Die Leute legen hier ein seltsames Verhalten an den Tag: Sie halten die Hände in die Luft und lassen sich dabei fotografieren. Nicht etwa nur diese eine Frau sondern Dutzende! Nun ja, wenn es Spaß macht...
Vorgestern waren es noch gut 36km bis Pisa, die ich gemächlich auf zwei Tage verteilte. Dadurch hatte ich den gestrigen Nachmittag schon hier zu einer ersten Besichtigungsrunde.
Im Gespräch stellte sich heraus, dass er ein echter Buonarotti ist, ein direkter Nachfahre des Großneffen von Michelangelo Buonarotti, der in Florenz die Casa Bunarotti eingerichtet hatte um das Werk seines Großonkels zu bewahren. Er bot mir gestern früh beim Start an, am Sonntag nach Florenz zu kommen und dort eine private Führung durch die Casa und das Archiv zu bekommen. Ich habe spontan zugesagt und in Lucca eine zusätzliche Nacht gebucht.
Der Weg nach Pisa war kurz und wenig aufregend. Der Steinbruch hier erinnert mich daran, dass Carrara ja auch noch auf der Strecke liegt.
Kurz vor Pisa bin ich ein ganz kurzes Stück auf dem Deich am Arno unterwegs. Hätte man den Weg die ganze Zeit gehen können, wäre ich erst halb so weit. Der Fluß mäandert über die Maßen durch die Lande. Wenn ich mich an dieser Stelle umdrehe,
habe ich diese Sicht. Das nenne ich gute Verkehrsanbindung...
Ich war vor mehr als 10 Jahren in Pisa und kann mich eigentlich nur noch an zwei Dinge erinnern. Eines davon ist natürlich die Piazza dei Miracoli, das andere ein Wandbild von Keith Haring. Ab hier fließt der Arno noch knapp 20km, dann ist das Meer erreicht.
Im Krieg wurde das Gebäude durch Bomben der Alliierten stark beschädigt und ein Teil der riesigen und fantastischen Fresken wurde dabei zerstört.
Diese Gänge waren mit den herrlichen Fresken ausgekleidet. Als nach dem Krieg die Reste der Fresken abgenommen wurden, um sie zu restaurieren, kamen die Vorzeichnungen, die Sinopien, zum Vorschein. Die Sinopien sind auf der anderen Seite des Platzes in einem eigenen Museum ausgestellt.
Als ich um den Dom herum gehe, fällt mir eine Vielzahl unterschiedlicher Farbtöne des Marmors auf. Die Steine sind unregelmäßig groß, einige sind mit Inschriften oder Ornamenten versehen. Ich lese dann, dass man das Baumaterial von überall heran holte, zum Teil aus eroberten Städten. Einige Teile sehen aus wie römische Grabplatten.
Altartisch und Pult sind neue Werke aus Marmor, die wunderbare Kanzel von Pisano ließ sich leider nicht von mir fotografieren. Dazu ist mein Objektiv zu lichtschwach, ohne Stativ ist da nichts zu machen.
Soviel zu der Piazza dei Miracoli. Ich habe mich heute Nachmittag natürlich auch noch im Rest der Stadt umgesehen.
Eine nette Politesse war mit dem Radl da...
Diese Kirche hat einen sehr seltsamen Platz. Das kleine Kirchlein wurde für einen Dorn aus der Dornenkrone errichtet und heißt deshalb auch Santa Maria della Spina. Eigentlich war die Kirche direkt auf dem Ufer des Arno errichtet und litt natürlich regelmäßig unter den Überflutungen. Als das Ufer generell neu gestaltet wurde, hat man die Kirche Stück für Stück abgetragen und oben wieder neu errichtet. Mit dem Straßenverkehr hat damals natürlich noch niemand gerechnet.
Auf einer Brandmauer eines Nebengebäudes des Konventes Sant'Antonio Abate hat Keith Haring im Jahre 1989 ein Wandbild mit dem Titel "Tuttomondo" -Die ganze Welt, geschaffen.
Morgen also nach Lucca und dann gehe ich an die Küste. Dort wandere ich dann direkt nach Norden. Ich schreibe Euch aus Lucca, wahrscheinlich übermorgen.
Heute ist zweimal zwischendurch das Internet ausgefallen und ich musste Teile doppelt schreiben.
Schöne Ferien! Thomas
4 Kommentare:
Hallo Thomas,
und wieder gute Fotos und der gewohnt witzige Text aus Pisa und Umgebung.
Aber wenn Du uns von 36 Fotos 6 von " Händehoch-Haltenden" servierst, dann bemühe Dich bitte um die Erklärung. Mache Dich schlau! Nach so umfangreichen bisherigen Erläuterungen, wird es Dir ein leichtes sein, uns aufzuklären.
Weiter guten Weg,
Pa
Lieber Thomas,such dir eines der aufgezählten Eigenschaftswörter für deine Bilder aus.Obwohl wir heute einen sonnigen Karfreitag haben,möchte ich auch gleich wieder weg,wenn ich deinen Post betrachte.Er weckt ganz viel Sehnsucht.
Beim ersten Bild dachte ich,ah, Thomas hat ein Sportfest endeckt, wirklich merkwürdig das "Salve"?
Ich habe gestern Abend deinen neuesten Beitrag verpasst, weil wir mit unseren Nachbarn ein großes Osterfeuer auf dem Feld hinterm Haus veranstaltet haben,alle bösen Geister sind nun fort,die letzten wurden im Alkohol ertränkt.Wir hoffen nun .das alles besser wird!
Dir wünsche ich ein sonniges Osterfest mit ganz viel Blumen am Wegesrand statt Ostereier und viele schöne Entdeckungen.
Liebe Grüße Uta
...
1. nun habe doch mal Verständnis/Nachsicht bei den "Touris", nicht jeder kann es sich leisten, "genüsslich" durch die italienische Landschaft und Geschichte zu "schlendern", da kommt es schon mal zu Auswüchsen grins!!
2. jetzt müsste man mal untersuchen (oder als Auflösung gesagt bekommen!), in welcher Postion zum "Schiefen Turm" die Leute mit den erhobenen Händen standen, dann sind es vermutlich diejenigen, die in den Fotoalben zu Hause den Turm stützen oder ähnliche Aktivitäten entfalten - wie das Internet zeigt, sind die Menschen ja in diesem Zusammenhang sehr einfallsreich!!!
Imi
Imi hat natürlich Recht: Man kann zwei Gruppen von Touristen unterscheiden. Die erste Gruppe der lieben Helferlein versucht den Turm zu stützen und die zweite Gruppe tut so, als hätten sie den Turm in Schieflage gebracht. Soviel zu der Auflösung mein lieber Wim.Wanderer! Thomas
Kommentar veröffentlichen