Dienstag, 13. April 2010

Levanto

Das habe ich so nicht gewollt! Ich habe heute den ganzen Tag damit verbracht, das Kabel wieder zu bekommen, was (wie Ihr sehen könnt) geklappt hat. Vorhin habe ich gut 2 Stunden damit verbracht, die neuen Fotos durch den alten Post zu schieben und dann war die Verbindung weg und alles auf Null. Also gibt es einen Nachtrags-Post:

Montag
Kein Wochenende, also ruhiges Wandern allein auf weiter Flur. Falsch gedacht! Am frühen Morgen habe ich die Strecke tatsächlich für mich, aber bald kommen die ersten Wandergruppen. Kein Zweifel, die Schweizer sind ein Wandervolk. Sie und Franzosen bevölkern die Wege.


Schon in Vernazza geht es tüchtig in die Höhe. Welche Funktion, wenn überhaupt, das Boot in diesem Haus in gut 50m über dem Meeresspiegel hat, kann ich nicht ergründen. Es ist auch heute wieder bestes Wanderwetter, der Wettergott will mir den Abschied schwer machen.

Wie auch die anderen Orte hat Vernazza aus der Ferne betrachtet etwas Unwirkliches, Erfundenes an sich.

Die erste Mohnblume am Wege.
Von Vernazza soll in 90min der letzte der fünf Orte der Cinque Terre erreicht werden, Monterosso al Mare. Ich trödele vor mich hin und brauche gut zwei Stunden bis ich wieder aus der Höhe absteigen kann.

Wie an den Tage zuvor bietet auch heute die Wanderung herrliche Natur und wunderbare Ausblicke entlang der Küste. Irgendwo über mir muss die Küstenstraße verlaufen, von der nichts zu hören und zu sehen ist.

Dann kann ich den ersten Blick auf Monterosso al Mare werfen. Von hier aus geht es auf dem Wanderweg 10 auf der Landzunge, die man im Hintergrund sieht, bis zur Spitze vor und dann auf der anderen Küstenseite weiter nach Levanto.

Blick zurück: Vernazza ist in der Sonne gut zu erkennen. Wieder führt der Weg durch Olivenhaine, Wald und Buschwerk in einer Höhe von gut 200m über dem Meer.


In der Nähe der Orte sind die Hänge bis weit nach oben bebaut. Die Küstenstraße ist auf dem oberen Absatz mit ihrer Befestigung zu erkennen.


Keine Ahnung, was das für eine Pflanze ist, aber ich bin wieder fasziniert.


Monterosso al Mare besteht aus zwei Teilen, die durch den Felsen in der Mitte des Fotos getrennt werden. Durch den Felsen führt ein Tunnel, oben auf steht der Torre Aurora. Im zweiten Ortsteil pausiere ich auf der Promenade bei Foccacia mit Anchovis. (Ich habe bei jedem Anchovis-Essen an Dich gedacht, Jacqueline!)

Eine Besonderheit von Monterosso ist neben dem nennenswerten Strand, den der Ort vorzuweisen hat, der Il Gigante; eine große Steinskulptur, die auf diesem Bild allerdings mehr zu erraten als zu erkennen ist.

Hier links im Bild schon etwas besser zu sehen, trägt der Gigant eine Blumenschale. Nun ja, genauere Informationen habe ich darüber vor Ort nicht gefunden. Ich steige bei ziemlicher Hitze den Berg im Hintergrund hinauf und entledige mich dabei aller überflüssiger Kleidung. Dabei verwickle ich eine der vielen, vielen Schweizerinnen in ein Gespräch. Eigentlich wollte die Familie im Engadin Ski fahren, aber bei Neuschnee und -11°C hat man umdisponiert. Deshalb ist die Schweiz also hier unterwegs, denen ist zu Hause zu kalt!

Oben auf dem Berg stehen die Überreste einer Einsiedelei, die Augustinermönche aus Bayern hier errichtet haben. Eigentlich heißt der Punkt hier auch Faro, also Leuchtturm. Aber von einem solchen ist weit und breit nichts zu sehen.

