Sonntag, 28. Februar 2010

Ischia


Wieder eine Insel, auf die ich noch einmal fahren möchte. Ich bin durch den Zwischenaufenthalt in Napoli erst recht spät auf der Insel und mein Hotel liegt nicht am Hafen sondern an der Nordküste. Der Weg dahin wird mit dem Bus zurückgelegt. Irgendwie ist mir in den letzten Tagen das Wandergen abhanden gekommen.

Direkt vor dem Hotel läßt mich der Busfahrer raus. Von hier aus gibt es nur noch eine Straße, die zum Maronti - Strand führt und dort endet. Der Strand gilt als der schönste der Insel, zumindest nach der Aussage der Hoteliersfrau. Wäre ja auch seltsam, wenn sie etwas anderes behauptet hätte. Das erste Foto von heute ist hier entstanden.

Am nächsten Morgen gehe ich noch einmal zum Strand hinunter, der Felsen im Hintergrund ist mein Ziel, der Torre Sant'Angelo. Davor liegt ein malerisches Fischerdorf, das man wohl gesehen haben muss.


Kurz vor dem Ort geht es am Strand nicht mehr weiter, die Steilküste kann ich am Wasser nicht umlaufen. Genau hier gibt es aber auch einen Weg, der in eine der zerklüfteten Schluchten führt. Ein Hinweisschild behauptet, dass hier eine römische Therme zu besichtigen ist. Das Material, aus dem die Hügel sind, ist grauer Lehm oder so etwas ähnliches.


An der Stelle der antiken Therme befindet sich eine durchaus heutige, die wie fast alles auf der Insel in Winterruhe ist. Aber hier zweigt auch ein Hochweg ab, der mich trockenen Fußes nach Sant'Angelo bringt.

Bereits am Hochweg stehen die ersten Hotels und Ferienwohnungen, alle machen auch Werbung auf deutsch. Die deutsche Gemeinde auf Ischia soll recht bedeutend sein.

Der Ort hat nicht nur eine malerische Lage sondern vermarktet sich auch gut. In der Saison ist der Ort für den Autoverkehr gesperrt. Im Ort sind dann nur Elektrokarren unterwegs, die die Urlauber zu den vielen Thermalhotels transportieren. Vor einem der Hotels ist eine Fumarole zu sehen, ein Schlot, aus dem heißer Dampf entweicht. Jacqueline hatte mir schon erzählt, dass man sich hier mit Fangopackungen verwöhnen lassen kann. Der Geruch ist nicht sehr einladend, aber wenn es hilft...

Im ganzen Ort haben nur ein Minimarkt und ein Restaurant geöffnet, ansonsten wird gearbeitet um zum Saisonstart fertig zu sein.

Der Blick vom Fuß des Torre auf den Ort. Hier kann man schon seinen Urlaub verbringen. Ischia ist viermal so groß wie Capri und für einen Wanderurlaub sicher gut geeignet. Oben auf dem Berg liegt der Ort Serrara Fontana. Hier hat man einen fantastischen Blick über die ganze Insel, die Fahrt hinauf ist allerdings nichts für schwache Nerven. Links am Bildrand ist übrigens eine bayerische Kneipe, so scheint es zumindest. Das gelbe Schild weist jedenfalls auf einen Ort der 1278km entfernt ist.

Teile des Ortes Ischia sind Porto und Ischia Ponte. Die ganze Insel ist in 6 Gemeinden unterteilt und man spricht auch 6 verschiedene Dialekte. Der Inselname wird hier von den meisten Ischkia gesprochen. Überhaupt gibt es hier eine ganze Menge "sch", die ich so nicht in meinem Kurs gelernt habe!
Ischia Ponte wird überragt vom Castello Aragonese, einer gewaltigen Trutzburg. Die erste Festung wurde 474 v. Chr. hier von den Griechen errichtet, genauer von Hieron I.von Syrakus, der im Krieg der Cumaner gegen die Thyrrhener zu Hilfe geeilt war. So die Aussage des Infoblattes der Burg, die übrigens in Privatbesitz ist.

Nach dem Krieg hat Hieron die Insel behalten. Es folgten wechselnde Besitzer bis 1301 der Berg Edomeo, die höchste Erhebung der Insel, ausbrach und die Stadt Geronda völlig zerstörte. Die Bewohner der Stadt flüchteten auf die kleine Insel. Ab 1441baute Alfons von Aragon die Festung wieder auf und verband die große mit der kleinen Insel durch die Brücke.

Die Festung bot der Bevölkerung Schutz vor den Seeräubern. Wie riesig diese Anlage ist, kann man an folgender Aufstellung ermessen: Zu Beginn des 18. Jahrhunderts lebten hier 1892 Familien, es gab ein Klarissenkloster, eine Abtei der Basilianer, den Bischof mit Seminar und den Fürsten. Der Berg war mit 13 Kirchen bebaut, eine davon war die Kathedrale.

