Mittwoch, 21. April 2010

Parma


Aus Torino bin ich nach Parma ins Hotel "Torino" gewechselt.
Parma ist schön überschaubar. Ich habe am ersten Nachmittag die Sehenswürdigkeiten von außen betrachtet und bin dann am nächsten Tag in die Ausstellungen gegangen. Gleich der erste Eindruck zeigt eine lebendige, sehr fahrradfreundliche und gepflegte kleine Stadt. Das klein bezieht sich natürlich nur auf die Altstadt, Parma hat fast 200.000 Einwohner.

Schöne Fußgängerzonen, freundliche Menschen- Parma ist ein beschauliches und aufgeräumtes Städtchen. Das Schild an der Laterne im Vordergrund verweist auf eine große Ausstellung, die die Stadt an drei verschiedenen Standorten realisiert hat. "Nove100", also 900, steht für die 900er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, das 20. Jahrhundert. Es hat auch bei mir etwas gedauert, bis ich diese Zählweise begriffen hatte. Sie ist aber ziemlich verbreitet.

Auch Parma hat wieder schöne Cafés und auffallend viele Geschäfte, die die einheimischen Spezialitäten verkaufen. Neben Parmaschinken und Parmesan sind hier auch Nudeln (welche Überraschung in Italien) dabei, Barilla produziert hier vor Ort.

Der schönste Platz der Stadt ist die Piazza Duomo mit dem Dom, der zu den Hauptwerken der Romanik in Italien zählt, und dem Baptisterium aus dem seltenen rosa Marmor.
Besonders im Licht der untergehenden Sonne wirkt die Farbe des Marmors. Benedetto Antelami begann mit dem Bau 1196, an der Wende zur Gotik, und musste den Bau 1216 in der zweiten "Etage" für einige Zeit unterbrechen, da der kostbare Stein aus Verona nicht ausreichend zur Verfügung stand. Erst 1246 konnte der Bau fortgesetzt werden und dann 1270 beendet werden.

Die Fresken im Inneren sind aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Der Bau hat einen achteckigen Grundriss, der sich im Taufbecken in der Mitte wiederfindet.

Es war interessant zu beobachten, wie zwei eifrige Lehrerinnen, die zeitgleich mit ihren Gruppen im Gebäude (mit einer ausgezeichneten Akkustik) waren, sich gegenseitig zu übertönen versuchten. Die Eine gab dann auf und ging zu eher pantomimischen Erklärungen über.

Der Dom ist aber auch nur im Äußeren romanisch geblieben. Das Innere ist später verändert worden. Höhepunkt ist die Kuppel, die von Correggio mit Fresken ausgestaltet wurde.

Erbaut wurde der Dom zwischen 1055 und 1058. Ich beziehe meine Informationen aus der wikipedia italiana, da die deutsche Seite keine Einträge zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt aufweist, eigentlich merkwürdig.

Zwei Nebenstraßen hinter dem Dom ist die Altstadt auch schon zu Ende und ich finde ein Gebäude, das ganz schön aus dem hier erwarteten Rahmen fällt.

Ich habe meinen Kellner nach dem Gebäude gefragt, keiner konnte mir sagen, welche Funktion es hat.

Der Domplatz wird auf der dem Dom gegenüberliegenden Seite vom Palazzo Vescovile begrenzt. Der Hof hat einen schönen Arkadengang, wird aber als Parkplatz missbraucht.
Der lebendigste Platz ist bei so schönem Wetter ohne Zweifel die Grünfläche vor dem gigantischen Palazzo Pilotta. Dieser Palast diente den Herzögen von Parma als Wohnsitz und ist heute kulturelles Zentrum der Stadt. Hier sind die historische Bibliothek, das Archäologiemuseum und die Galleria Nazionale di Parma zu finden. Auf der Rasenfläche steht ein Denkmal für den berühmten Komponisten Josef Grün, auf italienisch klingt das natürlich besser: Giuseppe Verdi. Das erste Foto des heutigen Posts zeigt die zentrale Durchfahrt des Palastes, von der aus man Zugang zu den Museen hat. Andererseits kann man über den Torrente Parma, den Fluß Parma, direkt in den größten Park der Stadt, den Giardino Ducale, gehen.

Im Inneren des Palastes verdeutlicht das Teatro Farnese am besten, welche Dimensionen das Gebäude hat. Dieses Theater mit 3000 Sitzplätzen war eine komplette Holzkonstruktion, die mit Stukkaturen versehen und bemalt war.

Durch das Bombardement vom 13. Mai 1944 durch die Alliierten wurde das Theater völlig zerstört. Der Neubau wurde mit den wenigen Resten, die noch vorhanden waren, in den 50er Jahren errichtet.

