Samstag, 31. Oktober 2009

Trieste II



Nach einer Woche in Trieste gibt es heute einen Bilderreigen. Ich bin immer noch malade und bewege mich nur wenig, es ist keine wirkliche Besserung bisher in Sicht. Ich weiß, das braucht Zeit und die nehme ich mir auch.
Hier also weitere Eindrücke aus Trieste:


San Giusto
Innenraum von San Giusto

Die Kathedrale San Giusto ist in unmittelbarer Nachbarschaft zum Castello entstanden. Wahrscheinlich auf der Basis eines römischen Tempels. Dabei hat man zwei nebeneinander stehende Kirchen zu Beginn des 13. Jahrhunderts einfach zusammengefasst, wie auch immer das realisiert wurde.

Das Castello wurde auf den Resten der alten Römerfestung erbaut und bis in das 17. Jahrhundert ständig erweitert. Wie strategisch perfekt die Lage ist, sieht man an dem herrlichen Ausblick, den man von hier auf den Golf von Trieste hat.

Ich habe ein Panoramafoto versucht, das ist jetzt die größtmögliche Auflösung.
Dem Ausbau des Kastells fiel auch die römische Basilika (oder besser ihre Reste) zum Opfer, deren Grundriss man im Vordergrund noch erahnen kann. In der Stadt selbst sieht man noch an zwei Stellen die römische Vergangenheit.

Das Römische Theater aus dem 1. Jahrhundert wird heute noch in den Sommermonaten bespielt.
Der Arco di Riccardo, das Augusteische Tor ist noch etwa 200 Jahre älter und gehörte zur römischen Stadtbefestigung.
Hier noch weitere Eindrücke von der Stadt:

Hafen
Piazza dell'Unità d'Italia

Il Canal Grande
Der Hafen von Trieste hat zu der Zeit der Herrschaft der Habsburger seine Blüte erlebt, als Österreich tatsächlich eine Küste hatte. Sowohl als Handels- als auch Fischereihafen hat er heute offensichtlich keine große Bedeutung mehr. Die italienische Küstenwache, viele Yachten und einige wenige Fischkutter teilen sich den Hafen. Ab und zu hält auch ein Kreuzfahrtschiff. Der zentrale Platz, von dem es schon beim letzten Mal ein Foto gab, ist sehr harmonisch an drei Seiten bebaut, an der vierten öffnet er sich zum Meer, ein herrlicher Anblick. Auf dem dritten Foto ist der Canal Grande zu sehen, der an der Serbisch-Orthodoxen Kirche endet.
Parken de luxe Viva la Vespa!


In der ehemaligen Fischmarkthalle, die gerade frisch renoviert und zum Ausstellungszentrum umgewidmet wurde, habe ich eine Ausstellung des Malers Marco Petrus gesehen. Er hat Bauwerke aus Trieste (aber auch aus Wien, Prag und Ljubljana) stark stilisiert gemalt. Das Ergebnis sieht dann in etwa so aus wie das Foto (auch ein Gebäude, das er gemalt hat).


ex Pescheria
Ausstellungsraum
Wohnhaus in der via Hermit

Da nun so ziemlich alle wieder aus den Ferien zurück sein müssten, werde ich den bzw. die Gewinnerin des Quiz aus Garz küren: gewonnen hat Claudia! Es ist tatsächlich auf der Uhr 7 min nach halb 11. Als sie den Uhrenturm gebaut haben, war noch keine einheitliche Regelung getroffen worden, welcher Zeiger wofür verwendet wird. So zeigt also in Graz der kleine Zeiger die Minuten und der große Zeiger die Stunden an. Aber mal ehrlich, liebe Grazer, seid ihr nicht die Einzigen, die von der Regelung nichts gewusst haben? Also, Claudia, lass dich von Frank zu Fassbender & Rausch an den Gendarmenmarkt einladen!

Noch etwas Unangenehmes: ich bin ausgeraubt worden. Nicht so klassisch, wie es auch Seume hätte passieren können, mit vorgehaltener Waffe und "Geld oder Leben". Nein, im 21. Jahrhundert macht man so etwas via Internet mit geklauten Daten der Kreditkarte. Innerhalb von 2 Tagen wurde ein sattes Monatsgehalt verbraten. Das bedeutet für mich, dass ich in den nächsten Wochen deutlich sparsamer leben muss, bis die Sache mit der Bank schlussendlich geklärt ist. Außerdem muss ich in einigen Wochen nach Hause fliegen um den Papierkram zu erledigen und die neue Karte abzuholen. Nun ja, es gibt Schlimmeres.