Die Kathedrale wurde wie der Rest der Festung im Jahre 1809 von den Engländern mit Kanonen bis fast zur völligen Zerstörung beschossen. Die Bevölkerung hatte sich seit 1750, als die Gefahr der Seeräuber vorrüber war, auf der großen Insel niedergelassen.

Die Terrasse der Olivenbäume war der ursprüngliche Garten der Festung. Neben der Kathedrale sind noch zwei weitere Kirchen zu besichtigen und auch die

Klosteranlage der Klarissen ist in Teilen der Öffentlichkeit zugänglich.

Hier geht der Blick in der Ferne bis nach Capri und in der Nähe in den Hof des Gefängnisses. Nach 1832 haben die Bourbonen aus Neapel diesen Teil der Festung als Gefängnis genutzt und ab 1851 für politische Gefangene verwendet.

Dieser Tunnel wurde beim Wiederaufbau der Festung 1441 von Hand in den Fels getrieben. Hinten die Kapelle hat eine geschätzte Höhe von 3m. Der Tunnel ist fast doppelt so hoch. Er war in regelmäßigen Abständen mit massiven Toren verschließbar.

Heute fuhr ich vom Hafen wieder zurück auf das Festland. Wie man sieht, ist der Übergang zwischen Stadt und Hafen fließend. In den nächsten Tagen gibt es die volle Dosis Barock und wenn das Wetter hält, was der Wetterbericht verspricht, komme ich auch noch auf den Vesuv.
Wenn das Schlagergeschäft nicht so gut läuft...
Interressant, welche Filme Euch bei dem Foto von mir eingefallen sind. Die meisten sind wirklich schmeichelhaft. Ich hatte eigentlich ganz plakativ gedacht. Der Hinweis auf Buch und Film sollte Euch auf die Klassiker "Der alte Mann und das Meer" und "Vom Winde verweht" kommen lassen. Nun ja, man kann nicht jeden Tag gewinnen.
Liebe Frau Gutezeit, danke für die Grüße und den Kommentar. Es ist selten, dass ich tatsächlich noch einmal in alten Posts nach den Kommentaren stöbere. Bei der Gelegenheit; wer ist Stulli, den man im Juni am Grab von Seume treffen kann? (Kommentar 31. Januar)

Das heutige Rätsel ist fies, eklig, gemein und makaber. Nachdem ich Euch so den Mund wässrig gemacht habe, gibt es die Auflösung in zwei Tagen.
Bis denne! Thomas

Donnerstag, 25. Februar 2010

Capri


Nur zwei Tage auf Capri sind eindeutig zu wenig. Da werde ich wohl auch einen zweiten Besuch einplanen müssen.

Wenn man in Sorrento zum Hafen will, steigt man in eine Schlucht ab. Ich hatte ja erwähnt, dass die Stadt einige Meter über dem Meer liegt.


Die Hotels der ersten Reihe erheben sich wie Trutzburgen über dem Hafen. Um dreiviertel 11 legt das Boot ab und bereits 20min später bin ich auf Capri.


Der Hafen von Capri ist ein Mix aus Fischerbooten, Fähren, Touristenbooten, mit denen man die Insel umrunden kann und einigen Jachten. Weitere 20min später bin ich dann auch in Capri. Der Ort liegt in 142m Höhe.
In meinem Hotel habe ich ein "kleines Einzelzimmer ohne Aussicht" gebucht, mehr wollte ich nicht bezahlen. Dieses Zimmer kostet mich so viel wie ein großes Doppelzimmer in anderen Hotels. Im Hotel ist nichts los (ich bin der einzige Gast) und die Chefin offeriert mir ein Doppelzimmer mit Balkon und Meerblick, natürlich zum selben Preis. Ich sage nicht nein und bekomme diesen Ausblick:

Die Chefin fragt an, ob ich darauf bestehe, dass zum Frühstück ein Buffet aufgebaut wird, was sie natürlich machen würde, oder ob ich auch mit einem Frühstück im Zimmer leben könnte. Ich kann, und wie!


Capri ist eine Ansammlung von Luxushotels und - boutiquen. Jeder, der italienische oder französische Mode macht, hat hier einen Laden. 90% der Geschäfte sind zur Zeit geschlossen, werden renoviert und für die neue Saison vorbereitet. Die japanischen Touristen stehen bei einem Fotografen, der Fotos von Feiern mit allerlei Stars im Fenster ausstellt.

Mein erster Weg führt mich noch einmal 200m höher auf den Monte Tiberio. Hier hatte Kaiser Tiberius seine Villa Jovis bauen lassen. Insgesamt 12 Jahre war Capri Regierungssitz des Römischen Reiches, bis zum Tode von Tiberius, der insgesamt 12 Villen auf der Insel besaß.

