das mit der Vorstellung noch verschieben. Inzwischen sind Leser dabei, die ich herzlich begrüße, von denen ich aber nicht weiß, woher wir uns kenne und ob überhaupt. Ich würde mich über einen kleinen Hinweis freuen. Wem das bei den Kommentaren zu öffentlich ist, der kann ja auch eine Email schreiben an thmsgrf@googlemail.com.
Ich gehe jetzt in die Pension und halte einen gepflegten Mittagsschlaf. Wandern ist schön.
Bis die Tage! Thomas

Montag, 21. September 2009

Kolin



Da bin ich also wieder an der Elbe. In Kolin geht die Wanderung gen Osten zu Ende. Ab jetzt wird es als Hauptrichtung der Süden sein.

Elbe bei Kolin

Als gestern der Wecker klingelte, war der innere Schweinehund hellwach, als einziger. "War doch so schön in Prag, eigentlich hast du ja noch gar nichts richtig gesehen, noch zwei, drei Tage bleiben,..." Nix da, so kommen wir nicht mal bis Wien! Und so stehe ich tatsächlich am Sonntagmorgen um kurz nach 8 auf dem Wenzelsplatz und mache mich wieder auf den Weg. 10 Stunden später bin ich in Cesky Brod im Hotel, das gerade bei laufendem Betrieb saniert wird. Ist aber kein Problem, da ich der einzige Gast bin. Die Dame an der Rezeption zeigt mir bei Ankunft das riesige Buch, in dem auf einer ganzen A3-Seite allein und verlassen mein Name steht. Ich bin total erledigt und schaffe es gerade mal 90 min nach der Ankunft wach zu bleiben. Das reicht zumindest für Körperpflege und Nahrungsaufnahme. Kaum liege ich kurz vor 8 auf dem Bett bin ich auch schon weg. Um kurz vor 23 Uhr weckt mich dann der Lärm des Rummels, der direkt auf dem Marktplatz stattfindet. Kurze Wäsche (man will ja nicht riechen unterwegs), Nachtzeug an, ab ins Land der Träume.



Auch der heutige Tag war eine Wanderung wie aus dem Bilderbuch. Langsam habe ich den Dreh raus und finde auf den Karten die richtige Mischung aus kaum befahrenen Landstraßen, Feld- und Wanderwegen. Ich lege heute auch 4 Pausen ein und lasse meine Füße an die frische Luft, es läuft besser.



Morgen werden es wieder fast 40 km, bei meinem Schritttempo heißt das wieder 10 Stunden unterwegs zu sein. Deshalb wird es morgen sicher keine Nachricht geben, die nächsten Etappen werden ruhiger und schöner.

Marktplatz Kolin

Da wir nun doch schon eine erquickliche Leserschar sind, werde ich mal ein guter Gastgeber sein und in der nächsten Runde alle allen kurz vorstellen. Keine Panik, nur eine grobe Einordnung wer mich woher kennt, mehr nicht. Versprochen. Wenn jemand was dagegen hat, kurze Email oder im Kommentar vermerken.

Eines ist mir heute bei meinem Pauseneinkauf aufgefallen: Die Preisgestaltung ist hier genau wie bei uns darauf ausgelegt, dir vorzugaukeln, das etwas billiger ist. Die einheimische Cola kostet 15,80 Kronen, die Coke 23,90 Kronen. Soweit wie bei uns. Dann wird der Preis auch gebongt, 15,80 steht dann da. Wird der Kauf abgeschlossen, erscheint dort aber 16 Kronen. Auf diesen Wert wird auch herausgegeben, es gibt ja auch keine kleineren Geldstücke als eine Krone! Das sind also rein fiktive Zahlenspielereien; zumindest, wenn man nur einen Artikel kauft.
Es ist schon 9, Schlafenszeit! Gute Nacht. Thomas