Nun zu eurer neuen Aufgabe. Auf meinem täglichen Weg zum Bäcker komme ich an dieser Ecke an einer Schule vorbei. Neben der offensichtlichen Aufgabe als Taubenklo gibt es noch einen anderen Zweck, den dieser Vorbau erfüllt. Welchen?

Ich lerne übrigens seit einigen Tagen Italienisch bei busuu.com und bin von diesem Programm, das kostenloses Lernen mit ständigem Kontakt mit Muttersprachlern ermöglicht, schwer angetan. Dank an Paps für diesen Tipp!

Da einige schon geschrieben haben, dass sie nicht mehr wissen, wie ich aussehe und ich euch doch nicht bis Syrakus auf ein Bild warten lassen will, gibt es heute auch ein Bild von mir zum Abschied. Der nächste Eintrag kommt am Mittwoch.
Ich begrüße in der Leserschar Herrn Sperling ganz herzlich, der seit Jahren uns ehemalige Mieter der Christinenstraße von der Genossenschaftsgründung bis heute durch alle Höhen und Tiefen begleitet hat.

Bis dahin! Thomas
Ich weiß, die Titel der Bilder sind sehr banal. Eigentlich dienen sie nur als Abstandshalter. Die Fotos kleben sonst wie ein Band aneinander.

Samstag, 24. Oktober 2009

Trieste


Tja ihr Lieben, so schnell kann es gehen. Da schaut man mal einen Tag nicht hin und schon ist der Kerl in Italien.



Wenn es denn lustig wäre...

Am Donnerstag bin ich guter Hoffnung und voller Elan gestartet um nach nur 5 Kilometern das bekannte Ziehen im rechten Bein zu spüren. Nach weiteren 5 km ließ es sich auch nicht mehr ignorieren. Die Ärzte in der Nähe machen am Donnerstag gegen 11.30 Uhr Schluss und einige fangen am Nachmittag auch wieder gegen 15 Uhr an. Ich fuhr also (wieder einmal) mit dem Bus zum nächsten Ziel und hatte am Nachmittag und Abend etwas Zeit, über die Möglichkeiten nachzudenken, die sich mir jetzt bieten. Heraus kamen folgende Optionen:

1. Abbruch, nach Hause fahren.
2. In Wildon/ Graz eine weitere Woche (oder auch zwei) zu warten und dann weiter zu laufen.
3. Nach Hause fahren, dort auskurieren und dann wieder einsteigen.
4. Schmerzmittel einsacken und weiter schleichen.
5. Voraus fahren und dort auskurieren.

Die Entscheidung musste dann eigentlich nur zwischen Zweitens und Fünftens gefällt werden. Alle anderen Möglichkeiten fielen sehr schnell aus dem Rennen. Graz ist wirklich eine schöne Stadt und ich habe mir eine Menge angesehen. Jetzt dort noch eine oder gar zwei Wochen vertrödeln und dann Anfang November durch Slowenie wandern, erschien mir nicht machbar. Ich wurde schon kribblig bei dem Gedanken, wieder nach Graz zurück zu fahren. Wildon oder Ehrenhausen wären keine wirkliche Alternative gewesen.



Ziemlich spontan habe ich dann in Trieste eine Wohnung für zwei Wochen gemietet und bin gestern mit Bahn und Bus hierher gefahren. Zur Wohnung gehören die beiden Fenster unten rechts, wie zu Hause im Erdgeschoss. Das Haus steht am Ende einer kleinen Sackgasse mit nur drei Häusern in absolut ruhiger Lage mitten in der Altstadt von Trieste.
Bereits auf der Fahrt habe ich die Entscheidung bereut. Was ist aus dem Vorsatz der Wanderung nach Syrakus geworden? Da wird mal eben ein ganzes Land ausgelassen (auf das ich mich sehr gefreut habe, mal nebenbei bemerkt)! Damit ist doch die ganze Idee, die dahinter steckt verraten und verkauft. Ich hätte wirklich dort bleiben sollen und abwarten müssen.

