Dienstag, 6. April 2010

Viareggio


Nun bin ich also wieder am Meer. Der lustige Herr hier oben ist die offizielle Karnevalsmaske Burlamacco von Viareggio. Sie ist eine der Figuren aus dem "Decamerone" des Boccaccio und wurde 1930 von Uberto Bonetti entworfen. Seit einigen Jahren steht auch diese Figur auf der Promenade. Viareggio hat auch ein Karnevalsmuseum, das Festival des Europäischen Films ist von Rimini hierher gezogen und der renommierteste italienische Literaturpreis wird hier vergeben.

In Lucca hat es ab Ostersonntag 14 Uhr ununterbrochen geregnet und auch für Montag war Dauerregen angesagt. Umso erfreuter war ich, als ich am Ostermontag bei Sonnenschein starten konnte. Die Stadt lag schnell hinter mir und wieder ging es auf Feldwegen und schmalen Straßen in Richtung Meer. Auch hier ist der Ostermontag Feiertag und so hatte ich wieder mehr mit den Rennradlern als dem Autoverkehr zu tun.


Mitten im flachen Land erhebt sich plötzlich das Castello von Nozzano. Der ursprüngliche Ort ringelt sich entlang einer Straße um die Burg. Kurze Zeit später gab es dann noch eine "Bergetappe". Oben angekommen hatte ich den ersten Blick auf den Lago di Massaciuccoli und das Meer.
Auf der anderen Seite des Sees liegt der Ort Torre de Lago Puccini. Hier gibt es eine Villa, in der Puccini mal einige Zeit wohnte. Nach dem Erfolg einer seiner Opern (ich glaube es war Tosca), kaufte er diese Villa und lebte dort bis zu seinem Tode.

Im Westen und im Süden brauten sich dunkle Wolken zusammen, die an den Bergen hängen blieben. Mein Weg führte mich gewunden nach Norden und ich entkam dem Regen.

Ländliche Grafitti: um dem recht geringen Feiertagsverkehr zu entkommen, kürzte ich über einen Feldweg ab. Ich stand dann nach einigen hundert Metern wieder einmal vor einer gesperrten Privatstraße. Auf dem Weg zurück habe ich dieses Bild gesehen. Keine Ahnung, welche Bedeutung die Person und die Symbole haben.

Es grummelte und donnerte einige Male, beruhigte sich aber doch. Zumindest zog der Regen nicht nordwärts. Die Strecke führte durch landwirtschaftlich genutzte Flächen, kleine Gärten und an einem Flugplatz mit Flugschule vorbei. Direkt daneben gibt es einen Platz für Modellflieger.

Etwa 5km vor Viareggio existiert wieder nur eine vernünftige Straße, die in die Stadt führt und für eine gute Stunde hatte ich jede Menge Autos, die fast alle erstaunlicherweise das gleiche Ziel haben: Viareggio. Der mir entgegenkommende Verkehr war kaum der Rede wert und ich konnte relativ entspannt laufen.

Am Eingang zur Altstadt steht der Matildenturm. Ein Verteidigungsbauwerk aus dem 16. Jahrhundert. Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurde der Turm dann als Gefängnis genutzt. Das Bauwerk ist das Wahrzeichen der Stadt.

Am späten Nachmittag, als ich mich auf Nahrungssuche begab, wusste ich beim Anblick der Seepromenade,wo die Menschen hinwollten. Tausende von Menschen flanierten auf der sehr breiten und schön angelegten Fußgängerzone hin und her. Ich war von den vielen Menschen total überfordert und zog mich erst mit einem Eis auf eine Bank, um das Treiben zu beobachten, und dann in eine der Nebenstraßen zum Abendessen zurück. Wie gesagt, es war Feiertag, die Geschäfte hatten geschlossen, aber die Leute schlendertn und schauten und schwatzten...

Heute Morgen hatte ich Zeit, die kleinen Pavillions genauer zu betrachten. An dieser Promenade ist man zwar direkt am Meer, man kommt aber nicht ran. Davor steht nämlich eine Reihe von Geschäften und bagnos, Bädern, die Eintritt verlangen, wenn man an den Strand will. Es gibt immer wieder zwischendurch schmale Durchgänge zum Meer, aber die Strandnutzung kostet Geld.

Viareggio habe ich mir nicht richtig angesehen. Es gibt bemerkenswert viele schöne Bauwerke im Jugendstil und aus der Gründerzeit. Auch bei den kleinen Läden an der Promenade sind einige sehr schöne Bauwerke zu finden.

Die ganze Promenade bin ich heute abgelaufen. 26km schnurgerade nach Norden reiht sich Bad an Bad. Die Qualität schwankt von Ort zu Ort, viele haben eine eigene Emailadresse zur Reservierung. Einige verfügen über große Swimmingpools, WLAN-Hotspots, Restaurants, Spielplätze usw. Schaut Euch mal den Strand von Viareggio im Luftbild an, dann habt Ihr einen Eindruck davon, wie es hier im Sommer aussieht.

