Mittwoch, 7. April 2010

Carrara


Eigentlich war ich gestern ja schon bis Marina di Carrara gegangen, wollte aber mit dem Post den heutigen Tag abwarten. Bereits in Massa oder genauer, Marina di Massa, beginnt der Abschnitt der Küste mit den Orten, die von der Marmorverarbeitung leben. Und da heißt es schon mal klotzen statt kleckern wie bei diesem Brunnen auf der Promenade.


Im Hintergrund ist die Halbinsel mit dem Ort Portoverde und davor die Insel Palmaria zu sehen. Beide sind etwa 7 km von La Spezia entfernt, liegen also auf meiner Route, wenn es dort Wanderwege gibt. Die morgige Strecke nach La Spezia fahre ich mit dem Zug. Es gibt nur eine Küstenstraße und das hatte ich bereits zur Genüge.

Der zentrale Platz von Marina di Carrara. Alle Orte, die etwas entfernt von der Küste liegen und etwas hermachen wollen, haben einen Ableger am Meer. Carrara liegt knapp 10km von hier entfernt. Die Säule und auch der Belag des gesamten Platzes sind aus Marmor. Ich habe mir hier ein Quartier in einem ruhigen B&B gesucht und von dort aus heute den Ausflug nach Carrara gemacht.

Die erste halbe Stunde ist enttäuschend, bis ich auf den richtigen Weg komme. Hier in diesem Kastell ist die Akademie der Schönen Künste untergebracht. Ich hatte meinen Herbergsvater so verstanden, dass man hier auch etwas besichtigen kann. Der Pförtner hätte mich auch durchgelassen, aber die Dame daneben war strikt dagegen. Was solls, Schule ist Schule. In einem weiteren eindrucksvollen Gebäude ist ein Kunst-Gymnasium untergebracht.

Die Piazza der Akademie. Im Hintergrund auf den Bergen sind die hellen Flächen schon Ergebnis der Marmorgewinnung.
Auch auf der Piazza sind Brunnen, Bänke und die Einfassungen der Wege natürlich aus dem einheimischen Material. Von hier aus ist es ein kurzer Weg bis zur Piazza del Duomo.

Die Stadtmöbel, wie es beamtendeutsch so schön heißt, sind genau so unbequem wie sie aussehen.

Wer viel hat...

Der dem Heiligen Andreas geweihte Dom besteht natürlich auch komplett aus dem Baustoff. An der Fassade, die ich bei dem Licht nicht gut fotografieren konnte, kann man die Bauabschnitte gut erkennen: begonnen in der Romanik und beendet in der Gotik.

Innen ist es ein schöner, schlichter Bau, an den Wänden kann man noch Reste der Fresken erkennen.

Das Rathaus ist ein erstaunlich scheußlicher Bau. Der Pförtner teilt mir mit, dass es hier keine Touri-Information gibt, kann mir aber auf meine Frage antworten, wie ich denn ohne Auto zu den Steinbrüchen komme. Der Busfahrer ist ein totaler Stiesel. Auf meine Frage bekomme ich zur Antwort, dass er den Bus nach Colonnata fährt und die Steinbrüche vorher an der Strecke liegen. Das wusste ich bereits, sonst wäre ich ja kaum in den Bus gestiegen. Der Bus schraubt sich wieder auf einer sehr engen Straße mit Haarnadelkurven bis in den Ort hinauf und fährt an mindestens 4 Cavi vorbei.

Ich fahre also bis in den Ort mit und drehe hier eine kurze Runde. Höher geht es nicht mehr, weiter oben ist man damit beschäftigt, die Berge abzutragen.

Auf diesen Pisten fahren hintereinander Lastwagen hinauf und mit großen Blöcken des weißen Steins wieder hinunter. Der Stein wird direkt aus dem Berg geschnitten, es gibt Stellen, an denen man die Schnittkanten sieht.
Da der Bus nach der kurzen Runde weg ist und ich nicht weiß, ob und wann der nächste Bus kommt, gehe ich den Berg hinunter in Richtung Carrara. Ich will mir die Brüche, die ich aus dem Bus gesehen habe, genauer ansehen.

Entlang der Strecke gibt es einige Buden, die überraschend geschmackvolles (unter anderem!) anbieten. Nur wenig davon könnte mich allerdings zum Kauf verführen.

Hier kann man ganz gut erkennen, dass nicht nur der berühmte reinweiße Marmor sondern auch hellgrauer Stein abgebaut wird. In einigen hundert Jahren gibt es hier freie Sicht auf... tja, nur auf die Berge dahinter.

In der Mitte des Bildes ist ein Bagger zu sehen. Nur damit mal die Dimensionen des ganzen Unternehmens deutlich werden. Ich komme an den Cavi 66 und 70 (oder so ähnlich) vorbei. Wenn alle anderen noch aktiv sind, ist das ein gewaltiges Unterfangen.

Am Straßenrand stehen auch die Überreste der Souvenir-Industrie: zwei Blumensäulen, bitte!

An dieser Stelle lagert der Marmor bis er schwarz wird.

Das Foto ist etwas irreführend, die Öffnung ist so groß, dass ein Lastwagen hineinfahren kann. Der Stein wird also auch im Berg abgebaut.

An einem Souvenirstand haben die Eigentümer einen Steinbruch im Modell mit alten und neuen Methoden des Abbaus aufgebaut. Die Größenverhältnisse spielten dabei mal keine Rolle.