Nun ja, jetzt habe ich erst einmal das Heimatquartier eines Triester Opernsängers bezogen, der offensichtlich so viel unterwegs ist, dass er die Wohnung vermietet. Ein Wohnzimmer mit Partituren und Büchern über Musik und Komponisten, einem sehr schönen, glänzend schwarzen Klavier (darüber eine Goldmedaille für den lyrischen Tenor, auf Capri 2004 ersungen) und außerdem die größte Sammlung von Woody-Allen-Filmen (einige auch mit deutscher Synchronisation), die ich kenne; ein kleines Schlafzimmer, eine gemütliche Essküche (heute wurde endlich mal wieder selbst gekocht) und ein kleines Duschbad sind bis zum 7. November mein Quartier. Ich hoffe, dass ich bis dahin wieder auf dem Damm bin. Was ich mache, wenn dem nicht so ist, wage ich noch gar nicht zu denken.

Die Ärztin in Wildon, meinem letzten österreichischen Quartier führte als mögliche Ursachen für die Entzündung das Laufen auf dem Asphalt bzw. die neuen Schuhe an. Kann das sein? Ich laufe mit den Schuhen bereits seit Kolin, das sind mehr als 600 km, da kann man nicht wirklich von neuen Schuhen reden?! Was sagt ihr dazu? Ob Mediziner oder nicht, Füße habt ihr alle.

Ich bin immer noch genervt und unzufrieden mit mir und der Situation und war heute auch nur kurz aus dem Haus um Essen einzukaufen, daher nur drei kleine Bildchen. Ich hoffe, meine Stimmung bessert sich mit dem Wetter, ab Montag sind hier sonnige 20 °C angesagt.

Ich habe beim Nachlesen festgestellt, dass ich meine Lieblingscousine und ihren Mann gar nicht in der Leserschar begrüßt habe, was ich hiermit mit einer großen Entschuldigung nachholen möchte. Sie, Bine, und Markus verbergen sich nämlich hinter dem kryptischen theUSA, nur anders geschrieben und mit anderer Bedeutung. Nagelneu in der Runde ist auch Emerson, von dem ich weiß, wer sie ist. Es freut mich sehr, dass du dabei bist. Willkommen!
Traurige Grüße aus Trieste (wie passend) Thomas (17.30 Uhr)



Montag, 19. Oktober 2009

Graz drei

Tja, so kann es gehen! Ich habe mit meinem Bein bereits nach kleinen Spaziergängen Probleme und deshalb die Ruhepause bis Mittwoch verlängert. Ich verbringe mehr Zeit im Zimmer in wirklicher Ruhe und begrenze meine Ausflüge in die Stadt und die nähere Umgebung.




Die Straßenbahnlinie 1 verbindet die Kirche Mariatrost im Osten mit dem Schloss Eggenberg im Westen von Graz. Papst Johannes Paul II. erhob die barocke Basilika 1999 in den Rang einer Wallfahrtskirche (kann man das so sagen?). Dazwischen liegt der Botanische Garten mit seinen modernen und den sehr schönen, leider dem Verfall preisgegebenen, alten Gewächshäusern.



Im Schloss Eggenberg kann man die Prunkräume besichtigen und eine sehr schön präsentierte Galerie des Mittelalters. Im Park befindet sich das gerade vor vier Wochen eröffnete Archäologiemuseum mit dem Kultwagen von Strettweg.



Schlossberglift

Mitten in der Stadt befindet sich der Schlossberg, der während des 2. Weltkrieges auf 5 km Länge getunnelt wurde. Dadurch entstanden Schutzräume für bis zu 50 000 Menschen. Nach dem Krieg wurde ein Teil zu einer großen Halle erweitert, in der verschiedenste Events stattfinden, ein Gang von 175m Länge verbindet zwei wichtige Plätze der Stadt miteinander und vor einigen Jahren wurde ein Lift eingebaut, der bis zu dem alten Uhrturm hinauf fährt. Von hier oben hat man bei besserer Sicht wahrscheinlich einen tollen Ausblick.



Nun gut, ich pflege mich, aber langsam wird es langweilig. Ich hoffe, ich kann am Donnerstag wieder starten. Die 60 km bis Maribor habe ich jedenfalls schon mal in drei statt in zwei Etappen eingeteilt. Meine nächste Meldung erfolgt also voraussichtlich am Samstag aus Maribor. Bis dahin noch eine Aufgabe: Wie spät war es, als ich den Uhrturm fotografiert habe?

