Montag, 29. März 2010

Vinci


Und plötzlich geht es doch. Ab 22.15 kann ich Bilder hochladen, also gibt es heute noch den Post.


Sonntag, am frühen Morgen, hatte ich erst 15km Ausfallstraße vor mir. Dann, in Poggio a Caiano, kann ich auf eine kleine, wanderbare Straße abbiegen. Auf dem Weg hierher kam ich an einer Festung der Strozzis und zwei Medici-Villen vorbei. Diese hier liegt direkt an der Straße und der Park kann besichtigt werden.


Zwei asiatische Ehepaare posen für Fotos und das Video. Überhaupt ist diese Ecke Italiens auffällig asiatisch, sogar die Müllcontainer haben zweisprachige Aufkleber.


Kann mir mal jemand mit neuen Begriffen helfen? Herrlich, wunderbar, fantastisch sind nun oft genug geschrieben worden. Die Landschaft ist hier die typische Toskana, so wie man sie kennt. Dieses Jahr gab es einen langen und nassen Winter, darüber habe ich ja schon geschrieben. In den beiden letzten Tagen hatte ich beim Wandern fast sommerliche Temperaturen. Die Natur hat die Ärmel aufgekrempelt und verteilt Blüten und Farben mit der ganz großen Kelle.


Ganz besonders haben es mir diese violetten Anemonen angetan.


Ganze Olivenhaine sind an den Straßenrändern mit diesen zauberhaften Blüten bewachsen. Es gibt sie von kräftig farbig bis fast weiß.


Hier sind die Olivenbäume ganz klar in der Überzahl. Allerdings werden bis zu meinem heutigen Hotel immer noch Weinstöcke für das Chiantigebiet angepflanzt. Das silbrige Grün ist ein toller Kontrast zu dem frischen Grasgrün.


Der Blick geht weit zurück. Lange Zeit kann ich in der Ferne noch die Kuppel der Kathedrale von Florenz sehen. Hier ist tatsächlich mal ein Auto zu sehen, meist habe ich auch hier die Straße für mich allein.


Knapp 10 km vor Vinci gibt es die ersten Hinweise auf Leonardo.

Es gibt eine Zählweise der Straßenkilometer, die von 10km runter geht, dann ist Regionalgrenze, ich verlasse die Region Prato und plötzlich beginnt die Zählung wieder bei 10 und die Straße bekommt eine neue Nummer. Das sind die gleichen Schildbürgerstreiche wie die Tourismuskarten an der Ostküste vor Ancona.

Es gelbt und grünt um die Wette, hier ist ein Olivenhain zu kaufen, 13.000m² in toller Lage mit Rundumblick.

Viele der Olivenbäume werden erst jetzt beschnitten, das System dabei ist mir nicht klar. Die meisten Bäume sehen danach völlig zerrupft aus und haben nur wenige Zweige dran. Andere Bäume werden gar nicht beschnitten. Das soll mir mal einer erklären.

Dann endlich der erste Blick auf Vinci. Ich habe mehr als 30 km bei Temperaturen, die deutlich über 20°C liegen, hinter mir und will nur noch ins Hotel.

Heute Morgen ist Zeit für Vinci. Die Stadt hat natürlich voll auf den großen Sohn der Stadt gesetzt, der eigentlich gar keiner ist. Eigentlich müsste er Leonardo d'Anchiano heissen. In der Stadt wurden seit den 80er Jahren Künstler beauftragt, sich mit dem Erbe Leonardos zu beschäftigen. Vor dem Rathaus steht ein Pferd von Nina Akamu, inspiriert von Leonardos Zeichnung.

Die Piazza Conti Guidi, neu gestaltet mit Steinplatten, in die mit Mosaiksteinchen verschiedene Zeichen eingelassen sind. Das Kastell der Grafen wurde der Gemeinde 1919 übereignet und sollte von vornherein ein aufzubauendes Leonardo-Museum beherbergen.

An dem Kastell steht mit grandiosem Ausblick eine Holzskulptur von Mario Ceroli, die von der berühmten Zeichnung Leonardos. Es gibt zwei Ausstellungsbereiche des Museums, in dem Modelle ausgestellt werden. Am unteren Platz eine Sammlung von Baumaschinen, die seit dem frühen Mittelalter bis zur Renaissance verwendet wurden. Dazu gibt es sehr gute Computeranimationen, z.B. vom Bau der Kuppel des Domes von Firenze mit verschiedenen Kranmodellen.