Ich weiß nicht, ob dazwischen mal ein Gipfel war, aber man trägt den Berg so langsam ab.
Ich erreiche den ersten Ort zeitgleich mit dem Bus und kann den letzten Abschnitt wieder ins Tal fahren.

Und hier lagern dann auch die Steine bis sie verschifft oder per Lastwagen in alle Welt verschickt werden. Einige der Steinbrüche bieten auch Führungen an und es gibt ein Steinbruchmuseum. Hier unten kann man kurz vor Carrara ein Marmor-Museum besuchen. Ich habe darauf verzichtet. Auf den Bildern seht Ihr, dass langsam alles grün wird. Ich habe mich den Berg von Colonnata hinunter genießt und das war kein Genuss. In der Farmacia hatten wir uns so gut verstanden, die Apothekerin und ich, aber das Nasenspray ist ein Witz.
In zwei Tagen erzähle ich Euch was man sich in La Spezia anschauen kann.
Zu den Rätselbildern: Petra, Du hast natürlich Recht; es sieht auch nach Jenseits von Afrika aus.
Aber stell' Dir mal vor, es ist Herbst und Du stehst ganz allein im Nirgendwo an einer Haltestelle und hinter Dir ist ein Maisfeld....
Bis gleich! Thomas

4 Kommentare:

Uta hat gesagt…

Lieber Thomas,nun mein zweiter Teil.So wunderbar deine über 100Blogs und über Tausende von reizvollen Bilder waren und noch sind, möchte ich dich jetzt auch bald mal endlich wieder life sehen und ein wenig knuddeln können.
Deine Familie muss ja vor Sehnsucht platzen.
Offentsichtlich "trudelst" du dann wohl einen Monat früher als geplant in der Heimat ein?
Ich bin trotzdem auf die nächsten Wandertage gespannt und wünsche dir prächtiges Wetter und einzigartige Augenblicke.
Liebe Grüße Uta

thmsgrf hat gesagt…

Hallo Annette, ich muss zugeben, dass ich mit Batida und Kirschsaft überfordert war, weil ich es nicht mit Frank in Verbindung gebracht habe. Ich wohne seit mehr als 3 Jahren selbst in der Oderberger Str. und in dieser Zeit gab es keine Batida-Kirsch-Party. Ich habe heute durch Zufall Deinen ersten Kommentar gefunden, der in einem September-Post gelandet ist und dadurch klärt sich alles auf! Liebe Grüße aus der Ferne und ich freue mich auf ein Wiedersehen! Thomas

Unknown hat gesagt…

Also ich weiß nicht, hab ich schon mal einen Film gesehen, wo ein Maisfeld mitspielt? Und der ist auch noch so toll, dass man ihn mehr als einmal gesehen haben könnte? Forrest Gump vielleicht? Ich weiß es leider nicht, Thomas. Das ist Ihre Chance, Frau Goldenbaum!!! ;-)
Ich bin doch der vorbildlichste öffentliche Dienstler, den man sich vorstellen kann. Das sind die letzten Ferien vorm Sommer und mein Körper hat beschlossen in meinem wohlverdienten Urlaub sämtliche Krankheiten gleich mal abzuarbeiten, die sonst während der Arbeitszeit sonst noch angefallen wären. Nahtlos an die fiese Blasenentzündung hat sich - kaum dass das Antibiotikum alle war - neues Fieber gemeldet, diesmal mit gemeinen Halsschmerzen und nun ist auch noch die Birne voll mit Rotz und meine Nase sieht aus wie die von Rudolf. (Deshalb auch meine längere Abwesenheit.) Ist ja kein Wunder, dass mir da keine Filmtitel einfallen wollen. Aber pünktlich zum kommenden Montag bin ich wieder fit wie ein Turnschuh. Wie sich das gehört! Schade nur, dass draußen strahlender Sonnenschein und 15 Grad waren. Aber zum Glück gibt's ja deine schönen Bilder und Berichte. Bisschen viel Stein dabei heute, aber das muss ja so im Marmorland ;-)
Und jetzt haue ich mich wieder auf's Ohr.
Ich wünsch dir noch zauberhafte Wandertage und bin gespannt, wer des Filmrätsels Lösung weiß.
Liebe Grüße Petra

Unknown hat gesagt…

Guten Morgen Ihr Kommentatoren und Leser der Kommentare, ich weiß ganz genau (naja, so genau eben doch nicht), welchen Film Thomas meint, aber natürlich fällt mir der Titel nicht ein. Es ist ein alter Film - ein Krimi - mit Rock Hudson? Thommi? Ich sehe die Szene vor mir, wie der Mann wartet und dann anfängt zu rennen - so wars doch oder? Irgendwas mit "Mann" und "allein" ist glaube ich im Titel des Films - oh Mann, mein Gedächtnis, naja es ist noch sehr früh (6.20 Uhr) und ich trinke meinen Morgenkaffee, bevor ich mich aufmache ins Arbeitsleben...Wegen Deines Heuschnupfens, mein Bruderherz, das Nasenspray wirkt nicht sofort, es gibt meist auch ein "Akut"mittel, oder versuch es doch lieber mit Tabletten (Lorano, Lisino oder Citrizitin). Ich bin auch schon auf Tabletten umgestiegen, allerdings machen die mich doch ganz schön müde. So, ich muss jetzt los. An alle einen schönen Tag, obwohl es mit dem schönen Wetter ja nun erstmal wieder vorbei ist, na ist ja zum Glück Wochenende und wir müssen nicht raus ;-)) LG Katja