Ich begrüße natürlich noch herzlich meine Lieblings-Petra und Jens, den 5. Ehemaligen aus unserer Abiturklasse (zusammen mit Gesa, Kai, Martin und Markus) und den kryptischen ks707, wer auch immer sich dahinter verbirgt.
Für heute sag ich Servus und ba ba. Thomas

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Graz zwei



Das Kunsthaus als Modell. Das Kunsthaus in voller Schönheit.

Oben in der "Needle" des Kunsthauses, dem Querbalken.
Nun also schon 4 Tage Graz. Die Genesung macht Fortschritte, ich genieße die Stadt bei winterlichen Temperaturen. Da läuft man Tage und Wochen gen Süden und dann muss man sich Handschuhe kaufen!



Hofbäckerei Edegger-Tax existiert seit 1569
http://www.hofbaeckerei.at/ - achtet mal im Shop auf die kleinen Kekse und die Busserl und den Zwieback und ...

Graz ist schön, Graz ist überschaubar und dadurch geradezu ideal. Ich habe mir für jeden Tag ein, zwei Stückerl Kultur herausgesucht, dazwischen gibt es lecker Torte und dann geht es ins Bett. Im Antiquariat habe ich mir drei Schwarten ohne größeren Anspruch (aber spannend: Karl Olsberg "Das System" "Der Duft" - Thriller und Anne Holt) gekauft, die ich jetzt in dieser Woche lese. Zum Kulturangebot von Graz verweise ich auf die Stadtseite im Internet.
Die Murinsel, 2003 als Highlight während der Kulturhauptstadt angelegt, ist eigentlich ein schwimmendes Café.
Für mich überraschend sind die Angebote, die ich nie wahrgenommen hätte, wenn ich nur einen Tag in Graz verbracht hätte. So war ich heute im Volkskundemuseum in der Ausstellung "Gute Zeichen - Schlechte Zeichen", die sich mit Zeichen in unserem Leben beschäftigt und ganz clever mit der Dauerausstellung zum Leben in der Steiermark seit dem frühen 18. Jahrhundert verbunden ist. Natürlich war ich im Kunsthaus und in der Neuen Galerie (zu einer sehr interessanten Ausstellung moderner spanischer Medienkunst) und im Stadtmuseum zu einer Ausstellung anläßlich des 80. Geburtstags von Nikolaus Harnoncourt (bin schwer beeindruckt und möchte unbedingt mehr erfahren, vor allem hören), der in Graz geboren wurde und...


Wie ihr seht, lasse ich mir die Zeit nicht lang werden. Wenn das Bein ziept, gibt es heiße Schokolade. In den nächsten Tagen werde ich die Etappe bis Trieste planen, dort will ich noch im Monat Oktober ankommen. Bin weiter guter Dinge und langsam auch schon wieder bereit, weiter zu gehen.

Bis die Tage! Thomas (20 Uhr)

Montag, 12. Oktober 2009

Graz








Da bin ich also in Graz gelandet. Allerdings mit dem Zug. Wieder ist alles anders. Aber der Reihe nach.

Hbf Graz - die Bahnhofshalle

Am Samstag bin ich bei bester Laune und nur leichtem Nieselregen in Mürzzuschlag gestartet und habe die 43 km bis Kapfenberg auf dem Mürzradweg absolviert. Ich bin überrascht, wie stark die Täler industrialisiert sind. Schon das Schwarzatal war mit Stahlindustrie gut versorgt, Ternitz bezeichnet sich selbst als Stahlstadt. Die Mürz wird in regelmäßigen Abständen in kleinen Staustufen zur Energiegewinnung genutzt und Mürzzuschlag hat mindestens zwei größere Firmen, die etwas mit Edelstahl zu tun haben. Mit zum Teil doch fragwürdigem Ergebnis.




Nach einer sehr ausgedehnten Kaffeepause ging es von Kindberg auf die letzten 16km. Kapfenberg empfängt einen mit einem Ortseingangsschild, dann kommt ein Industriegebiet, dann eine ganze Weile nichts und dann kommt der Hinweis Kapfenberg 4km. Nachdem es die ersten 5 Stunden genieselt hatte, war ich gerade dabei, meine getrockneten Regensachen zu verstauen, da fing es wieder an.



