Freitag, 9. April 2010

La Spezia


Damit habe ich gar nicht mehr gerechnet: Ich habe ein Straßencafé gefunden und irgendjemand in der Umgebung hat einen ungesicherten Internetzugang. Jetzt ist nur die Frage was eher zu Ende geht, mein Akku oder der Zugang. Da ich mich aber in den nächsten drei Tagen definitiv nicht melden kann, gibt es heute eine Meldung aus einer Stadt, die mich auch wieder überrascht hat.


La Spezia war nur als Sprungbrett und Planungsstelle für die Wanderung im Nationalpark Cinque Terre gedacht. Da die Planung mithilfe der Tourismusbüros nur 5min dauerte (Morgen früh mit dem Schiff nach Porto Venere und dann immer an der Küste lang, Wanderweg Nummero Uno), hatte ich genug Zeit, mir die Stadt anzusehen.

Schon aus dem Bus war mir der Kessel aufgefallen. Das Bauwerk erinnerte mehr an die Stadienbauten in den USA als an eine Kathedrale. Gebaut wurde sie 1961. Im Diozösanmuseum habe ich heute die Entwürfe aus den 20er Jahren gesehen.


Es blieb nur unklar, ob die Kathedrale gebaut und im Krieg zerstört wurde, oder ob der Bau gar nicht zu stande kam. La Spezia hat den größten oder zweitgrößten Militärhafen Italiens und ist im Krieg mit am stärksten zerstört worden. Der Innenraum der Kirche erinnert so ein wenig an den Bau der Wallfahrtskirche in Siracusa. Allerdings erreicht er nicht dessen Erhabenheit sondern wirkt eher wie eine Tiefgarage oder Bunkeranlage. Die gewaltige Decke wird von 12 Säulen gestützt, den 12 Aposteln gleich.


Da La Spezia am Berg gebaut ist, steht die Kathedrale auch etwas erhöht, der Bereich davor ist mit einem häßlichen Riegel geschlossen, der belanglose Geschäfte beherbergt.


Davor ein riesiger trostloser Platz, der in keiner Weise genutzt wird. Auch steht die Kirche untypisch etwas ausßerhalb des Zentrums und ist an das Leben, das dort in den Straßen tobt, gar nicht angebunden.

Hinter diesem tristen Platz liegt ein breiter Gürtel mit Parks und Gärten, dann eine Straße und abschließend die Uferpromenade. Hier wird eine Ausstellung mit Motorbooten vorbereitet, die wahrscheinlich am Wochenende stattfindet. Ich werde es ja morgen sehen.


Das heroische Standbild im Hintergrund ist Garibaldi, der allerdings gestützt werden muss. Auch dieser Park gehört zu dem breiten Streifen, der die Stadt vom Wasser trennt.


Der eigentliche Altstadtbereich hat eine recht hohe Dichte an mächtigen und prunkvollen Bürgerhäusern. Viele der Straßen sind Fußgängerzonen, leider nicht die Straßen an meinem Hotel. Ich habe ein Eckzimmer mit zwei Fenstern, das ist der Vorteil, zu zwei Hauptstraßen, das ist der Nachteil.

Der Corso Cavour führt direkt zur gleichnamigen Piazza, die vollständig überdacht ist. Am Donnerstag und am Freitag zumindest finden hier Märkte statt. Eine Ecke die Blumen, eine der Fisch, die dritte Obst und Gemüse und in der vierten der ganze Krempel.

Am Nachmittag ist alles abgebaut und die Jungs spielen Fußball.

Die Stände der Fischverkäufer
Und es gibt nicht nur das Duff-Bier! Allerdings hatte Crusty hier in Spezia nicht viel Glück.

La Spezia hat ein Kastell und darin ein Archäologiemuseum. Was hält mich da noch unten? Nichts. Es gibt eine Karte für fünf Museen für ein Drittel des Normalpreises. Ich wurde dann heute schon etwas merkwürdig angesehen; es ist wahrscheinlich nicht so häufig, dass jemand in anderthalb Tagen alle fünf Museen besucht. Die Museen sind aber auch recht klein. Dabei sind sie aber durchaus sehenswert, das Archäologiemuseum ist von der Anlage her eines der schönsten und die Sammlung Amadeo Lia, die ich gestern schon besucht habe (das umfangreichste Museum und das einzige, das auch über Mittag geöffnet hat), ein echter Glückstreffer.