Samstag, 19. September 2009

Praha 2.1

WAS für eine wundervolle Stadt! Was für eine WUNDERVOLLE Stadt! Was für eine wundervolle STADT! Ich finde, man kann es nicht oft genug sagen: WAS FÜR EINE WUNDERVOLLE STADT! Heute gibt es nicht viel Text und keine große Begrüßung der neuen Leser. Aber Tina gratuliere ich natürlich noch ganz herzlich zum Baby! Ich sitze gerade zur besten Mittagszeit bei einem pikanten Tomaten-Oliven-Strudel und einem großen Budweiser in einem klitzekleinen Café (18 Plätze), dass den 30er Jahren huldigt und wie eigentlich alle Hotels und Café, in denen ich bisher war, kostenlos WiFi anbietet. Ich bin jetzt zwei Tage durch die Stadt geschlendert und teste gerade das dritte Café (und das Beste), habe mir eine Menge von außen angesehen und beschlossen, dass es nicht noch einmal 20 Jahre dauert, bis ich Prag wieder besuche. Für große Ausstellungen fehlt dann doch die Zeit oder es ist so voll, dass die Lust vergeht. Nun noch einige Fotos, die hoffentlich klar machen, warum ich so euphorisch reagiert habe.





















Ich habe keine Ahnung, warum sich die Bilder so angeordnet haben, wie sie es getan haben. Nach mehreren Versuchen, ein wenig System in die Fotos zu bekommen, ist mein Kaffee kalt und ich will auch nicht mehr. Müsst ihr halt mit leben. Schönen Samstagnachmittag noch! Thomas

Wer wissen will, wie das nette Café ausgesehen hat, geht auf die Seite www.sporkova.cz , da gibt es einige Bilder.
Ich habe jetzt versucht, noch zwei Bilder nachzuschieben, um die Anordnung irgendwie zu verändern. Ich werde das Gefühl nicht los, dass sich dabei einige Bilder verabschiedet haben, oder?

Es ist 17 Uhr, ich drehe noch eine Runde. Bis übermorgen aus Kolin. Thomas

Donnerstag, 17. September 2009

Praha




Spät gestartet, gibt es gleich das erste Problem: Ich hatte mir gemerkt, dass die Fussgängerbrücke zu überqueren ist. Dahinter fehlen aber die gelben Schilder für den Fahrradweg, dem ich bisher so gut gefolgt bin und der bisher absolut zuverlässig ausgeschildert war. Gehe mehr nach Gefühl und werde belohnt. Der Weg führt tatsächlich über 24 km bis zum Prager Zoo direkt an der Moldau entlang. Manchmal ist der Weg einige Meter entfernt, manchmal nur einige Meter über dem Wasser.Die Moldau, 10km vor Prag


Wenn es nicht nach der Hälfte des Weges etwas unentschieden anfangen würde zu regnen, wäre die Tour zu eintönig. So muss die Regenkleidung, die im Laufe der schönen Tage immer weiter nach unten im Rucksack gerutscht ist, rausgekramt werden, dann hört es auf, es ist warm, alles verstauen, es fängt wieder an, alles wieder raus,...


Schloss Troja, beim Prager Zoo gelegen

Ab dem Zoo sind es dann noch einmal 8 km, für die ich keine Karte habe. Schlage mich so nach meinem Gefühl durch und habe dadurch gleich einen kleinen Stadtrundgang. Frage dann doch eine Frau nach dem Weg und siehe da, ich bin viel weiter als ich dachte. Durch verschiedene Parks kann ich mich bis zur Moldau durchwursteln und bin schon in der Altstadt. Kurze Blicke nur, ich habe ja noch zwei Tage Zeit. Mein Hotel ist am Wenzelsplatz, fast am Nationalmuseum. Ich bin sehr zufrieden mit der Wahl und lege mich erst einmal in die Wanne.

Morgen und übermorgen ist Pause, auch im Blog. Werde Kultur machen und die nächsten 300 km bis Wien planen.

Bís vom Wege! Gute Nacht, es ist schon wieder nach 9. Thomas
Noch einen Nachtrag: Danke allen Neueinsteigern in der Leserschaft! Freue mich über jedes neue Gesicht. Ich habe auf Claudias Kommentar hin den Blog noch einmal durchgesehen und 6 Kommentare für den ersten Post gefunden, die sich aber auf spätere Posts beziehen. Es wäre einfacher, wenn ihr immer den aktuellen Post kommentiert, da schaut man dann doch mal schneller hin.
Zum Bier lässt sich nicht viel sagen. Wie alle wissen, ist es ausgezeichnet und mit der Tagesform steigt auch die Fähigkeit, des Abends das eine oder andere Glas zu heben. Hier in Prag gibt es ein erstaunliches Phänomen: auf den letzten 30 km hat sich der Bierpreis verdoppelt, allerdings nur im Hotel. Beim Abendessen blieb es weiterhin sehr moderat bei etwas mehr als einem Euro für den halben Liter. Es kann so schön sein....
Hallo Uta, die nicht genug von der Arbeit bekommen kann. Jacqueline hat geschrieben, das sich dein PC-Kurs wohl doch bezahlt gemacht hat. Ganz alleine mit eingestelltem Foto! Liebe Grüße T. (Schlafenszeit)