Gestern dann nach Frohnleiten. In Kapfenberg fließt die Mürz nach Süden und strömt dann in Bruck in die Mur, der ich auf dem Murradweg folgte. Euch ist schon klar, dass die Fotos nur den schönen Teil zeigen, den ich euch sehen lassen will?


Zehn Meter links neben mir führt eine zweispurige Eisenbahnstrecke bis nach Graz, auf der anderen Murseite verläuft eine Autobahn, deren Rauschen man die fast die ganze Zeit hört, ab und zu ist sie getunnelt.

Ich sehe unterwegs 7 (sieben!) Salamander! Allerdings fallen die alle unter die Kategorie Asphaltbilder. Jetzt weiß ich auch, warum die auf der Liste der bedrohten Tierarten stehen.


Etwa 6km vor Frohnleiten fängt ein leichtes Ziehen im rechten Schienbein an. Im Laufe der Zeit verschwindet es nicht sondern verstärkt sich so, dass es eine ernste Beeinträchtigung darstellt. Ich versuche nicht zu humpeln und den Schmerz weitestgehend zu ignorieren. Abends werden die Füße gesalbt, wird schon wieder, mal sehen, wie es morgen geht.


Heute ging es nicht. Keine Veränderung am rechten Bein. Also suche ich dann doch lieber einen Arzt auf, der eine Entzündung der Sehne diagnostiziert, hervorgerufen durch die Belastung. Er empfiehlt mindestens eine Woche Ruhe zu halten. Mist, das ist bei meinem Zeitplan denkbar ungünstig. Ich wollte doch noch im Oktober weitestgehend durch Slowenien kommen. Andererseits ist eine Woche in Graz nicht gerade das Schlimmste und ich kann (vorausgesetzt es gibt ein Hotel mit Internet) die Route durch Slowenien vernünftig planen.


Ich habe mich also bis nächsten Montag in Graz einquartiert und hoffe darauf, dass dann alles wieder gut ist. Ich melde mich am Donnerstag noch einmal mit dem Bericht aus Graz. Bis dahin drückt mir die Daumen, dass ich wieder krauchen kann.


Alles wird gut! Thomas


Ich wünsche den großen Jungs einen tollen Start ins Studium! WiW und LiL, wie passend: Wenzel in Weimar und Lukas in Leipzig.

Freitag, 9. Oktober 2009

Mürzzuschlag

Willkommen in der Steiermark!
Auch gestern war es eigentlich viel zu warm. Der Weg führte durch Weinberge und Föhrenwälder und endlich war auch die Hohe Wand
in ganzer Pracht zu sehen. Am Horizont tauchen bereits die ersten Berge auf. Die Touristeninformation in Neunkirchen lässt meinen Mut wieder sinken. Ich dachte, entlang der Schwarza würde sich bei der Dichte der Orte eine Menge Übernachtungsmöglichkeiten ergeben. Denkste. Ich muss tatsächlich mit meinem Handy ins Internet und 45min suchen, bis ich ein Quartier finde. Abends wird dann Ludwigsfelde eingeschaltet und mein Vater sucht im Internet nach einem Hotel in Mürzzuschlag.
Heute also die große Herausforderung: 36 km Strecke und dabei geht es über den Semmering, der immerhin 984m hoch ist. Startpunkt liegt bei knapp 400m. Dazu kommt, dass es seit der Nacht ununterbrochen regnet. Zwar nieselt es beim Losgehen nur leicht, aber das kommt noch. Ich wandere weiter auf dem Schwarza-Radweg bis Gloggnitz und steige dann in die Berge. Die Wolken hängen so tief, dass bereits in Raach im Hochgebirge die Sicht bei unter 50m liegt.
Ab hier führt der Fernwanderweg E4 anspruchsvoll durch den Wald, was mit voller Regenmontur nicht leicht ist. Mein erster Salamander! Leider war die Kamera zu diesem Zeitpunkt schon so nass und ich auch, dass kein scharfes Bild entstand.
Nach gut 6 Stunden Wanderung bin ich in Semmering und habe den Kanal voll. Ich bin inzwischen völlig durchgeweicht, was der Regen von außen nicht geschafft hat, besorgte die Anstrengung beim Aufstieg von innen. Ich sitze bei einer heißen Schokolade und erfahre, dass in 5min ein Bus nach Mürzzuschlag fährt. Der Rest ist mehr eine Reflexhandlung und um 15 Uhr bin ich im Hotel Winkler, einem schick designten Haus, das mir ausnehmend gut gefällt. Ich stelle außerdem fest, dass mein kleines Netbook eine versteckte Öffnung hat, wie geschaffen für ein LAN-Kabel, oh Wunder!