Vom Kastell aus auf die Anwesen auf dem Hügel geschaut. Leider ist der größte Teil, den die Bewohner sehen Industrie- und Militärhafen.

Eine der Fußgängerzonen, im allgemeinen und auch gerade jetzt viel stärker belebt. Es ist jetzt 19.15 Uhr, wir haben 21°C und die Leute strömen um meinen Tisch.

Neben den genannten Museen war ich in dem weltweit einzigartigen Siegelmuseum. Das kommt davon, wenn man zu faul ist, den Begriff sigillo nachzuschlagen. Die drei Räume spannten einen Bogen von den alten Ägyptern bis zu Fabergè, mit Abstechern nach China, Indien und Japan. Wunderbare Stücke und hochinteressant. Schön, dass ich auch für so etwas Zeit habe. Alle Museen hier haben Erläuterungen in Deutsch und haben eine sehr effektvolle, moderne Präsentation.
Wie gesagt, wird ab morgen wieder gewandert. Die Etappen sind kurz und ich habe genug Zeit zu fotografieren. Am 12. habe ich einHotel mit Internet auf dem Zimmer. Da gibt es dann Fotos von der traumhaften Küste, wenn man den Fotos trauen darf. Aber Jacqueline war ja auch davon begeistert, ich freue mich drauf.
Mein Schwesterherz hat Recht, genau diesen Film hatte ich im Sinn, als das Flugzeug auf mich zu kam und dann hinter mir auf der Wiese landetet. Nur Rock Hudson ist falsch: Cary Grant ist der Hauptdarsteller, neben James Mason und Eva Marie Saint.
Bis zum 12. habt Ihr Zeit, den Namen des Films heraus zu bekommen.
Ciao! Thomas
P.S. Die roten Metallfiguren, die auf fast jedem Foto zu sehen sind, gehören zu einer Ausstellung im CAMEC - Centro d'Arte Moderna e Contemporanea. Die Ausstellung heißt L'albereo delle Carrube des einheimischen Künstlers Tomaino.

3 Kommentare:

Uta hat gesagt…

Hallo Thomas, ich war auch überrascht,so "früh" am Abend einen neuen Bericht vorzufinden. Die Übertragung muss dieses Mal besonders schnell gegangen sein.
Erst durch den Post deiner Schwester erinnerte ich mich, dass du ja oft sehr unter deiner Blütenallergie gelitten hast. Da ist ja so ein Nationalpark gerade das "Rchtige"? Oder hast du ein passendes Medikament aufgetrieben, ich hoffe.
Ja, du findest nicht überall auf zum deinem Weg nur "alte" Steine.Trotzdem hast du interessante Bilder geschossen und einen Museenrundgang zum"Schnäppchenpreis" erhalten!
Bei uns hat sich der Frühling erst einmal wieder verabschiedet und es wehte heute ein unangenehmer Wind.
Du hast die kommenden Tage hoffentlich warmes und sonniges Wanderwetter und erfreust uns in einigen Tagen mit traumhaften Bildern,so dass die ganze Leserschar in den kommenden Jahren nur noch über das "Reisebüro Graf" nach Italien pilgert.
Ich habe im Juli erst einmal eine Woche Rom gebucht,allerdings über einen anderen Anbieter!
Liebe Grüße Uta

wimwanderer hat gesagt…

Hallo Thomas,
des Rätsels Lösung ist: "Der unsichtbare Dritte". Mir ist der Film natürlich, wie Du dir denken kannst unbekannt. Aber bei so vielen Hinweisen hilft schnell das Internet.
Danke für die schönen Fotos. Bei uns bricht aber nun doch der Frühling aus.
Leider auch hier mit den unangenehmen Begleiterscheinungen für die Allergiker. Gute Besserung und weiter schönen Weg
Pa

cdiet004 hat gesagt…

Hallo Thomas,ich melde mich hiermit wieder zurück,nachdem ich eine Woche zur Schülerladenfahrt am Stettiner Haff war.Wir hatten Sonnenschein und allzeit gute Laune,auch dank der beiden neuen Kollegen und ich blicke wieder freudig in die nächste Zeit!
Ich hatte ja einiges nachzuholen und habe die "Spaziergänge" mit den unglaublich vielen Informationen und Fotos wieder sehr genossen.
Natürlich bin ich erstaunt und auch erfreut, daß du nun schon ans Heimkommen denkst.
Ich wünsche dir wie immer ein fröhliches Fortkommen und grüße janz dolle, die olle Claudia (reim dir oder ick schlag dir)