Mittwoch, 16. September 2009

Kralupy nad Vltavou


Melnik, vom Moldaukanal aus gesehen

Dieser Tag bekommt bisher das Prädikat "Bester Wandertag" mit 95 von 100 Punkten. Mit einem Jumbo-Cappucchino am Schloss gegen 9 gestartet, gestaltete sich der erste Abschnitt wie aus dem Bilderbuch. Entlang des Moldaukanals und der Moldau, geht es auf Feldwegen und über Wiesen, auf denen Reiher stehen. Wachteln, Rebhühner und anderes leckeres Geflügel flüchten aufgeregt, wenn ich vorbeistapfe, die Sonne lacht, kein Auto, keine Radler stören - herrlich. Der Fährmann, der eigentlich zwischen 9 und 18 Uhr seinen Dienst versehen soll, hat sich den Vormittag frei genommen und fängt heut erst um 13 Uhr an. Pech, wenn man um 11.45 Uhr da ist. 10 Punkte Abzug in der Haltungsnote. Ich disponiere um und bleibe auf dieser Moldauseite. Ein Teil des Wegs führt über den Europawanderweg Nummer 10, direkt an diesen riesigen Tanks vorbei (Hausaufgabe: was ist da drin?) und durch staubigen und unwegsamen Wald. Wieder bin ich ganz allein unterwegs. In Nelahozeves besichtige ich das Geburtshaus von Antonin Dvorak.
Der Weg auf dieser Seite ist kürzer, dafür gibt es 5 Punkte.

Morgen sind noch 20 km bis Praha-Troja zu absolvieren und dann muss ich mich zum Wenzelsplatz durchschlagen.
Zwei Dinge noch, die mir wichtig sind:
1. Einen schönen Gruß an das Hotel Jaro in Melnik, besonders an India (habe ich das richtig verstanden?), die mir gestern bei der Zimmersuche geholfen hat und ein sehr netter Gesprächspartner am Abend war. Schönen Gruß auch an deinen Kollegen vom Nachmittag. Es war ein netter und herzlicher Empfang bei Euch.
2. Ich danke der Familie im erweiterten Sinne (Jacqueline gehört ja dazu), dass sie sich als Leser eingetragen haben. Dank an Jacqueline, dass du schon so viel geschrieben hast. Deshalb: "Gute Besserung" an Julia und "Herzlichen Glückwunsch" an Ute!
Und dann, ich hatte ja schon nicht mehr damit gerechnet (und wollte den Blog beenden, Email an die Familie ist wesentlich einfacher und kostet mich nur einen Bruchteil der Zeit), hat sich heute Claudia als Leserin registriert. DANKE!
Ich will nur noch einmal jammern und den Versuch einer Erklärung unternehmen, warum mir das so wichtig ist.
Ich sitzte jeden Abend und bin mehr als eine Stunde mit diesem Blog beschäftigt. Den lege ich für all die Verwandten, Freunde und Bekannten an, die gesagt haben: "Das ist aber interessant, da schreib mal drüber, das will ich lesen." Und jetzt haben sich vier Personen angemeldet um mir zu zeigen: Wir sind dabei, wenn du schreibst.
Ich danke allen für die Emails und SMS, die ihr mir schreibt und ich versuche auch, darauf in dem Blog einzugehen, wenn es passt. Ich kann aber nicht einzeln darauf antworten.
Seit nunmehr 11 Tagen bin ich unterwegs. Eine ziemliche Zeit. Einige haben in den Emails ihre Bedenken wegen der Anmeldung und der Öffentlichkeit des Blogs zum Ausdruck gebracht. Ich bitte euch: Außer meiner Verdauung habe doch wohl bisher nur ich alles öffentlich gemacht. Eigentlich wird der Blog doch nur von den Freunden und Bekannten gelesen, denen ich davon erzählt habe, es ist also wie bei einer großen Party, bei der alle eines gemeinsam haben: sie wollen lesen, wie ich voran komme.
Nun noch zu der Registrierung: Da werden Email versandt, Musik gehört und gedownloadet, Bücher bei Amazon gekauft, Reisen gebucht und und und , nicht zu vergessen: Emails an mich und meine Googlemail-Adresse geschickt, aber so eine einfache Anmeldung, bei der man nur die eigene Emailadresse angeben muss und sonst nichts, dauert 5 Minuten, kostet nix und tut nicht weh, stellt ein Problem dar?
Es ist nur ein Zeichen, dass ihr dabei seid, kein Klingelton-Abo, oder sonst etwas.
Wie gesagt, es war das letzte Mal, das ich darauf eingehe. Ich bin nur überrascht.
Für heute gute Nacht, es regnet und ist schon halb 9. Thomas