Morgen soll es ebenfalls regnen, ich bin besser vorbereitet.
Und nun die Hausaufgabe: Was ist das für ein Raupenmonster? Die Raupe hatte gut ihre 8 bis 10cm und bewegte sich recht flott über den Weg. Was wird daraus?



Demnächst wieder mehr. Auch heute war es ein wenig hektisch, Internet wird hier exakt abgerechnet. Bis bald und gute Nacht. Thomas

Hohe Wand





Am Mittwoch will ich eigentlich eine ordentliche Etappe schaffen, aber irgendwie hat mir Wien die Kraft geraubt und außerdem ist es zu warm. Die ersten drei Stunden geht es entlang des Kanals, der bereits im 18. Jahrhundert zur Entlastung der Wege angelegt wurde. Damals zogen bereits so viele Fuhrwerke aus Richtung Triest nach Wien, dass man den Verkehr aufs Wasser verlegte. Links vom Kanal sind Industrieansiedlungen, rechts kleine Dörfer an Weinbergen. Nach dem Verkehr in Wien ziehe ich aber den direkten und verkehrsfreien Kanalweg vor.
Ab Kottingbrunn folge ich dem "Hohe Wand Radweg", der mich auch morgen noch führen soll. In Wöllersdorf ist Schluss. Meine Karte verzeichnet hier vier rote Häuserl, die für Hotel, Pension oder Restaurant stehen. Davon existiert noch ein Restaurant, das aber keine Zimmer vermietet und eine Pension, die aber das Restaurant geschlossen hat. Entnervt schlage ich zu. Die nächsten Orte haben nur ein oder gar kein Häuserl, wer weiß, wann wieder eine Unterkunft kommt. Noch einmal die 1. Wiener Hochquellenleitung, die Wien mit Trinkwasser aus dem Gebiet Schneeberg und Rax versorgt.

Wien II

Seid ihr noch da?
Wer hätte auch gedacht, dass es in Österreich so schwierig ist, drahtlos ins Netz zu gehen. Nun bin ich wieder da und gebe eine kurze Zusammenfassung der Geschehnisse der vergangenen Woche.


Sonntag: Oberes und Unteres Belvedere, Klimt, Schiele, dazwischen Botanischer Garten und anschließend Kino „Die Anderen“ –sehenswert. Ein schöner Gammeltag in Wien.
Montag: Arbeitstag. Fahre zu 7.45 Uhr in die Theodor-Kramer-Oberschule, ein Gymnasium, an dem 130 Lehrer gut 1000 Schüler von der 5. bis zur 12. Klasse sechszügig unterrichten. Wieso mache ich das? Andrea Kallinger-Aufner hatte mich im Sommer gefragt, ob sie bei uns an der Kurt-Schwitters-Oberschule mal hospitieren könne, um zu sehen, wie wir mit der Freiarbeit umgehen. Bei jeweils zwei Klassen pro Jahrgang wird bis zur 10. auch bei ihnen jahrgangsübergreifend FA gegeben. Allerdings startet die FA erst im November, so dass ich da nichts Konkretes sehen konnte. Die Kollegen, die ich dort kennen gelernt habe, waren alle sehr nett und ließen mich problemlos 6 Stunden hospitieren. Natürlich wurde in den 3. Klassen (also unsere 7.) die Tatsache meiner Wanderung mit Topografie verbunden und mit Karte und Atlas die bisherige und die geplante Route verfolgt. Andrea hat mich anschließend zu einem Riesenschnitzel und einem schönen Nachmittagsschwatz in die Stadt eingeladen. Danke, Andrea, es war ein sehr schöner Tag! Freue mich schon auf den Gegenbesuch von dir!
Dienstag. Ich schleiche durch die Straßen Wiens bis zum Schloss Schönbrunn und sitze dort fast eine Stunde wie eine welke Topfpflanze auf der Bank. Wie wäre es, wenn man noch eine Nacht Wien dranhängen würde? Nach einem kurzen Stück Ausfallstraße kann ich bereits auf einen Radweg ausweichen, der entlang eines Baches durch die eingemeindeten Dörfer führt. In Liesing trinke ich einen großen Braunen und esse ein Stück himmlischen Pflaumenkuchens und plötzlich geht es wieder vorwärts.
Ich sehe mir einen Teil des Aquäduktes der 1. Wiener Hochquellenleitung an und wandere daran entlang in Richtung Perchtoldsdorf. Die junge Frau in der Touristeninfo ist sehr hilfsbereit und druckt mir seitenweise Hotels in Mödling aus. Leider sind alle belegt, oder man will nicht für einen Tag vermieten. Ich muss also bis nach Guntramsdorf, wo ich erst gegen 18.30 Uhr ankomme.