Die Villa nimmt die östlichste Spitze der Insel ein und ist ein gewaltiges Bauwerk gewesen. Im MAV in Ercolano gab es auch dazu eine virtuelle Rekonstruktion zu sehen.

Die grauen Flächen sind das Meer, das dann 300m tiefer die Felsen umspült. Hier ist der Eingangsbereich der Vila hellgelb gekennzeichnet.

Eine französische Familie ist auch noch interessiert, ansonsten ist kein Mensch hier. Der Aufstieg hierher ist nur zu Fuß machbar und die Tagestouristen planen die zwei Stunden nicht mit ein.


Ich bin überrascht, als ich dann doch noch auf Bewohner stoße. Insgesamt 5 kleine Ziegen halten das Buschwerk kurz, treten aber auch einige der Steine aus der Mauer.

Die Sicht ist nicht ganz optimal. Der Ort ist Sorrento, rechts von der Landzunge ist der Golf von Salerno, links davon der Golf von Napoli.

Auf dem Rückweg biege ich gleich bei Erreichen des Ortes ab und wandere eine Runde durch die Natur.

Die Wege sind überall in einem ausgezeichneten Zustand und mit kleinen Fliesen ausgewiesen. Eigentlich benötigt man kein Kartenwerk.

Der erste Punkt auf dem Rundweg ist der Arco Naturale. Diese Bank ist ganz sicher einer der romantischsten Plätze auf der bisherigen Wanderung. Leider steht der Felsbogen so dicht, dass ich mit der Kamera immer nur Teile davon aufnehmen kann.

Der Bogen ist viel größer, als ich ihn mir vorgestellt habe. Die Öffnung reicht weit in die Tiefe.
Daneben gibt es kleinere Durchbrüche, das Meer rauscht, die Möven schreien.... schön!

Von hier aus geht es ein kurzes Stück bergab zu einer Höhle, der Grotta di Matermania. Von den Römern ist diese Höhle zu einem Luxus-Meerbad umgebaut worden. Sagt zumindest der Inselplan. Die Grotte liegt gut 150-200m über dem Meeresspiegel, aber die Römer haben sicher auch dafür eine Lösung gehabt.

Innen sind einige Mauerreste zu sehen, die einzelne Bereiche abgetrennt haben. Besonders groß war das Ganze aber nicht.

Ab hier geht die Treppe heftig in die Tiefe. Ich bin auf dem Weg zu einer Architektur-Ikone. Wenn ich schon hier bin, will ich wenigstens einen Blick aus der Ferne auf die Villa Malaparte werfen.

Curzio Malaparte hat diese Landzunge damals vom Staat gekauft, wohl wissend, dass sie nicht bebaut werden darf. Seine Freundschaft mit dem Außenminister machte das Unmögliche möglich. Adalberto Libera hat diese Villa, die von 1938 bis 40 gebaut wurde, nach den Entwürfen Malapartes ausgeführt. Es gibt einen informativen Artikel bei Wiki dazu. Von dem Film und dem Bildband hatte ich bisher noch nichts gehör Kurios ist der Streit um das Haus nach dem Tod des Schriftstellers, der es der Volksrepublik China hinterlassen hatte. In der DDR erschien damals das Buch "Unter der Haut" von M., das mich damals sehr beeindruckt hat. Es schildert seine Erlebnisse als Kriegsreporter, wenn ich mich richtig erinnere.
Ich bin vom rechten Weg abgekommen und auf einem kleinen Trampelpfad bis an ein Tor gekommen, der Blick war nicht besser.

Von hier aus ging der Weg immer an der Küste entlang bis zu den Faraglioni, den Klippen.

Der Weg führt immer in einer Höhe von 100 bis 150m über dem Meer an der Küste entlang. Mir fallen spontan mindestens zwei Personen ein, die an dieser Wanderung nicht die echte Freude gehabt hätten.

Heute früh ging es als erstes zur Via Krupp. Friedrich Alfred Krupp finanzierte den größten Teil des Serpentinenweges aus eigener Tasche, weil er einen bequemen Zugang zu seinem bevorzugten Strand wollte. Von 1900 bis 1902 wurde der Weg angelegt.

Das Foto entstand durch das Tor, die Straße wurde bis 2008 saniert. Leider lösten sich kurze Zeit später wieder Steine aus der Felswand und die Straße ist bis auf Weiteres gesperrt.
Direkt daneben ist allerdings auch ein wunderbarer kleiner Park, die Gärten des Augustus.