Im Kastellturm sind die Waffenmodell aufgebaut und in der zweiten Etage, ein Nachbau der Flugmaschine. Leider ist diese Etage gesperrt. Ein weiteres Museum ist das Ideelle Museum, das auch wegen eines Wasserschadens geschlossen hat.

La strada verde - die grüne Straße führt durch Olivenhaine in den 3km entfernten Geburtsort Leonardos.

Das Geburtshaus ist ein Bauernhaus mit drei relativ großen Räumen, die eigentlich leer sind. Und eigentlich ist das mit dem Geburtshaus ja so eine Sache: Das Haus ist nachweislich im Besitz des Vaters gewesen, allerdings existiert der erste Nachweis erst lange nach der Geburt Leonardos. Ob er also wirklich hier geboren wurde, steht auch nicht fest.

Die Kirschen in Leonardos Garten.
Im Haus gibt es nur einige Tafeln, die die Lebensstationen und seine Karriere als Maler, Architekt und Erfinder beleuchtet.

Begegnung an der Strecke

Schau mal, Leonardo! Da! Vinci!

Heute 20km wieder erstklassige Wanderung. Die Straßen sind klein, führen auf den Hügeln mit weiten Blicken nach allen Seiten entlang. Auch hier wieder Wein, der für Chianti angebaut wird.


In den nächsten zwei Tagen gehe ich nach Pisa und dann weiter nach Lucca. Ich melde mich mit einem weiteren Post vom schiefen Turm.
Einen schönen Start in die Ferien und gute Erholung! Bis dann Thomas

Samstag, 27. März 2010

Firenze II

Einen schönen Gruß von Katharina von Siena. Die Skulptur steht im Palazzo Vecchio. Sie sieht einerseits ein wenig nach Modigliani aus und andererseits auch etwas hochnäsig, oder?

Gleich am Mittwoch, bevor ich mich mit Vaclav getroffen habe, war ich in Santa Croce. Die Kirche sieht von vorn aus wie viele andere auch.

Innen zeigt sich, dass die Kirche fast so groß ist wie der Petersdom. Das Hauptschiff ist 190m lang und der Petersdom ist nur 4m höher als diese Kirche. Gegen seinen ausdrücklich erklärten Willen wurde Michelangelo nach seinem Tode von den Medici nach Firenze überführt und hier beigesetzt. Neben ihm liegen auch noch Macchiavelli, Galileio Galilei und Dante Aligheri hier. Dante steht ja auch auf dem Platz davor. Außerdem sind Gedenkplaketten für Enrico Fermi und Florence Nightingale in der Kirche bzw. im Kreuzgang angebracht.

Zwischen dem ersten und dem zweiten Kreuzgang, hier auf dem Foto, des ehemaligen Fanziskanerklosters liegt das Museum mit wunderbaren sakralen Kunstwerken der Gotik.
Gestern war dann Kulturmarathon angesagt. Ich bin jeden Tag froh, dass ich mich mit Kultur abfüllen kann, bis nichts mehr reingeht. Jeden Tag pure Schönheit und Kunst, und das alles mit so viel Zeit wie ich will.

Als erstes stand auf meiner Liste San Lorenzo, die Kuppel gab es ja schon beim letzten Mal als Foto. Wie man sieht, ist die schon recht alt; die ursprüngliche Kirche wurde bereits im Jahre 393 geweiht. Die Kirche beherbergt die Biblioteca Medici-Laurenziana, die ich mir allerdings für das nächste Mal aufhebe. Ich besichtige die alte Sakristei von Brunelleschi, die mächtig protzig daher kommt und die Medici-Grabkapelle von Michelangelo.


Ich besuche die Galleria dell'Accademia und den ersten Knaller des Tages: das Museo di San Marco, im Obergeschoss des Klosters kann man das Dormitorium der Mönche besichtigen: Jede der Zellen ist mit einem kleinen Fresko von Beato Angelico ausgemalt, am Ende des Korridors ist die Zelle von Savonarola zu sehen. Über den Zellen erhebt sich ein herrlicher Dachstuhl, ein wunderbares Ensemble. Außerdem ist die Bibliothek, die erste öffentliche der Renaissance, im Kloster zu sehen. Auf dem Weg zum Archäologischen Museum komme ich zur Piazza d'Annunziata. Die Seiten des Platzes sind mit Arkaden bebaut, diese hier sind ebenfalls von Brunelleschi, der das Waisenhaus dahinter gebaut hat. Das Museum lasse ich diesmal aus.