Dienstag, 15. September 2009

Melnik

Ein Stück originaler Seume-Weg
Wer hätte das gedacht, zwei Tage gewandert und eigentlich wollte ich schon in Prag sein, das immer noch 56 km Radweg von mir entfernt ist. An den beiden Tagen habe ich eigentlich alles versucht, was bei der Gestaltung der Wanderroute möglich ist. Gestern bin ich auf Nebenstraßen und Rad- und Wanderwegen,


Wanderweg an der Ohre
die zum Teil nicht ausgeschildert waren, bis nach Budyne nad Ohre (wer weiß, wie das letzte Wort richtig ausgesprochen wird, darf sich einen Keks nehmen) gewandert. Dort hat Seume damals übernachtet, bevor er die verbleibende Strecke bis Prag schnurstracks an einem Stück abgerissen hat. Diese Art der Weggestaltung hat mich 2 Stunden gekostet. Leider hat das Wirtshaus die Zeiten nicht überdauert, die letzte Pension schloss vor etwa 20 Jahren, dem Zustand der Bilder im Fenster nach zu urteilen. In den nachfolgenden Orten gab es keine Unterkünfte. Als ich die angestrebte Pension endlich telefonisch erreiche, ist dort Rekonstruktion angesagt. "Wie kann man nur ohne ein sicheres Quartier loslaufen!" Danke. Weiß ich eigentlich selbst. Aber: wo bleibt dabei die Spontanität und die vielgerühmte Gastfreundschaft der Tschechen? "Die stecken sogar noch die Großmutter in den Stall und bieten Ihnen das Bett an." O-Ton Vermieterin kurz vor der tschechischen Grenze. Schon das Bild ist schön, ich im Bett der Oma, das Wasserglas noch auf dem Nachttisch. Jedenfalls wurde dann, als klar war, das kein Ort mit Pension oder Hotel im Hellen erreicht werden würde, eine Rettungsaktion via Internet und Handy mit Ludwigsfelde eingeleitet, bei der ich immer über die Dorfstraße springen musste, weil der Empfang wegbrach. Schließlich brachte mich ein Taxi nach Libochovice, wo ich nie hinwollte, in ein Hotel, in dem die Zeit stehen geblieben ist. Der Name war witzigerweise Goldener Hase, wer weiß, wie das auf tschechisch heißt, darf sich noch einen Keks nehmen. Das Hotel kostete mit Frühstück nur die Hälfte der Taxifahrt, das nur am Rande).
Hotel "Goldener Hase"

Am heutigen Morgen brachte mich der Hotelvater (Chef trifft es eher nicht) mit dem Wagen nach Roudnice, von wo aus ich nun doch dem Elberadweg weiter folgen werde. Die ersten drei Stunden sind toll: eine Stunde am Fluss entlang, über dem noch der Morgendunst hängt, dann zwei Stunden auf kaum befahrenden Landstraßen, vorbei an überreifen Maisfeldern und durch Wälder, in denen die Eichen mit ihren Früchten werfen.



Dann folge ich wieder dem offiziellem Radweg Nummer 2 nach Melnik. Dieser verläuft die nächsten drei Stunden an bzw. auf einer viel befahrenen Landstraße, Lastwagenverkehr von den vielen Werken und dem Kraftwerk inklusive. Die Strecke Roudnice - Melnik ist eigentlich 20 km lang, der Radweg 32 km. Drei Stunden Autoverkehr auf einem ausgewiesenen Radweg. Gut, gestern war eindeutig meine Schuld, schlecht geplant, nicht verifiziert, nicht gebucht - selber Schuld. Aber heute hatte ich eigentlich alles richtig gemacht. Nun gut, auch das wird in Prag überdacht werden. Morgen geht es nach Kralupy an der Moldau, Hotel ist gebucht, dann für drei Nächte nach Prag, Hotel direkt am Wenzel(schöne Grüße nach Weimar)splatz ist gebucht und das für 49€ pro Nacht.
Marktplatz von Melnik
In Melnik fließen Elbe und Moldau zusammen, Blick vom Schloss.