Freitag, 2. Oktober 2009

Wien

Albertina und Fiaker - Wien!
Liebe Leute, danke für die vielen Kommentare und Wünsche, danke! Das beflügelt mich auf dem Weg. Ich bin gestern von Stockerau nach Wien auf dem Donauradweg gegangen und habe einen kurzen Stopp in Klosterneuburg eingelegt und mir im ESSL Museum - Kunst der Gegenwart, in dem gerade eine Ausstellung mit Gegenwartskunst aus Indien gezeigt wird, eine Pause gegönnt. Ich war dadurch erst spät im Hotel, bei dessen Wahl ich alles falsch gemacht habe, was man falsch machen kann. Natürlich gibt es dort kein Internet. Ich saß (und sitze) also in einem Hotel einige Ecken weiter in der Lobby und sende von dort. Ich bleibe 4 Nächte in Wien, eine länger als ursprünglich vorgesehen, aber ich habe am Montag noch eine Verabredung.
Ich habe heute einen gemäßigten Kulturtag eingelegt. Ich war in der Albertina (zum ersten Mal) und habe eine sehr gut gemachte Ausstellung gesehen: Impressionismus - Wie das Licht auf die Leinwand kam". In den Prunkräumen steht man plötzlich vor den originalen Zeichnungen von Dürer: Großes Rasenstück, Betende Hände und der Hase, alle in einem Raum! Man kennt sie von so vielen Reproduktionen, dass man ganz vergessen hat, dass die Originale ja irgendwo existieren müssen.

Karlskirche
Nach einer Mittagspause mit Schuhkauf war ich in der Karlskirche (ebenfalls Premiere), in der gerade das Deckengemälde fertig restauriert wird und man mit einem quasi freistehenden Aufzug bis zu einer Plattform fahren kann,
von der aus man dann auf einem normalen Baugerüst bis unter die Laterne steigen kann. Das Gerüst ist für 10 Leute maximal ausgelegt. Da keine Aufsicht da ist, kümmert es keinen. Als ich oben ankomme, sind noch mindestens 10 Personen oben. Mir sind mindestens genau so viele entgegen gekommen. Ich habe eigentlich kein Problem mit Höhen. Hier habe ich gemacht, dass ich runter kam. Ich hatte das Gefühl, es bewegt sich alles. Anschließend gab es noch eine interessante Ausstellung zur Porträtfotografie in der Kunsthalle. Davor fand heute ein kostenloses Konzert junger Musiker statt.


Vor dem Museumsquartier montieren Studenten der TU Wien eine Stahlskulptur, die sie nach mathematischen Kriterien selbst entworfen haben. Die Fertigstellung soll bis Ende Oktober abgeschlossen sein.
Ich wünsche euch noch einen schönen Feiertagsrest und eine gute Nacht. Ich bin geschafft und habe in der letzten Nacht in diesem Hotel nur stundenweise geschlafen. Gute Nacht! Thomas
(Ich habe den gestrigen Eintrag bearbeitet, deshalb erscheint das Datum von gestern.)

P.S. Mich wundert, dass es keinen Aufschrei gab, als ich euch ein Ratespiel mit überfahrenen Tieren anbieten wollte. Seid ihr so abgebrüht oder kennt ihr mich so gut, dass ihr sofort erkannt habt; es kann sich nur um einen schlechten Scherz handeln (so schlecht war er gar nicht!)?