Diesmal ist der Dom noch geöffnet und ich finde den zweiten Höhepunkt des Tages:

Man kann seit einigen Jahren unter den Boden der Kathedrale hinunter steigen und die ausgegrabenen Reste der ursprünglichen Kirche Santa Reparata, sehr schön anzusehen, wunderbare Mosaikreste und sehr schön präsentiert.


Wenn ich alles besichtigen wöllte, was man sehen kann, müsste ich 24€ berappen. Ich beschränke mich auf den Dom und das Baptisterium San Giovanni von 1128.


Das Baptisterium hat eine grandiose Mosaikdecke, dazu gibt es drei herrliche Bronzetüren zu bewundern.


Anschließend ging ich in den Palazzo Vecchio, dessen Bau 1299 begonnen wurde.


Vor den Uffizien haben sich zwei Herren mit mehr Fantasie als viele andere verkleidet und besonders der kleine dicke Amor hinter der zweiten Säule.


Der Innenhof des Palazzos ist wie fast alle der Höfe von eleganten Säulen gesäumt; in der Mitte steht ein schöner Brunnen, den Ihr mir jetzt einfach mal glauben müsst.


Im Innern beherbergt der Palazzo einen der größten Säle Europas mit großen Schlachtengemälden und eine Holzkassettendecke, der Saal der Fünfhundert.


Heute hatte ich mir eigentlich die südliche Arnoseite vorgenommen. Ich steige aus dem Bus und niese ohne Ende. Die Allergie hat mich dann doch eingeholt, bisher bin ich ohne Probleme durchs Jahr gekommen.


Also gehe ich gleich in den Palazzo Strozzi, der ab 1489 gebaut wurde. In dem Renaissancebau hängt auch eine Familiengeschichte der Strozzis, es leben noch zwei Familienangehörige dieses Namens. Allerdings ging es mit der Familie irgendwann bergab, der Palazzo ist nicht mehr in Privatbesitz. Es gibt zwei Ausstellungen zu sehen, die sicher qualitativ fast an die der Kurt-Schwitters-Oberschule in der Berlinischen Galerie herankommen. Für alle Nicht-KollegInnen in der Leserschar ist hiermit die Hausaufgabe: Hingehen! Auf der Internetseite der Schule gibt es schon einen sehr schönen Beitrag zur Ausstellung, www.k-s-o-berlin.de für die Faulen.
Der Innenhof des Strozzi-Palazzo

Auf der anderen Seite des Arno ist der erste Punkt die Kapelle Brancacci, die mit Fresken von Masolino und Masaccio ausgestaltet wurde. Der Freskenzyklus zeigt Stationen aus dem Leben des Heiligen Petrus. Fertig gestellt wurden die Fresken von Fillippino Lippi. Es ist elend kalt in der Kapelle aber die Fresken sind allemal ein wenig Frost in den Gliedern wert.

Anschließend wird als letzter Punkt des heutigen Tages der Palazzo Pitti angesteuert. Hier habe ich die Qual der Wahl von mehreren Museen, Keramik, Kostüme, Waffen, Moderne Kunst, Prunkgemächer und so weiter. Ich gehe in die Prunkräume und die Gemäldesammlungen, den Blick in den herrlichen Garten hat man auch aus dem Fenster.

Ein Blick aus dem Palazzo auf die Südseite des Arno. Der Bereich wird von den Touristen nicht so stark frequentiert aber hier gibt es nette Boutiquen und Ecken, die eher mein Fall sind- etwas mehr alternativ, Prenzlauer-Berg-mäßig.

Noch einmal über den Arno, bevor ich mich daran mache, mit dem schwächelnden Internet hier im Hotel einen zweiten Post zu setzen. Allein das Hochladen der ersten 5 Bilder dauert eine Heute-Sendung.

Noch einen Blick auf die Ponte Vecchio.

Einen letzten Gruß vom schönsten Mann aus Florenz. Morgen gehe ich nach Vinci. Ich hoffe, das Internet hat nicht gelogen und das Museum Leonardino und das Geburtshaus Leonardos haben am Montag vormittags geöffnet. In den nächsten drei Tagen gehe ich nach Pisa und dann nach Lucca.
Bis dann! Thomas

Donnerstag, 25. März 2010

Firenze


Firenze für 3Tage - eigentlich doch noch zu wenig. Trotzdem komme ich nicht richtig in Schwung und bin heute erst am Mittag zu normaler Besichtigungsform aufgelaufen.
Das obere Bild ist kein klassischer Besichtigungspunkt, aber der Bahnhof von Firenze ist eines der ersten Beispiel der rationalen Architektur der 30er Jahren in Italien.