Dafür reicht der Blick zurück über die ganze Küste der Cinque Terre. Von Monterrosso al Mare im Vordergrund und Vernazza ganz rechts

bis hin zu den Inseln bei Porto Venere auf diesem Foto. Die besten Plätze sind belegt und ich mache mich auf den Weg nach Levanto.

Die erste Zeit verläuft der Weg wieder direkt an der Küstenlinie bevor er dann in den Wald hinunter führt.

Bereits kurz vor Levanto biegt der Weg in einem Olivenhain an der Küste ab und direkt an der Biegung ist eine kleine Steinbank. Hier pausiere ich und denke noch einmal über die Entscheidung nach.
Genua als Endpunkt der Wanderung hatte sich für mich schon nach der Zwangspause in Graz und Trieste ergeben. Bis hierhin wollte ich unbedingt kommen. Die ursprüngliche Idee, durch Frankreich zurück zu wandern, hatte sich schnell an der Realität messen lassen müssen und war begraben worden. Mit jedem Tag, den ich unterwegs bin, wächst meine Hochachtung vor der Leistung des kleinen Sachsen, der vor 200 Jahren diesen Weg gegangen ist. Ein kleiner Mann, 30cm kürzer als ich und auch schon 38 Jahre alt, wandert in 9 Monaten fast 6000km. Wie er das geschafft hat, ist mir ein Rätsel. Selbst wenn man davon ausgeht, dass er ein wenig übertrieben hat, so ist es eine grandiose Leistung. Die enormen Tagesetappen, die er sich zugemutet hat, hätte ich nicht laufen können. Aber die Tour war ja auch kein Wettbewerb " Ich wandere mehr als Seume" sondern ein Versuch, die Route in der heutigen Zeit zu gehen. Ich habe in der Zwischenzeit einen Eintrag im Internet gefunden (www.spaziergaenger.de), wo ein Herr Wolfgang Timmer in Etappen tatsächlich den gesamten Weg nach Syrakus und zurück gewandert ist.

Der erste Blick auf Levanto. Der Ort ist schon bedeutend größer, er hat ja auch mehr Raum in dieser großen Bucht. Etwas seltsam mutet die Hochstraße an, die einspurig(!) mit Ampelregelung zwischen der Stadt und dem Strand verläuft. Ich gehe etwas in der Stadt spazieren und genieße den Sonnenuntergang am Strand.

Ich möchte Euch allen, die Ihr den Tücken vom Bloggen getrotzt habt, oder per Mail und SMS kommentiert habt, danken. Ich habe mich über jeden Gruß aus der Heimat gefreut. Irgendwie ist es komisch, dass eine so lange Zeitspanne so schnell vergehen kann. Ich wurde schon nostalgisch und habe die ersten Eintragungen gelesen, um den Start Revue passieren zu lassen.
Genug davon; morgen fahre ich nach Genova, dort gibt es dann einen Post von meinem heutigen Quartier Rapallo und einen aus Genova selbst. Die nächsten beiden Ziele stehen dann schon fest, verraten wird noch nichts.
Bis gleich! Thomas

1 Kommentar:

Uta hat gesagt…

Mein lieber Thomas, du kannst es nicht lassen, es ist schwer Abschied zu nehmen,zumal die Ausblicke immer wundervoller werden.Was soll mit dir in dem tristen Berlin werden? Sicher verkrauchst du dich dann immer in diversen Kinos und schaust dir wehmutsvoll " Bella Italia-Filme" an..
Es war ein schöne und aufregende, abwechslungsreiche und auch sehr lehrreiche Zeit mit dir.
Ich danke dir für deine witzigen,spritzigen und umfangreichen Kommentare und die unzähligen unbeschreiblich schönen Bilder, die glaube ich, immer besser worden.
Du hast uns über den trüben Winter gebracht und viele sonnige Stunden beschert. Unser und natürlich mein besonderer Dank wird dir noch lange nachklingen und mit persönlichen "Attacken"
noch das Leben nach deinem Wanderleben" schwer" machen.
Ich muss mich jetzt auch ein wenig in Form bringen-beim Sport.
Liebe Grüße Uta