Schlaft schön, ich werde schon ankommen. Thomas

Sonntag, 13. September 2009

Lovosice






Die zweite Etappe in Tschechien und alles fügt sich zum Guten. Der erste Abschnitt bis Usti nad Labem stellte sich als sehr angenehme Wanderung heraus. Das erste Drittel führte auf Waldwegen bis zur Grenze.
Wer kauft so etwas an der Grenze? Oder überhaupt?
Nach Petrovice, das ein Kapitel für sich ist, ging es auf kaum befahrenen Landstraßen weiter bis nach Usti. Über die Stadt selbst lässt sich nichts Positives sagen, also sage ich lieber gar nichts.



Heute ging es auf dem Radweg Hamburg - Prag direkt an der Elbe bis nach Lovosice. Hier nächtigte Seume ebenfalls. Es gibt hier einige Radwege, die mir die weitere Wanderung bis Prag deutlich erleichtern. Von dort melde ich mich wieder. Dann werde ich jedoch den Abstand zwischen den Meldungen vergrößern. Wer will das schon alles lesen?


Für heute gute Nacht!




Thomas








P.S. Die Leidensgeschichte meiner Füße füllt einen eigenen Blog.

Freitag, 11. September 2009

Bad Gottleuba

Meißen am Morgen
Bei strahlendem Sonnenschein wandere ich auf dem Elberadweg in Richtung Dresden. Eindeutig ist dieser Weg einer der beliebtesten Radwege Deutschlands. Je näher man Dresden kommt, umso höher ist die Raddichte. Dabei fällt auf, dass offensichtlich nur die wenigsten Radler Freude an ihrem Tun haben. Mit starrem Blick auf den Tacho oder das Vorderrad ziehen sie ihren Weg, als hätte man sie dazu gezwungen. Ich treffe gleich in Meißen einen Fernwanderer aus Rostock, der allerdings mit einer ganz anderen Ausrüstung unterwegs nach Prag ist. Er ist in Rostock gestartet, auf dem Radweg Berlin-Kopenhagen nach Berlin gewandert, anschließend an Dahme und Elster bis er dann bei Mühlberg an die Elbe kam. Er hat sein Zelt dabei und geht jeden Tag solange er will. Erster Blick auf Dresden
Ich übernachte im Hotel „Alttolkewitzer Hof“, am nächsten Morgen geht es nach einem leckeren Frühstück weiter auf dem Elberadweg, auf dem jetzt deutlich weniger Betrieb ist. Vorbei an den ruhigen und gemütlichen Ortsteilen Laubegast und Kleinzschachwitz und mit herrlichem Blick auf das Schloss Pillnitz gehe ich nach Pirna. Ich umgehe das Stadtzentrum und komme relativ schnell auf die Straße nach Berggießhübel-Bad Gottleuba, die auch die kürzeste Verbindung Pirna-Tschechien ist. Dementsprechend ist der Verkehr. Man sieht den entgegenkommenden Autofahrern an, dass sie mich für bescheuert halten und ich kann ihnen nur zustimmen. Nach 7 km und einer Abgasbelastung, die der Greifswalder Str. zur Hauptverkehrszeit entspricht, zweigt dann die Straße nach Bad Gottleuba ab. Ich habe zu diesem Zeitpunkt schon beschlossen, wenigstens einen Tag Pause einzulegen und die Wanderung noch einmal zu überdenken.
Pension am Goethepark in Bad Gottleuba
Nun habe ich gerade die Pause, leckeren Kuchen am Markt gibt es auch, und ich habe beschlossen, weiter zu gehen.

Demnächst also weitere Berichte von der Strecke.

P.S. Dank an die Familie, die sich als treue Leser geoutet haben. Schön, eure Gesichter zu sehen und zu wissen, für wen man schreibt. Alle anderen sind nicht dabei?