Auf der anderen Seite der Promenade stehen die Hotels der ersten Reihe. In Viareggio ist dieses Grand Hotel aber die Ausnahme, im allgemeinen sind die Hotels und anderen Gebäude hier kleiner und ergeben ein harmonisches Stadtbild.

Der vordere Bereich auf diesem Foto ist ausschließlich für Fußgänger und hat locker die Breite einer dreispurigen Straße. Hinter den Palmen kommt dann ein separater Radweg und dann erst die Straße.
Fußweg und Radweg setzen sich in allen Orten die ganze Strecke über fort.

Ich kam an einer schön gestalteten Seebrücke vorbei und musste natürlich rauf. Leider weiß ich nicht mehr, in welchem Ort es war. Die Gemeinden gehen ja nahtlos ineinander über. Die nachfolgenden Seebrücken waren einfach nur Stege, die ins Meer reichen.

Von der Brücke aus hatte ich einen schönen Blick auf das Hinterland mit den Bergen. In dem Moment hatte ich sofort wieder Lust auf eine Bergwanderung. Roman, falls Du das hier liest: Kann ich erst nach den Oktoberferien wiederkommen? Ich habe da noch eine Idee...

Neben der Seebrücke surften zwei Mädels, zwei kleine Jungs und einige Hunde waren auch ohne Neopren im Wasser. Mir reichte der Anblick.

Das ist eines der eleganteren Bäder. Mir haben es die verschiedenen Schriften angetan und ich fotografiere Namensschilder.

Offensichtlich sind die Badbetreiber auch für den Strand zuständig. Der ist vom Winter komplett mit Treibholz, Schilf, Seegras und dem üblichen Zivilisationsmüll bedeckt. Alles, was organisch ist, wird auf kleine Haufen geharkt und dann mit Schubkarren weggefahren. Der Restmüll wird gesondert entsorgt.

Im Sommer stehen hier in Reih und Glied Sonnenschirme und Liegen bereit. Die Lage ist aber auch beneidenswert: vorn das Meer und dahinter die Berge.
Ich mache morgen einen Ausflug und werde mich abends mit dem nächsten Post melden. Die nächsten zwei Tage bin ich dann in La Spezia, wo ich den Weg nach Genua planen werde. Bis dahin sind es gut 120km und dann ist Schluss. Dann sind acht Monate vergangen und es ist an der Zeit, nach Hause zu fahren. Ich freue mich jetzt noch auf die Cinque Terre und auf Genua selbst, werde auf dem Heimweg noch zwei-, dreimal Station machen, aber die Richtung ist dann klar. Liebe Uta, Deine Osterüberraschung hält mich auch nicht länger auf der Piste. Es reicht jetzt tatsächlich bald, obwohl ich gestern und heute die Touren wieder sehr genossen habe.
Danke Uta, für den Hinweis im gestrigen Kommentar; es ist tatsächlich der 100. veröffentlichte Post. Ich hatte auf die Zählweise bei blogger.com hier vertraut, aber die haben alle Entwürfe mitgezählt und waren schon bei 104.
Das heutige Rätsel ist wieder einmal ein Film. Diesmal einer, den wahrscheinlich jeder von Euch schon einmal (mindestens!) gesehen hat.

Stellt Euch einfach vor, Ihr seid in der Position des Fotografen...

Gute Nacht und a dopo! Thomas

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Hallo Thomas,
ja, ich lebe noch und gehöre zu der dich sträflich vernachlässigenden Fangemeinde. Mein Entschuldigung kommt später. Habe gerade erstmal den kompletten April nachgelesen. Schwitz. Wunderbar, schön und schade, dass es bald vorbei ist ...
Zum Film fällt mir gerade nur "Jenseits von Afrika" ein.
Jetzt muss ich auch schon wieder los. Melde mich später nochmal.
Liebe Grüße
Petra

Uta hat gesagt…

Mein lieber Thomas,heute hast du mich mehrfach überrascht:Erst hatte ich in der Nacht schon deinen Post von Viareggio gelesen, dann heute morgen nochmals,da kam aber für eine Antwort etwas dazwischen und nun nach diversen Frühjahrsputz ums Haus,will ich endlich alles nachholen und bin total überrascht ,völlig neue Bilder vorzufinden und dann auch noch die Antwort auf dein Fragebild beantwortet zu haben,danke, dass du gedacht hast , das kann nur Uta gewesen sein. Ich habe tatsächlich ,einen Kommentar verpasst, dabei habe ich fast den ganzen Tag daran gedacht,
zu deinem "HUNDERTSTEN" zu gratulieren.
"Natürlich" hatte ich den Film im Auge!
Den zweiten Teil gibt es nach dem Film "Klimawechsel",der für Männer wenig interessant ist.
Bis später liebe Grüße Uta