Die Anlage bietet einen fantastischen Ausblick auf die Südküste der Insel und auch auf die

Faraglioni in der Morgensonne und

die Via Krupp. Die Straße ist knapp 1,4 km lang und nur 3m breit und nur für Fußgänger geöffnet, wenn sie denn geöffnet ist.
Anacapri ist ein wenig wie Anticapri - die Geschäfte sind bezahlbar, der Ort ist eine richtige normale Kleinstadt, natürlich auch mit einer ausgebauten touristischen Infrastruktur. Der Ort liegt noch einmal 140 m höher als Capri und die Straße mit dem kleinen Bus zu fahren ist ein ganz eigenes Erlebnis.

In Anacapri gab es ein volles Programm: Die Kirche San Michele ist, wie der Name schon sagt, dem Erzengel Michael geweiht. Das Besondere ist hier der Fußboden, der komplett aus Majolikafliesen besteht.
Die Fliesen wurden 1761 von einem Künstler aus Napoli angefertigt und zeigen das irdische Paradies mit jeder Menge Getier, dem Baum der Erkenntnis und den Erzengel, der gerade Adam und Eva nach ihrer Obstpause aus dem Paradies vertreibt. Die Ziege im Vordergrund steht übrigens auf Capri. Leider ist das Foto mies.

Der Ort ist sehr schön angelegt, die kleinen Straßen sind zu schmal für Autos und man kann herrlich spazieren. Ich mache mich auf den Weg zu einer Römervilla, die auf dem westlichen Ende Capris liegt.

Die Insel ist nicht groß und natürlich habe ich andauernd herrliche Blicke auf das Meer.

Die Villa Damecuta gehört zu den 12 Villen des Tiberius, wenn ich das richtig verstanden habe. Von hier aus hat man die Insel Ischia im Blick. Auch hier sind nur noch die Grundmauern vorhanden. Der größte Teil der Villa diente Repräsentationszwecken, nur ein kleiner Teil waren tatsächlich Wohnräume. Teile der Villa wurden im Mittelalter zerstört, als mit den Steinen eine Wachturm errichtet wurde.
Entlang der gesamten Westküste gibt es kleine Forts und Befestigungen, die durch eine tollen Wanderweg verbunden sind. Leider fehlt mir dafür heute die Zeit. Ich steige hinab zur berühmtesten Grotte überhaupt:

Die Grotta Azzura, die Blaue Grotte, läßt Dampf ab und niemanden hinein. Der Wasserstand ist so hoch, dass man nicht hinein gelangen kann. Durch den Wasserdruck der anbrandenden Wellen entweicht die Luft wie bei einem Pfeifkessel.

Zurück in Anacapri. Eine der Kuriositäten ist die Casa Rossa. Erbaut hat sie ein Offizier aus New Orleans, der sich nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkriegs hier niederließ. Heute beherbergt sie eine Galerie.
Ein weiterer illustrer Einwohner Anacapris war der schwedische Arzt und Schriftsteller Axel Munthe. Der hat nicht nur auf Capri gewirkt und dabei die Einwohner stets kostenlos behandelt, sondern auch in Napoli und Rom praktiziert.

Er hat sich ganz sicher eines der schönsten Häuser hier bauen lassen, einen wunderbaren Garten angelegt und einen der spektakulärsten Blicke auf Capri genießen können. Kein Wunder, das Malaparte bei seinem Besuch 1936 seine Liebe zu dieser Insel entdeckte.

Diesen Blick hat man auf den Hafen und den Ort Capri vom Ende des Laubenganges. Scheint ein sehr interessanter Mann gewesen zu sein. Bis zu seinem Tode 1946 verband ihn eine mehr als 30jährige Freundschaft mit Prinzessin Viktoria (von Schweden?). Direkt neben der Villa ist das Haus des schwedischen Honorarkonsuls. Mindestens eines seiner Bücher ist auch auf Deutsch erschienen, es lag im Museumsshop aus.

Die Lösung des letzten Rätsels wäre "Alice im Wunderland" gewesen, der Löwe erinnerte mich an die Grinsekatze. Ich habe gerade den Trailer der Verfilmung von Tim Burton gesehen, deshalb war es gegenwärtig. Aber der Drache Fuchur (?) ist auch nicht schlecht, Schwesterherz. Du hast auch was gewonnen. Was, das sage ich Dir beim nächsten Skype.
Die heutige Frage hat was mit dem obigen Foto zu tun. Welches Buch/ welcher Film ist hier dargestellt? Es gibt mehrere Antworten, mir fallen zwei dazu ein.
In zwei Tagen melde ich mich von Ischia. Leider gibt es außerhalb der Saison keine Direktverbindung zwischen den Inseln, so dass ich erst nach Napoli fahre und dann nach Ischia. Dafür hatte ich die Insel fast für mich allein und habe nur 20% des Zimmerlistenpreises gezahlt.
Bis übermorgen! Thomas