In einem Nebenraum ist ein Modell des Theaters ausgestellt.

Auch die Nationalgalerie ist in diesen gigantischen Räumen untergebracht und hat eine Zwischenetage mit einer gewagten Metallkonstruktion eingefügt, die in die Wände eingehängt wurde.

Was hier an Rüstungen verbaut wurde, ist unglaublich. Wenigstens wirkt der Raum nicht mehr so groß und leer. Mir hätte ja eine etwas weniger Material in eleganterer Bauweise besser gefallen. Nicht immer gilt: "viel hilft viel" - die obere Etage war geschlossen.

Die Grünfläche ist Treffpunkt und Schaubühne.

Der Palast im Park ist ebenfalls ein Bauwerk, dass sich Ottavio Farnese errichten ließ, nur zwei- oder dreihundert Meter vom Pilottapalast entfernt. Wahrscheinlich zog er sich hierhin zurück, wenn er mal ein kleines, intimes Ambiente bevorzugte.

Der Park war dank des schönen Wetters gut besucht. Das bunte Treiben ähnelte dem im Berliner Tiergarten, nur ohne Grillgeruch.

Am Rande des Parks steht das Park-Theater.

Der zentrale Platz, die gute Stube sozusagen, ist die Piazza Garibaldi. Das beherrschende Bauwerk ist der Palazzo del Governatore. Im Ursprung aus dem 18. Jahrhundert (natürlich auf wesentlich älterer Basis errichtet), ist das Gebäude seit dem Januar 2010 ein Ausstellungszentrum für die Kunst der Gegenwart. Eröffnet wurde das Haus mit der großen Ausstellung "Nove100", die alle Sparten der Kunstsammlung des 20. Jahrhunderts erstmals vereint. Hier im Haus sind Malerei und Plastik, sowie Fotografie ausgestellt. In der ehemaligen Handelskammer wird die Mode präsentiert und in der Scuderie des Palazzo Pilotta sind Design und Architektur zu finden. Alle drei Ausstellungen präsentieren hauptsächlich einheimische oder regionale Künster, waren aber sehr sehenswert. Abstrakte Malerei ist nach barocker Pracht eine nette Abwechslung.

An der Fassade des Palazzo sind wieder drei astronomische Instrumente angebracht.

Der Platz wird von der Straße Giuseppe Mazzini gequert. Auf der anderen Seite befindet sich in einem Gebäudekomplex aus dem frühen 17. Jahrhundert das Rathaus. Nicht besonders repräsentativ aber eindrucksvoll.

Die Stadt hat natürlich noch wesentlich mehr zu bieten. Für alle Sporttfans gibt es mindestens eine Fußballmanschaft, Rugby und Baseball werden auch gespielt. Die Stadt hat eine der ältesten Universitäten und entsprechend junges Leben auf den Straßen. Ich wiederhole mich gern: hier kann man durchaus noch einmal hin. Zumal ich in der Touristeninformation einen Wanderführer für die Via Francigena hier in der Region gefunden habe...

Ich habe Glück mit dem Wetter und der Woche der Kultur, alle Museen sind bis zum 25. April kostenlos oder zu stark reduzierten Eintrittspreisen zu besuchen.
Interessantes Penthouse, oder?

Das Filmrätsel kann ich auflösen: Hut und Schal gehörten natürlich zu Federico Fellini und der arabische Mantel war tatsächlich die Kleidung von Peter O'Toole in "Lawrence of Arabia" Emerson hat als Erste (und Einzige vollständig) gelöst, aber auch allen anderen Glückwunsch!
Die Sache mit dem Foto, auf dem Euch was auffallen soll, ist wirklich knifflig. Also mache ich ein Suchbild daraus: Im Jahre 1709 belagerten die Franzosen die Stadt 117 Tage lang ohne Erfolg. Im Zuge dieser Aktion verirrten sich zwei Kanonenkugeln bis auf den Platz und blieben in der Fassade stecken. Schöne Geschichte.
Da Ihr jetzt so lange warten musstet, gibt es heute (23.4.) schon den nächsten Post.
Bis nachher!
Thomas

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Du meinst das letzte Foto? Also ungewöhnlich finde ich, dass oben in zwei Fenstern direkt in den Scheiben irgendwelche Luftfilter eingebaut zu sein scheinen. Ansonsten sind ja nur noch die Sonnenschirme gleich und das finde ich auch schon ungewöhnlich, dass die nicht auf Ständern beweglich sind, sondern die Halterungen direkt in den Straßenboden eingelassen sind. Aber ungewöhnlicher finde ich schon die Lüftungsdinger direkt in den Fensterscheiben.
LG Petra