Heute bin ich als erstes in der Kirche Santa Maria Novella gewesen, eine Kirche mit angeschlossenem Kloster der Dominikaner. Im Inneren sind Kapellen mit sehr schönen Fresken, unter anderem von Filippino Lippi und ein hölzerenes Kruzifix von Brunelleschi zu sehen.

An der Fassade sind drei (oder besser zweieinhalb) astronomische Instrumente angebracht. Die Sonnenuhr, die im Innern der Kirche auf dem Boden angebracht werden sollte, wurde nicht fertig gestellt. Leider war heute keine Sonne und damit war nicht wirklich etwas zu sehen.


Die Kuppel des Domes, zum Ersten.


Die Piazza della Signora war an beiden Tagen gut besucht, wie ganz Firenze. Hier ist auf jeden Fall schon Saison. Der größte Teil der Touri-Ströme besteht aus Schulklassen. Halb Italien, Frankreich, Spanien und ab und zu auch eine deutsche Gruppe stiefeln durch die Straßen, Kirchen und Museen.

Der Palazzo Vecchio, neben dem Dom natürlich eines der Wahrzeichen der Stadt. Das Foto ist auf dem Dach der Uffizien entstanden. Der Palazzo war der Sitz der Zünfte und der Stadtregierung.

In der Loggia della Signora stehen einige Skulpturen, darunter die schaurig schöne Skulptur von Cellini, die Perseus mit dem Haupte der Medusa zeigt.

Auch Dante schaut grimmig auf die Touristen.

Neben dem Palazzo Vecchio steht auf dem Platz der Neptunbrunnen von Bartolomeo Ammanati.

Die berühmteste Figur ist natürlich der David von Michelangelo, dessen Kopie vor dem Palazzo Vecchio steht. Daneben ist der Herkules vor dem Eingang zu den Uffizien zu sehen. Ich habe
etwas mehr als eine Stunde angestanden, um mir die Ausstellung anzusehen. Insgesamt ist es nicht so voll, wie ich es befürchtet hatte. Ich kann die wunderbaren Kunstwerke entspannt genießen. Es gibt Gemälde von Botticelli, Michelangelo, Raffael und Caravaggio, zumindest theoretisch. Die Bilder von C. sind aber in Rom in der Ausstellung.

Zweiter Blick auf die Kuppel, diesmal aus den Uffizien.

Und der dritte. Der Dom ist heute schon ab 16 Uhr geschlossen, der Besuch wird auf morgen verschoben.

Die Fassade ist eigentlich sogar einfacher gestaltet als die in Siena. Die Gestaltung aus weißem und grünem Marmor ist offenbar bei den Kirchen Pflichtprogramm gewesen.

San Lorenzo

Firenze ist auch für die Lederproduktion berühmt. Es gibt dabei die Spanne von teuersten Läden bis hin zum Straßenverkauf hier auf dem Weg vom Palazzo Medici Riccardi zum Bahnhof. Zwei Verkäufer sprechen mich ziemlich lustlos an und geben gleich auf, als ich abwinke.

Am Weg liegt die Markthalle, die leider auch schon geschlossen ist, aber eine schöne Stahl-Glas-Konstruktion ist erkennbar.

Gestern habe ich ein bekanntes Gesicht vor dem Dom gesucht und gefunden. Vaclav, so heißt er zuindest in der Leserliste, ist gerade auf Europareise und war noch einen Tag in Firenze, bevor er heute nach Venezia weiterreiste.
Wir waren einen Kaffee trinken und gingen am Arno spazieren und stiegen auf der südlichen Arnoseite zur Piazzale Michelangelo hinauf, von wo man einen tollen Blick auf die Stadt hat. Den nutzte der Herr und malte.

Der erste Turm links ist der Turm des Palazzzo Vecchio, dann der Dom und rechts im Vordergrund die Kirche Santa Croce. Dazu dann am Samstag mehr.

Nach gut zwei Stunden trennen sich unsere Wege wieder, es hat mich gefreut, dass es noch geklappt hat.

Ich schlendere über die Ponte Vecchio zu meinem Bus und fahre in meine moderne Vorstadt ins Hotel.

Piazza della Repubblica
Danke übrigens für den Tipp mit der heißen Schokolade, wirklich lecker, ich habe es heute mal probiert.
Bis Samstag! Thomas